Der Wuestenplanet - Paul Atreides
tun konnte.
»Bringen Sie uns zurück nach Sietch Tabr«, sagte Paul zum Piloten. »Ich habe genug gesehen.«
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Ich benutze zwar häufig Messer, aber ich töte selten zweimal auf die gleiche Weise. Für mich ist es viel interessanter und obendrein sicherer, ständig neue Angriffsmethoden zu ersinnen – ein kontinuierlicher Prozess, der die Klinge meines Verstandes mit jeder Erfahrung schärft. Und das köstliche Geheimnis der Wahl des richtigen Zeitpunkts und des Überraschungsmoments! Ah, das ist wieder ein Thema für sich. Dabei geht es um die elementare Natur der Selbstbeherrschung.
Graf Hasimir Fenring
Selbst nach über vierzig Jahren Ehe fand Graf Fenring seine Gattin Margot immer noch äußerst attraktiv ... wie sie ihm jedes Mal in Erinnerung rief, wenn sie ihn verführte. Zum Wohl seiner Ehe und seines körperlichen Befindens wurde Fenring es niemals müde, sich von ihr umgarnen zu lassen.
In ihrer privaten Asylresidenz in Thalidei erfüllte Fenring nicht nur der innige und liebevolle Sexualakt mit Befriedigung, sondern auch die Tatsache, dass er schon wieder vier geheime Spionagevorrichtungen der Tleilaxu aufgespürt und unschädlich gemacht hatte. Wie oft hatten die zwergenhaften Männer sie schon beim Liebesspiel beobachtet? Verärgert über die Störung hatte der Graf beschlossen, den Hauptschuldigen ausfindig zu machen und ihn zu erwürgen, vorzugsweise vor den Augen anderer Tleilaxu. Doch in Anbetracht der bizarren und prüden Haltung dieses Volkes gegenüber sexuellen Angelegenheiten vermutete Fenring, dass die Spione den Ausdruck ihrer ehelichen Leidenschaft eher mit Abscheu als mit Erregung verfolgt hatten. Diese Vorstellung amüsierte ihn.
Fenring entsprach keineswegs einem adonishaften Vorbild männlicher Attraktivität. Seine schmalen, frettchenartigen Gesichtszüge waren im Grunde nicht besonders ansehnlich, aber sein Körper war muskulös und athletisch. Er hatte nie geprotzt, um Frauen auf sich aufmerksam zu machen. Sein Geschick hatte stets darin bestanden, auf stille Weise unsichtbar zu bleiben, damit er geeigneten Ohren etwas zuflüstern und sich in bestimmte Räume schleichen konnte, um vertrauliche Gespräche zu belauschen.
Sobald er davon überzeugt war, die Spionaugen der Tleilaxu deaktiviert zu haben, entkleidete sich das Paar. Dann betrachteten Margot und er sich gegenseitig im warmen Licht der goldenen Leuchtgloben. Sie führte ihn zum Bett, und dann demonstrierten die beiden ihr umfangreiches Repertoire an Fertigkeiten, Vergnügen zu bereiten und zu empfinden. Nach über vier Jahrzehnten staunte Fenring immer wieder, wie viel er bereits gelernt hatte und wie viele Techniken es noch auszuprobieren gab.
»Ach, meine Liebe, du wirst für mich immer ein Wunder sein.« Als sie auf dem Bett lagen, küsste er sie zärtlich. Unglaublich behutsam berührte sie mit der Fingerspitze sein Ohr und erzeugte ein unsichtbares Netz gereizter Nervenzellen auf seiner Haut. Er erschauderte.
»Wir passen sehr gut zusammen«, pflichtete sie ihm bei.
Sie hatten einander aus politischen Gründen gewählt, aber auch beiderseitige Zuneigung hatte eine große Rolle gespielt. Ihr Hochzeitsfest hatte fast gleichzeitig mit der Vermählung zwischen Shaddam und seiner ersten Frau Anirul stattgefunden, aber viel weniger Aufmerksamkeit erregt. Dennoch hatte ihre Verbindung wesentlich länger gehalten.
Das Messer mit dem Goldgriff, das Bashar Garon als Friedensgeschenk vom abgesetzten Imperator mitgebracht hatte, lag immer noch auf einem Sekretär. Fenring betrachtete es gelegentlich und dachte über Shaddams innigen Wunsch nach, wieder den Löwenthron zu besteigen. Obwohl Paul Muad'dib der menschlichen Zivilisation schrecklichen Schaden zufügte, hatte sich Fenring nie mit der Vorstellung anfreunden können, dass sein Freund aus der Familie Corrino die bessere Alternative war. Nein, er und Margot verfolgten eigene Pläne.
Während er seine Frau liebte, ließ Fenring seiner Fantasie freien Lauf – aber darin ging es nicht um andere Frauen. Er erinnerte sich an das Gefühl warmen Blutes an seinen Fingern, an die sorgfältige Auswahl der geeigneten Werkzeuge für sein Metier. Wenn ihm genug Zeit blieb, nachdem er sein feuchtes Werk verrichtet hatte, genoss er den Anblick des tiefen Burgunderrots der Lebensessenz seiner Opfer, wie sie aus dem Körper sprudelte und selbst im schwächsten Licht schimmerte, als wollte das Blut die Lebenskraft festhalten, bis es schließlich zu fließen aufhörte,
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