Der Wuestenplanet - Paul Atreides
gerann und hart wurde. Selbst Shaddam hatte keine Ahnung, wie viele Menschen Fenring getötet hatte.
Seine ersten Morde hatte er in erheblich früherem Alter begangen, als dem Corrino-Patriarchen bewusst war. Damals war Fenring vier gewesen. Vier! Auf diese Leistung war er stolz, weil es bedeutete, dass er schon in seinen ersten Lebensjahren die Fähigkeit besessen hatte, seine Feinde zu identifizieren. Der Straßenjunge, den er erstochen hatte, hatte sein Schicksal verdient, weil er versucht hatte, Fenring zu ärgern. Obwohl er noch ein Kind gewesen war, hatte Fenring die betrügerischen Versprechungen durchschaut und sein Taschenmesser tief in den Unterleib des Angreifers gestoßen. Ungleichheiten zu seinen Gegnern hatte er schon immer mit seiner Willenskraft aufwiegen können. Der junge Hasimir hatte seinem Opfer hundert Wunden zugefügt, bis er endlich zufrieden war. Da der ältere Junge flüchtige Andeutungen über sein abnormales Sexualverhalten gemacht hatte, war niemand auf die Idee gekommen, einen Vierjährigen zu verdächtigen.
Nun seufzte er angesichts der Erregung, die ihm diese Erinnerung verschaffte. Margot hielt ihn fest und passte ihre Bewegungen an seine an. Geschickt beherrschte sie ihren Körper, so dass sie gleichzeitig einen überwältigenden Höhepunkt erreichten.
»Du machst es mir unmöglich, an irgendetwas anderes zu denken, meine Liebe«, log Fenring.
Sie lächelte. »Das ist meine Entschädigung, weil du so verständnisvoll hinsichtlich meiner Verpflichtungen im Rahmen des Zuchtprogramms der Schwesternschaft warst.« Sie streichelte seine Wange und kratzte dabei über seine Bartstoppeln. »Und du bist immer so liebevoll gewesen.«
»Ich verstehe, dass es nötig war, Feyd-Rautha zu verführen. Aber ich vermute, dass es dir nicht allzu unangenehm war.«
»Oh, er war sehr von sich selbst überzeugt, aber er war nur ein Junge, der es mochte, wenn Frauen ihm sagten, wie gut er im Bett ist, statt ihm zu zeigen, wie ein Mann gut im Bett ist. Außerdem ist er jetzt tot. Und dadurch haben wir jetzt die kleine Marie.«
»Ja, hmmm, wir haben sie – und die Schwesternschaft hat sie nicht.«
»Und auch nicht die Tleilaxu«, setzte Margot mit konditionierter Verärgerung hinzu. »Und nun behaupten sie, ihren eigenen Kwisatz Haderach zu haben. Wir müssen mehr über ihre Pläne erfahren.«
Fenring war klar, dass er eine Möglichkeit finden musste, Dr. Ereboam diese Informationen zu entringen. »Vielleicht können wir es durch eine Kombination aus ihren Plänen und deinem Bene-Gesserit-Wissen – und Marie – erreichen, dass dieser neue Kwisatz Haderach zu einem wirklichen Erfolg wird und nicht zu einem Teufel wie Muad'dib oder einer Sackgasse wie mir.«
»Ich will den Kwisatz Haderach sehen«, flötete eine helle Stimme und ließ Fenring zusammenschrecken. Er sprang vom Bett und war zum Angriff bereit. Die kleine Marie saß still auf einem einfachen Hocker gleich neben der Tür. Ihr Gesicht zeigte einen unschuldigen, aber gleichzeitig amüsierten Ausdruck.
»Wie lange bist du schon hier?«, wollte Fenring von ihr wissen.
»Ich habe euch beobachtet. Ich habe gelernt. Ihr beide seid sehr interessant.«
Fenring war noch nie besonders prüde gewesen, und Lady Margot war es erst recht nicht, aber die Vorstellung, dass ihre Tochter sie beim Sex beobachtet hatte, verwirrte ihn und war ihm äußerst peinlich. Auf sehr reale Weise war das viel schlimmer als die neugierigen Augen der Tleilaxu.
»Du musst lernen, die Grenzen der Privatsphäre zu respektieren«, sagte ihre Mutter.
»Aber ich habe etwas ganz anderes von euch gelernt. Ihr habt mir beigebracht, mich unsichtbar zu machen, damit ich besser spionieren kann. Habe ich das nicht sehr gut gemacht?«
Lady Margot wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich musste Fenring leise glucksen. Seit ungezählten Jahrhunderten hatten Kinder immer wieder miterlebt, wie ihre Eltern sich liebten. Aber so etwas sollte zufällig geschehen. Es sollte nicht geplant sein.
»Ja, du hast gut gelernt, Marie«, sagte er in ironischem Tonfall. »Und wir haben nun von dir gelernt, dass wir vorsichtiger sein müssen.«
41
Die Architektur unseres Lebens erzeugt die Landschaft der Geschichte. Einige von uns bauen große und dauerhafte Festungen, während andere lediglich Fassaden errichten.
Prinzessin Irulan, Das Handbuch des Muad'dib
Pompös. Dieses Wort kam einem in den Sinn, zusammen mit grandios, extravagant und ehrfurchtgebietend – all diese
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