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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ja – das ist die Mischung, die Männer wie Sie umhaut. Aber keinen Bruno Hellersen.« Er rutschte höher und stützte sich an die Rückwand des Bettes. Sein noch immer rötliches Gesicht war verzerrt. »Und jetzt ist sie unten? Spielt die Besorgte, nicht wahr? Die kopflose Ehefrau. Fragen Sie sie doch mal, wo sie diese Nacht gewesen ist –«
    »Das ist nicht meine Aufgabe.«
    »Ach ja, die ist es nicht. Sie jubeln nur verkalkten Affen Gas in die Adern! Sie Spinner! Gehen Sie hinaus – schnell – und machen Sie einen Bogen um mein Haus!«
    Wortlos verließ Dr. Vandura das Schlafzimmer Katjas. Unten an der Treppe warteten Elfriede und der Gärtner. Katja saß in einem wertvollen Gobelinsessel und zerfetzte ein Taschentuch zwischen den nervösen Fingern.
    »Seine Stimme –«, sagte sie tonlos, als Vandura zu ihr trat. »Das war seine Stimme … Er überlebt also?«
    »Ja.« Vandura zog Katja aus dem Sessel und ging mit ihr hinaus auf die Terrasse. Die Sonne war durchgebrochen, weiße Nebelschleier wehten über dem Park. Der Tau verdunstete. Die Erde roch herrlich nach frischem Leben.
    »Warum?« stammelte Katja und umklammerte seinen Arm. »Warum? Du hast ihn gerettet?«
    »Natürlich. Ich bin Arzt.«
    »Es wäre so einfach gewesen – gerade jetzt …«
    »Katja!« Vandura blieb ruckartig stehen. »Du solltest nie mehr solche Gedanken haben.«
    »Es wäre kein Mord gewesen! Bei Gott, nein! Du hättest nur etwas tun müssen, etwas lächerlich Einfaches: Nichts tun! Das allein hätte gereicht. Nichts tun ist nicht strafbar.«
    »Bei einem Arzt ist es die schrecklichste Anklage!« Vandura umfaßte mit beiden Händen den schmalen Kopf Katjas. Ihre dunkelblauen Augen flatterten. »Aber du mußt etwas tun, und zwar sofort – du darfst deinen Mann nicht mehr an dich heranlassen.«
    »Nie, nie mehr – nie mehr nach dieser Nacht bei dir …«
    »Das ist es nicht. Aber dein Mann ist krank … Du weißt, was ich meine?«
    Sie nickte. Ekel und Angst sprangen in ihre Augen. »Und ich?« fragte sie heiser vor innerer Erregung. »Bin … bin ich auch …?«
    Vandura drückte ihren Kopf an sich. Ein wildes Zittern durchlief ihren Körper. »Ich werde dich untersuchen. Nur keine Panik, Liebling, nicht wieder eine Kurzschlußhandlung.«
    »Dieses Schwein …«, stammelte Katja. »Dieses Schwein … Warum hast du ihn denn nicht sterben lassen!«
    Er hielt ihr den Mund zu, wischte ihr die Tränen aus den Augen und führte sie zurück ins Haus. Dort rief er von dem Arbeitszimmer Hellersens aus Dr. Zemmitz an.
    Zuerst hieß es, er sei nicht in der Klinik. Aber als Vandura sagte: »Mauern Sie Ihren Chef nicht ein, Schwester, ich weiß, daß er um diese Zeit im Hause ist. Hier spricht Vandura …«, wurde er sofort mit Zemmitz verbunden.
    Vandura lächelte spöttisch. Mein Name läßt die Türen aufspringen, dachte er. Es ist, als ob jemand schreit: »Fenster auf! Wir werden vergiftet!«
    Dr. Zemmitz räusperte sich erst, ehe er sich meldete. Er sah dabei auf die goldene Standuhr in der Fensternische, ein Sammlerstück, das ein Vermögen gekostet hatte.
    »Zemmitz. So früh, Herr Kollege? Wo brennt's?«
    »Bei Hellersen. Ich rufe aus seinem Haus an. Er liegt oben im Schlafzimmer seiner Ehefrau und ist mit zwei blauen Augen an einem Sarg vorbeigewandelt. Ich rufe Sie in seinem Auftrag an. Mir gegenüber besteht eine Animosität, wie Sie wohl wissen …«
    Dr. Zemmitz schluckte die letzte Bemerkung kommentarlos. Er kann mich nicht provozieren, nahm er sich vor. Er nicht! Wenn Hellersen ihn 'rausgeschmissen hat, war's recht so. Er soll bei seinen Modepüppchen bleiben, bei den unverstandenen Frauen, den nicht ausgelasteten Damen, den sexuell Verklemmten, den Himmelhochjauchzenden und Zu-Tode-Betrübten. Händchenhalte-Therapie. Tief-ins-Auge-sehen-Heilung!
    »Hat sich Herr Hellersen überanstrengt?« fragte Zemmitz jovial. »Sieh an, sieh an … Und dann der hohe Blutdruck – er sollte vorsichtiger sein.« Er lachte kurz auf und blätterte in den morgendlichen Meldungen seiner Privatklinik. Auf Station III lag Frau Immermayer im Sterben. Lungenkrebs. Die Behandlung war eingestellt worden, man beschränkte sich nur noch darauf, ihre Schmerzen zu lindern. Hohe Morphindosen. Ein mit Narkotika vollgepumpter Körper. Ihr Sohn, ein Möbelhändler, zahlte dafür monatlich 2.000 DM Kosten an die Klinik. Zemmitz malte mit Rotstift einen Kreis um den Namen Immermayer.
    »Ich komme in einer Stunde, früher geht es nicht. Sie haben Herrn Hellersen

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