Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Ahnung, was der Traum bedeutete.
»Meine Visionen sind unvollkommen und unvollständig, Whitmore. Ich sehe die großen, wogenden Dünen der Wüste, aber ich weiß nicht immer, wie sich einzelne Sandkörner bewegen.«
Doch als Bludd die Feierlichkeiten vorgeschlagen hatte, hatte Paul eine turbulente, chaotische Kollision von Zukunftsszenarien erspürt, von denen viele ihn in größte Gefahr brachten. Einige dieser Möglichkeiten boten ihm sogar einen Weg zum Märtyrertod. Aber er wusste, dass die Menschheit für einen noch unglaublicheren Kampf in ferner Zukunft überleben musste, koste es, was es wolle. Wenn er so weit in die Ferne schaute, musste er jedoch achtgeben, dass er nicht in eine Grube direkt vor seinen Füßen fiel.
Allein schon der Umstand, dass so viele Menschen an ihn glaubten und zu ihm beteten, dass sie Muad'dib für allsehend und allwissend hielten, trübte paradoxerweise seine Fähigkeit, die Mechanismen der Zukunft vorherzusehen. Dennoch stand ihm die Zukunft immer vor Augen, mal verschleiert und mal in allen Einzelheiten offenliegend. Ganz gleich, wohin seine Bestimmung ihn führte, er konnte ihr nicht entkommen. Der Weg, den er nehmen würde, wurde sowohl vom Schicksal als auch von seinen eigenen Taten bestimmt.
Er traf eine Entscheidung. »Ja, es ist an der Zeit, meine Siege zu verkünden und dem erschöpften Volk einen Grund zum Feiern zu geben. Lasst nach Irulan schicken. Sagt ihr, dass ich sie brauche.«
Als sich die Prinzessin immer mehr in ihre Privatgemächer zurückzog, legten einige lose Zungen nahe, dass sie sich einen heimlichen Liebhaber genommen hatte, da sie das Bett nicht mit Muad'dib teilte. Die Gutgläubigeren gingen davon aus, dass Irulan lediglich allein über ihre Ehrfurcht vor Muad'dib meditierte.
Doch Paul wusste, dass Irulan den Großteil ihrer Tage mit dem nächsten Band ihres umfangreichen biografischen Projekts verbrachte. Er hatte einige ihrer Entwürfe gelesen und hier und da Fehler bemerkt, aber auch Ausschmückungen, die sein Bild als Messias untermauern sollten. Da ihre Abwandlungen fast immer seinen Zwecken entsprachen, bat er sie nur selten darum, etwas an dem zu ändern, was sie geschrieben hatte. Der Gedanke brachte ihn zum Lächeln.
Sie nimmt die Körnchen der Wahrheit und erschafft daraus riesige Wüsten.
Er hatte seine Spione angewiesen, nach umstürzlerischen Traktaten oder Manifesten Ausschau zu halten, die sie möglicherweise unters Volk zu bringen versuchte. Bislang hatten sie nichts Besorgniserregendes entdeckt. Er glaubte nicht, dass Irulan versuchen würde, eine Revolution anzufachen. Eine solche Handlungsweise hätte einfach keinen Sinn für sie ergeben. Obwohl er ihr nicht vorbehaltlos traute, konnte er sich in bestimmtem Angelegenheiten auf sie verlassen. Wie zum Beispiel jetzt.
Gehorsam trat Irulan ins Konferenzzimmer, wo noch immer Bludds Zitadellenmodell vor sich hinschimmerte, obwohl der drahtige Schwertmeister bereits gegangen war, um mit seinen Vorbereitungen zu beginnen. Ein Arbeiterheer würde die letzten Ausbesserungen vornehmen und jede Ecke, jede Platte, jede Gravur auf Hochglanz polieren, wobei Bludd darauf bestand, die letzten Verzierungen im Himmlischen Audienzsaal eigenhändig anzubringen. Er behauptete, dass seine persönlichen perfektionistischen Ansprüche sehr viel höher waren als die jedes anderen Mannes (obwohl Korba ihm in diesem Punkt widersprach).
Irulans langes, blondes Haar war zu einer praktischen, wenn auch nicht besonders extravaganten Frisur zurückgebunden. Paul gefiel sie so besser als in förmlicherer Aufmachung. Aus blauen Augen musterte sie die übrigen Anwesenden. »Du hast mich gerufen, mein Gemahl?«
»Ich habe eine neue Aufgabe für dich, Irulan – eine, für die du gut geeignet bist. Sie erfordert, dass du an deine früheren Verbindungen zu den einstmals wichtigen Familien des Landsraads anknüpfst.« Er erläuterte ihr die angedachten Feierlichkeiten. »Hilf mir dabei, sie hierherzuholen. Bring mir einen Repräsentanten von jeder Welt in meinem Imperium, um die Fertigstellung des ersten Teils meiner Palastfestung zu feiern.«
Als Korba sprach, gelang es ihm, jedem einzelnen seiner Worte Nachdruck zu verleihen. »Darüber hinaus müssen bei diesem Fest alle wichtigen Führer Muad'dib ihre Loyalität beweisen. Mein Qizarat wird bei der Handhabung der Einzelheiten helfen. Wir nennen das Ganze die Große Unterwerfungszeremonie. Alle müssen einwilligen. Die Teilnahme ist Pflicht.«
Irulan war
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