Der Wolkenatlas (German Edition)
Sonmi , betete ich, gütiche Sonmi, kümmer dich um meine Familje un Verwanten.
Schließlich zog der Schlaf mich davon un ich träumte von dem Kolokolemädchen, aber ihre Brüste un Flanken warn aus Schnee un Lavastein un wie ich aufwachte, merkte ich wie n toter Sklave unter mir alle Wärme aus mir raussaugte. Ich schrie: He, Kona, hier is n Toter drin un vielleicht tuts euer Ferd euch danken, wenns nich mehr so schwer ziehn muss. N Junge wo auf mir lag, vielleicht wars der Pisser, jaulte auf wie der Konakutscher ihm als Dank für mein Freundlichsein eins mit der Peitsche überzog. Den Vögeln ihre Lieder sagten mir dass bald Abend war, ja, wir warn den ganzen Tag gefahrn.
N ganze Weile später hielten wir an, un ich wurde ausm Wagen rausgezerrt un mit nem Spießer gespickt. Ich zappelte un brüllte un hörte n Kona sagen, der hier lebt jednfalls noch , un dann schleppten sie mich zu nem Felsen un zogen mir die Kapuze wech. Ich setzte mich auf un blinzelte in die trauervolle Dämmrung. Wir warn aufm nieslichen Waimea Way un ich wusste auch genau wo, ja, s war beim schiefen See, un der hüttengroße Felsen wo wir dran lehnten war derselbe wo Meronym un ich erst vor eim Mond Old Yanagi begeknet warn.
Dann sah ich wie die Kona drei tote Sklaven den Dingos un Raben zum Fressen hinwarfen, un auf einmal wusst ich warum ich vorhin ne vetraute Stimme erkannt hatte, weil einer von unsern Enführern war Lyons, Leary sein Erzählerbruder. Geschichtenmann un Schnüffler, möge Old Georgie seine Knochen verfluchen. Außer mir warn keine Talleute unter den zehn wo überlebt hatten, nee, die meisten sahn aus wie Hawi un Honomu, un ich betete drum dass mein Vetter Kobbery nich bei den drei Wechgeworfnen war. Wir warn alles junge Männer, drum nahm ich an dass sie die Ältren schon in Honokaa umgebracht hatten, ja, un Meronym sicher auch, weils war unmöglich dass sie so n wilden Angriff überlebt hatte oder gar enkommn war. Einer von den Kona kippte n Schluck Teichwasser über unsre Gesichter un jeder riss für n paar brackiche Tropfen den Mund auf, aber s war nich genuch für unsre ausgedörrten Kehlen. Der Oberste bestimmte dass der Ferdebursche das Lager aufschlagen soll un wendete sich dann an seine zittriche Beute. Seit heut Morgen , sprach der bemalte Dreckskerl, gehörn eure Leben un eure Körper den Kona, un je schneller ihr euch damit abfindet, desto mehr isses wascheinlich dass ihr überleben werdet, als Sklaven von den wahren Erben von Big I un bald ganz Ha-Why. Dann erklärte er uns dass es in unserm neuen Leben neue Regeln gäb, aber zum Glück wärn diese Regeln leicht zu lernen. Regel eins is, Sklaven folgen dem Bestimm von ihrn Konaherrn zackzack un ohne ja-aber. Brecht die Regel un euer Herr bricht euch n Knochen oder alle, ganz wies sein Wille is, bis ihr richtich gehorchen lernt. Regel zwei is, Sklaven reden nich außer wenn euer Herr euch fragt. Brecht die Regel un euer Herr schlitzt euch die Zunge auf un ich schlitz noch mal nach. Regel drei is, ihr verschwendet keine Zeit mitm Planen von eurer Flucht. Wenn ihr näksten Mond verkauft werdet, kriegt ihr s Zeichen von euerm Herrn in die Backen gebrannt. Ihr geht nie für reinblütiche Kona durch, weil ihr seid keine, weil wahr gesprochen sind alle Leeleute missgeborne Scheißhaufen. Brecht die Regel un ich schwör, wenn ihr gefangn werdet, schneidet euer Herr euch Hände un Füße ab. Dann schneidet er euch den Schwanz ab un stopft ihn euch ins Maul un lässt euch am Wegrand liegen damit die Fliegen un Ratten sich an euch laben. Hört sich nach nem schnelln Tod an, denkt ihr jetz vielleicht, aber ich habs schon oft gemacht un glaubt mir, s geht staunlich langsam. Dann sagte der Oberste, alle guten Herrn würden ab un zu n schlechten oder fauln Sklaven töten, zum Erinnern für die andern was mit Faulpelzen passiern tut. Zum Schluss fragte er, ob sich irgnwer beschwern will.
Keiner wollt sich beschwern, nee. Wir friedlichen Leemänner warn von unsern Wunden un Hunger un Durst kaputt im Körper, un vom Töten wo wir gesehn hatten un unsrer Zukunft als Sklaven kaputt im Geist. Keine Familje, keine Freiheit, kein Nix, nur Arbeit un Schmerzen un Arbeit un Schmerzen, bis wir starben, un wo wurden dann unsre Seeln wiedergeborn? Ich fragte mich ob ich Adam wiedersehn würd oder ob er längst tot war. N koboldicher Hawijunge fing an zu heuln, aber er war erst neun oder zehn, drum zischte ihn keiner an er soll n Mund halten, nee, eignlich vergoss er die Tränen von
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