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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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schon der nächste auf.«
    Als Sano sah, wie Yanagisawa sich näherte, überkam ihn die altvertraute Wut auf diesen Mann, dessen Freundlichkeit und Kollegialität nur gespielt gewesen waren, wie Sano nun wusste. Yanagisawa würde sich niemals ändern.
    »Ich grüße Euch, Sano -san «, sagte er, als wäre alles in bester Ordnung.
    Und was ihn selbst betraf, stimmte das auch. Mithilfe seines Sohnes war es ihm gelungen, sich aus der Verantwortung zu stehlen, was das Verschwinden Nobukos anging. Während Sano fieberhaft versucht hatte, sie zu retten, hatte Yoritomo auf seinen Liebhaber, den Shōgun, eingewirkt und dafür gesorgt, dass dieser seinem Vater verziehen und Sano die alleinige Schuld an Nobukos Verschwinden gegeben hatte.
    Und die Bestrafung war bereits erfolgt. Sano war seines Amtes als Kammerherr enthoben worden und hatte wieder seine alten Aufgaben als oberster Ermittler übernommen. Mittlerweile war er auf sein bescheideneres Anwesen zurückgekehrt und hatte Yanagisawas prunkvolle Villa für ihren alten Besitzer geräumt. Yanagisawa war nun wieder alleiniger Kammerherr und Stellvertreter des Shōgun. Es war ein schwerer Schlag für Sano gewesen, doch er wusste, dass es viel schlimmer hätte kommen können.
    Sanos Verbündete hatten den Shōgun dazu überredet, Sano zu verschonen und ihn nur zu degradieren, statt ihn und seine Familie hinrichten zu lassen. Allerdings war diese Fürsprache nicht ganz uneigennützig von Sanos Verbündeten gewesen: Sie wollten nicht, dass die ganze Verantwortung für das Regime bei Yanagisawa lag, weder jetzt noch in Zukunft. Es musste jemanden geben, der seine Macht kontrollierte, und Sano war der Einzige, der dazu in der Lage war.
    »Ich bin erstaunt, Euch zu sehen, ehrenwerter Kammerherr«, sagte Sano. »Ihr habt Euch rar gemacht in den letzten Tagen.«
    »Ich wollte mir dieses Schauspiel nicht entgehen lassen. Ich habe Joju nie leiden können.«
    »Das glaube ich gern.« Yanagisawa hasste jeden, der Einfluss auf den Shōgun hatte, was auch der Grund dafür gewesen war, dass er Sano aus dem Amt des Kammerherrn gedrängt hatte.
    »Es war ziemlich gewagt, Joju zu demütigen und zu verbannen«, sagte Yanagisawa. »Soviel ich gehört habe, war er immer noch ein Günstling unseres Herrschers. Weiß der Shōgun überhaupt davon?«
    »Noch nicht«, antwortete Sano. »Manchmal ist es besser, im Nachhinein um Verzeihung zu bitten, als vorher um Erlaubnis zu fragen.«
    Da er ohnehin schon in Schwierigkeiten steckte, hatte Sano beschlossen, Joju auf eigene Faust der Gerichtsbarkeit zu übergeben. Die Verbannung des Geisterbeschwörers und das Ende Ogitas, Nanbus und der beiden Ochsenkarrenfahrer betrachtete Sano als eine Art Trostpreis.
    »Das sage ich auch immer«, erklärte Yanagisawa. »Übrigens, ich habe von dem Kampf auf dem Armenfriedhof gehört. Offiziell heißt es, dass Nanbu und Ogita von Banditen ermordet wurden. Aber wir beide wissen, dass die offizielle Lesart nicht immer der Wahrheit entspricht, nicht wahr?«
    Sano erwiderte nichts. Er würde niemals preisgeben, was wirklich geschehen war. Das galt auch für Chiyo, Fumiko, Jirocho und dessen Bande sowie für Reiko und ihre Leibwächter. Und alle anderen Zeugen waren tot.
    »Aber das spielt ja auch keine Rolle mehr«, fuhr Yanagisawa fort. »Eure Ermittlungen hatten Erfolg. Alle, die für die Entführung und Vergewaltigung Eurer Cousine und der anderen Frauen verantwortlich waren, wurden bestraft.«
    »Nicht alle.« Sano blickte Yanagisawa durchdringend an.
    Yanagisawa hob verwundert die Augenbrauen. »Ihr habt mich schon vieler Vergehen bezichtigt, aber dass ich diesmal schuld bin, das glaubt Ihr doch nicht im Ernst.«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es«, sagte Sano und zügelte mühsam seinen Zorn. Wenn er die Beherrschung verlor, würde er Yanagisawa damit nur in die Hände spielen. »Die Ochsenkarrenfahrer haben die Gemahlin des Shōgun nicht entführt. Ebenso wenig wurde sie von Nanbu, Joju oder Ogita vergewaltigt. Was ihr zugestoßen ist, war Euer Werk.«
    »Mein Werk?« Yanagisawa lachte auf. »Ich habe Nobuko nicht angerührt!«
    »Ich weiß. Aber Ihr habt Leute, die für Euch die Drecksarbeit erledigen.«
    Yanagisawa musterte Sano mit einem vorsichtigen und mitleidigen Blick, als hätte er einen Verrückten vor sich. »Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Weil es die perfekte Gelegenheit war, mich als Konkurrenten auszuschalten. Ihr habt Nobukos Entführung so inszeniert, dass es so aussah, als gehörte sie zu

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