Der Wuestenplanet - Paul Atreides
schöne Sache.
Graf Hasimir Fenring
Baron Harkonnen saß in einem aufgeblähten, selbstregelnden Sessel in der hintersten Reihe des Versammlungssaals des Landsraads. Er wartete, dass das allgemeine Geschrei anfing, und hoffte, dass sein Name nicht fiel. Er war es leid, auf Giedi Primus den richtigen Augenblick abzuwarten und auf einen Hinweis oder Neuigkeiten über die Hochzeitstragödie des armen Herzogs Leto und den Mord an seinem unschuldigen Sohn zu hoffen (vorausgesetzt, die Ersatzassassinen hatten ihre Mission erfüllt). Unfähig, seine Ungeduld zu bezähmen, hatte er schließlich entschieden, eine unangekündigte Reise nach Kaitain zu unternehmen, um sich »Geschäftsangelegenheiten« zu widmen. Niemand würde sich etwas dabei denken.
Und so ergab es sich, dass er in der imperialen Hauptstadt weilte, als der Mentat Thufir Hawat vom Haus Atreides und die auf Kaitain stationierte offizielle Botschafterin der Ecazi eine Notsitzung des Landsraads einberiefen und ein Urteil vom Imperator persönlich forderten.
Offenbar sind sie tatsächlich höchst aufgebracht. Du liebe Güte. Die Nachricht vom Massaker verbreitete sich sehr schnell, und zu seiner Enttäuschung musste der Baron erfahren, dass Herzog Leto und sein Sohn Paul überlebt hatten. Bislang.
Graf Hundro Moritani hielt sich praktischerweise ebenfalls in der imperialen Hauptstadt auf, als wäre er einzig aus dem Grund gekommen, seine Anklage entgegenzunehmen. Das war ebenso provokativ wie idiotisch, dachte der Baron. Taktisch wäre es für den Grafen das Klügste gewesen, nach Hause zu gehen und seine Verteidigungslinien gegen den gemeinsamen Vergeltungsschlag der Atreides und der Ecazi aufzustellen, der mit Sicherheit kommen würde. Was machte er hier? Der Baron hatte sich größte Mühe gegeben, dem Mann aus dem Weg zu gehen. Er war sich nicht sicher, was der hasserfüllte Herrscher der Grummaner vorhatte.
In einer Atmosphäre des erwartungsvollen Schweigens nahmen die versammelten Aristokraten ihre Plätze im Saal ein. Viele waren deutlich verstört von dem, was ihnen zu Ohren gekommen war. Die für das Haus Moritani reservierte Loge blieb verdächtig leer. War der Mann wahnsinnig genug, sich einer imperialen Vorladung zu widersetzen? Möglicherweise.
Weit unten rief Shaddam IV., der an einem verzierten Pult auf der Estrade in der Saalmitte stand, die Anwesenden zur Ordnung. »Ich lade Graf Hundro Moritani von Grumman vor, damit er sich den Anschuldigungen stellt, die hier und heute gegen ihn erhoben werden.« Der Imperator hob die Hand zur Kuppeldecke, und eine Klarplaz-Blase senkte sich auf Suspensoren herab.
Im Innern der transparenten Kugel stand ein hochgewachsener, kantiger Mann, der stolz in ein pelzgefüttertes gelbes Gewand gehüllt war. Die ungehaltene Stimme des Grafen mit dem deutlichen Akzent wurde durch Lautsprecher ins Auditorium übertragen. »Warum hat man mir die Freiheit genommen, bevor ich irgendeiner Straftat angeklagt wurde? Soll ich etwa wie ein Tier im Zoo vor meinen Adelsgenossen vorgeführt werden?«
Der Imperator blieb völlig gelassen. »Ihre Festnahme dient Ihrem eigenen Schutz.«
»Ich brauche keinen Schutz! Ich verlange, dass Sie mich freilassen, damit ich meinen Anklägern gegenübertreten kann.«
Shaddam klopfte sich etwas vom vergoldeten Ärmel. »Vielleicht haben einige der Anwesenden das Gefühl, dass sie vor Ihnen beschützt werden müssen? Gegen die Grummaner wurde eine offizielle Beschwerde eingereicht.« Er tippte auf ein Blatt ridulianisches Kristallpapier, das vor ihm lag, als würde er einen Bericht prüfen. »Die Angelegenheit, um die es heute geht, betrifft angebliche Mängel in der Erklärung und Durchführung eines legalen Assassinenkriegs. Es gibt festgelegte Regeln, und zu meinen Aufgaben gehört es, Sie an diese Regeln zu erinnern – Sie alle.« Shaddam ließ den Blick durch den Versammlungssaal schweifen, schien nachdrückliche Zustimmung zu ernten und gab dann Anweisung, die transparente Zelle zu öffnen.
Graf Moritani stand aufrecht und voller verletztem Stolz vor der Menge. Sein dichtes Haar war zerzaust. »Nun gut, dann lassen Sie uns darüber reden, was ich getan habe. Und lassen Sie uns alle hören, welche Verbrechen gegen mein Haus begangen wurden.« Er schaute sich mit finsterer Miene um, vielleicht auf der Suche nach Baron Harkonnen, schien ihn unter den Hunderten von Abgeordneten jedoch nicht ausmachen zu können. Trotz seiner Körperfülle versuchte der Baron, sich
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