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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Das Selichkraut war mich noch am Vernebeln, un obwohls schon diesicher Morgen war hörte ich inner Nahferne wildes Feiergeschrei, ja, so kanns zugehn bei den Erntetauschs. Ich gähnte un streckte mich un alles tat mir weh, aber ich fühlte mich so richtich gut un leer, ja, wies halt so is wenn du n schönes Mädchen knallst. Ganz inner Nähe wurd n rauchiches Frühstück gebruzelt un ich zog mir schnell Hose un Jacke an. Die Augen von dem Kolekolemädchen gingn auf wie n Fächer un sie murmelte, Morgen, Ziegenhirte , un ich lachte un sagte, ich geh uns was zum Kaun holn , aber sie tat mir nich glauben, drum dachte ich, ich zeig ihr dass sie sich am Irrn is, un freute mich auf ihr Lächeln wenn ich mit Frühstück zurückkam. Vorm Lagerhaus von den Kolokole ging n rumplicher Fad anner Stadtmauer lang, aber ich wusste nich ob nach Norden oder Süden un rätselte wo lang, wie plözlich ne Honokaawache vom Schutzwall stürzte un mich um n Haar unter sich begraben hätt.
    Meine Innerein schossen mir in die Brust un wieder zurück.
    Der Schaft von nem Armbrustfeil kuckte aus seiner Nase raus un die Eisenspitze hinten ausm Kopf, un mit eim Schlag erkannte ich dem Morgen sein ach ensetzliches Wahr.
    Die wilde Feier inner Nahferne warn hefticher Kamf! Das rauchiche Frühstück war brenndes Stroh! Mein erster Gedanke warn meine Leute, un ich kanickelte zu unserm Lager inner Stadtnabe un rief: KONA! KONA! Ja, die dunklen Flügel von dem furchbarn Wort schlugen wütend durch Honokaa un ich hörte n Donnern un Splittern un schlimmes Geschrei, un da wusste ich dass das Stadttor unten war. Ich kam zum Platz, aber s panische Gewusel versperrte mir den Weg, un die Angst, ja, die Angst un ihr heißer Stink brachte mich zu Umkehrn. Ich rannte um die engen Straßen rum, aber die Schreie un Ferde un knallnden Peitschen von den Kona kamn immer näher un donnerten durch die dunstichen brennden Gassen wie n Tsunami, un ich wusste nich mehr wo ich hergekommn war un wo ich hinrannte, un krawumm! stieß mich ne alte Ma mit trüben Augen innen Rinnstein. Mich kriegt ihr nich in eure dreckichen Foten , schrie sie un drosch mit nem Nudelholz ins Nix rein, aber wie ich wieder aufn Beinen war, war sie bleich un stumm, weil aus ihrer Brust da spross n Feil raus, un wusch wickelte sich ne Peitsche um meine Füße un wusch flog ich durch die Luft und wumm schlug mir das Flaster n Loch in Kopf schlimmer als wie n verdammter Meißel.
     
    Wie ich wieder aufwachte war mein junger Körper n alter Kübel voll Schmerz, ja, meine Knie warn kaputt, ein Ellbogen angeschwolln un steif, meine Rippen warn angeknackst un zwei Zähne wech, mein Mund ging nich mehr richtich zu un die Beule oben auf meim Schädel war wie n zweiter Kopf. Ich hatt ne Kapuze über wie ne Ziege vorm Schlachten, meine Hände un Füße warn mördrisch fest zusammgezurrt un auf un unter mir lagen andre arme Körper, ja, un alles tat mir weh wie noch nienie vorher un auch nie mehr nachher, nee! Wagenräder ächzten, Hufe klapperten un mit jedm Schaukeln schwappte der Schmerz in meim Schädel rum.
    Na, da gabs nix zum Rätseln. Wir warn versklavt un wurden nach Kona geschafft, genau wie mein verlorner Bruder Adam. Ich war nich sonders froh dass ich noch am Leben war, weil ich war nur noch Schmerz un so hilflos als wie n Speckvogel wo am Haken ausblutet. N zappelnder Fuß kwetschte mir die Eier un ich flüsterte, is hier einer wach?, weil ich war nemmich noch am Glauben ich könnt vielleicht kanickeln, doch neben mir brüllte ne raue Konastimme: Maul halten, meine strammen Burschen, oder meine Klinge schneidet jedm von euch Dingoscheißhaufen die Zunge raus, das schwör ich euch! Über mir war einer am Pissen, un durch mein Ärmel sickerte n warmes Nass wo nach ner Weile n kaltes Nass draus wurd. Ich zählte fümf Konastimmen, drei Ferde undn Käfig mit Hühnern. Unsre Enführer redeten über die Mädchen wo sie beim Überfall in Honoka aufgerissen un geknallt hatten, un da wusste ich dass ich schon n halben Tag oder mehr unter der Kapuze steckte. Hunger hatt ich keinn, aber, ach, n Durst wie heiße Asche. Eine von den Konastimmen kannte ich, aber ich verstand nich wieso. Alle paar Augnblicks donnerten Kriegshufe die Straße runter un ich hörte, alles klar, Cäptn! un jawohl, Herr! un die Schlacht läuft gut!, un so erfuhr ich dass die Kona nich bloß Honokaa überfalln hatten sondern den ganzn Norden von Big I am Einnehm warn, ja, un das hieß auch die Täler. Meine Neun Gefalteten Täler.

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