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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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Gossenglas’ Stimme, »also was in Thems’ Namen habt ihr angestellt?«
    Sie wechselten einen Blick, dann bekamen sie beide gleichzeitig einen verlegenen Hustenanfall.
    »Nicht viel«, stieß Fil mühsam hervor.
    Gossenglas ließ ein skeptisches Schnauben hören. » Na schön. Nun, während ihr zwei bei den Docks euren Spaß hattet, hab ich ein bisschen die Werbetrommel für die Rekrutierung gerührt. Es wird euch freuen zu hören, dass wir inzwischen einige echte Soldaten auf unsrer Seite haben: ein paar von den Bordsteinpriestern – eine Minderheit, zugegeben, aber eine bedeutende – sind zur Vernunft gekommen. Sie haben sich uns unter dem nominellen Befehl des Engelshäutigen angeschlossen, Ezechiel. Habt ihr gewusst, dass er tatsächlich fliegen kann? Schwingen aus Kalkstein, das volle Programm. Ein erstaunlicher Anblick. Er sagt, du kannst das Steinhautregiment mit ihm gemeinsam anführen, wenn du willst.« Die Stimme triefte vor Selbstgefälligkeit. »Was sagt ihr jetzt?«
    Fil verzog das Gesicht. »Ezechiel? Was ist mit Petris?«
    »Ach, der alte Halunke hat in einem wahnwitzigen Anfall von Demokratie beschlossen, bei der Mehrheit der Priesterschaft zu bleiben. Ist ein ulkiger Augenblick für einen Mann wie ihn, sich plötzlich so edelmütig zu geben, ich muss schon sagen. Er hat getönt: ›Ich kann mein Volk nicht guten Gewissens zurück in die Knechtschaft führen.‹ Ehrlich! Eigentlich sollte Ezechiel Hohepriester sein; er ist ein wesentlich besserer Fürsprecher Unserer Herrin. Ein wahrer Eiferer, fast eine aussterbende Art, aber immer noch da, solange man weiß, mit wem man reden muss.«
    Fil verschränkte die Arme, seinen Speer an die Brust gepresst. Er schien leicht verärgert darüber, dass sein alter Lehrer erfolgreich gewesen war, wo er versagt hatte – bei der Rekrutierung der Priester seiner eigenen Mutter.
    »Kommt rasch, Filius«, sagte Gossenglas gerade. »Ich habe Gerüchte gehört: Die Tauben ebenso wie die Wasserspeier an den höheren Türmen berichten, dass sich bei St Paul’s etwas tut. Reachs Kräne sind rastlos.«
    Der junge Prinz nickte, seine Miene war starr. »Wir müssen zuschlagen, ehe er aufbricht«, stimmte er zu. »Wenn sein Wolfsrudel uns auf freiem Gelände erwischt, reißt es uns in Stücke.«
    »Ganz und gar meine Meinung. Oh, im Namen all dessen, was rein und heilig … « Eine Sekunde lang war nichts als Knistern zu hören, dann kehrte die Stimme zurück. »Euer Russe will irgendwas von mir – kommt rasch, Filius! Miss Bradley«, grüßte sie förmlich, und im nächsten Augenblick löste die Spinne sich weiß rauschend in Luft auf.
    Fil lächelte Beth an. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob er sie wieder küssen würde, dann sah er auf ihre Kronennarbe. »Also los. Wie du gesagt hast, das hier ist jetzt auch dein Kampf. Zeit, in die Schlacht zu ziehen.« Er griff nach dem Stahlseil der Reinigungsplattform. »An dem Ding bist du raufgekommen, oder? Schick. Praktisch. Gefällt mir.«
    Ohne ein weiteres Wort schwang er sich vom Dach. Sie sah zu, wie seine schmale Gestalt in die Nacht tauchte und sich an der Seite des Turms abzuseilen begann.
    Beth machte sich bereit, ihm zu folgen, hielt aber sofort wieder inne. Sie griff in ihren Rucksack und zog einen ihrer schwarzen Filzstifte heraus. Ich kann schließlich nicht auf das höchste Dach Londons kraxeln , dachte sie, und es dann nicht taggen, oder?
    Sie ging in die Hocke und zeichnete eine grobe Skizze von ihnen beiden auf dem Dach, Seite an Seite. Darunter schrieb sie: Beth Bradley und der Straßenprinz an dem Tag, als sie auf dem Dach der Welt standen.
    Klingt wie ein Märchen, Beth. Hoffentlich endet es auch wie eins. Sie schmeckte den Kuss noch immer auf ihren Lippen, so berauschend wie süße Benzindämpfe. Für einen Augenblick stellte sie sich Pens Gesicht vor, neben ihres gezeichnet, wie es sie ansah. Was würdest du von ihm halten, Pencil Khan? Was würdest du sagen?
    Vielleicht könnte sie sie schon bald danach fragen.
    »He, Bradley!« Fils Stimme hallte zu ihr nach oben.
    Beth packte das Kabel, und mit einem Schrei, um sich Mut zu machen, schwang sie sich hinaus über die Stadt.

Kapitel 30
    Pen träumte von ihren Eltern. Sie saß am Küchentisch, ihr gegenüber ihr Vater, die Ärmel über die teakbraunen Arme gekrempelt. Er linste durch seine Brille und kritzelte irgendetwas in eine altmodische Kladde.
    Seine Stirn legte sich vor lauter Konzentration in Falten, dann murmelte er: »Dieser Mist hier

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