Der Wuestenplanet - Paul Atreides
ihr Projekt am Tisch sitzen blieb. Den drei Wachen schien es ausgesprochen unangenehm zu sein, dass sie sich nicht zu Boden warf und sich vor Paul erniedrigte. Das brachte sie zum Lächeln. »Ich finde, du solltest mich zu deiner offiziellen Propagandaministerin ernennen.«
»Diese Funktion erfüllst du bereits – und zwar sehr gut.« Seine Augen verengten sich. »Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, warum du das tust. Du bist eine ghanima, eine Trophäe, die ich in der Schlacht errungen habe. Du kannst mich nicht als Ehemann verehren, und ich glaube nicht, dass es dir nach Macht um ihrer selbst willen gelüstet. Was sind deine wahren Beweggründe?«
»Ich bin eine Geschichtsschreiberin, mein Gatte.«
»Kein Geschichtsschreiber ist frei von eigenen Motiven. Deshalb wird auch niemals die tatsächliche Wahrheit aufgezeichnet. Möchtest du, dass ich glaube, du wärst mir treu ergeben – abgesehen von deinen Banden zu deiner Familie und zur Schwesternschaft? Dass du deine Rolle von ganzem Herzen akzeptierst? Du verfolgst keine geheimen Pläne, schmiedest keine Komplotte?«
Irulan schaute auf ihre Notizen, um die Gelegenheit zu erhalten, ihre Gedanken zu ordnen. »Das kannst du dich selbst fragen, Paul Atreides. Betätige dich als Mentat. Warum sollte ich dem Haus Corrino und meinem Vater insgeheim die Treue halten? Er hat versagt. Warum sollte ich die geheimen Anweisungen der Bene Gesserit befolgen? Auch sie haben versagt. Wo habe ich am meisten zu gewinnen? Als deine treue Ehefrau. Schau mich an, stell deine Frage und entscheide selbst, worauf ich meine Bemühungen richten sollte.« Sie beobachtete, wie er ihrer Logik folgte.
Er beugte sich über den Tisch, nahm einige Seiten vom Papierstapel, den sie beschrieben hatte, und blätterte sie durch, wobei seine Augen mit der Geschwindigkeit statischer Elektrizitätsfunken hin- und herzuckten. Dann nahm er das ganze Manuskript zur Hand.
»In Kürze werde ich abreisen. Nach den jüngsten schrecklichen Ereignissen verspüre ich das Bedürfnis ... mich zur Meditation zurückzuziehen. In der Zwischenzeit wird Korba das hier lesen.«
Irulan bedachte ihn mit einem freudlosen Lächeln. »Korba sieht das, was er sehen will.«
Paul reichte das Manuskript an einen der Wachmänner weiter, der es entgegennahm, als würden die Seiten entweder heilige Worte oder belastendes Beweismaterial enthalten. »Ja, er ist berechenbar. Genau deshalb ist er so nützlich.«
Genau wie ich, dachte Irulan.
SECHSTER TEIL
Der junge Paul Atreides
10.187 N. G.
In den Urwäldern von Caladan lernte Paul, dass es nützlich ist, erbarmungslos zu sein und seinen Feinden nachzusetzen, statt sich von ihnen verfolgen zu lassen. Aus unserer gegenwärtigen Perspektive muss das als einer der Faktoren gesehen werden, die ihn zum aggressivsten Imperator in der langen Geschichte des Imperiums gemacht haben. Er verstand die Notwendigkeit, seine Feinde zu verfolgen und sie ohne auch nur ein Mindestmaß an Mitgefühl oder Reue zu töten.
Als er das erste Mal einen echten Krieg erlebte und auf den Schlachtfeldern von Grumman an der Seite seines Vaters stand, sah Paul, wie die Gewalt Menschen mit Irrationalität infizieren konnte, wie der Hass die Vernunft erstickte. Und er begriff, dass der gefährlichste Feind nicht der Mann mit den meisten Waffen ist, sondern der Mann, der am wenigsten zu verlieren hat.
Die Kindheitsgeschichte des Muad'dib von Prinzessin Irulan
73
Eine scharfe Schneide macht ein Schwert nicht automatisch zu einer guten Waffe. Das macht nur derjenige, der das Schwert führt.
Credo der Schwertmeister
Als er und Duncan auf Ecaz wieder zu den Atreides-Truppen stießen, bevor die gemeinsame Streitmacht nach Grumman aufbrach, trug der stolze Paul eine neue Atreides-Uniform. Nachdem er in der Wildnis von Caladan überlebt hatte, achtete der junge Mann darauf, seinem Vater angemessen gegenüberzutreten und nicht wie irgendein Laffe oder Kadett auszusehen, der noch nie Dreck unter den Fingernägeln gehabt hatte. Paul war aufgefallen, dass keiner der Veteranen, Leute wie Duncan oder Gurney, übermäßig herausgeputzt aussah. Sie wirkten abgehärtet und professionell, und ihre Waffen waren durch Gebrauch und häufige Reinigung abgenutzt. Nicht prunkvoll, sondern zweckdienlich.
Er und Duncan gingen zum Landefeld vor dem Ecazi-Palast, wo die Armeen der Atreides und der Ecazi sich auf den Erstschlag gegen Hundro Moritani vorbereiteten. Die kombinierte Streitmacht
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