Der Wuestenplanet - Paul Atreides
an ihm, die Initiative zu ergreifen. »Ich schicke unsere Truppen vor, um anzugreifen, bevor der Feind sich wieder formieren kann.«
Brom sah ihn finster an. »Der Graf hat uns befohlen, auf sein Zeichen zu warten.«
»Als Kriegsherr habe ich die Befehlsgewalt auf diesem Schlachtfeld, und ich sehe eine Gelegenheit, die der Graf nicht eingeplant hat.« Knurrend schaltete Rabban seinen Sender ein und schickte seinen Befehl an die Soldaten. »An alle Truppen, vorrücken und den Feind angreifen. Eine bessere Gelegenheit bekommen wir nicht.«
»Das ist unklug, Rabban!«, sagte Brom stur und hob eine Hand. »Wir befolgen die Befehle des Grafen.«
»Ihr Graf hat mich zum Kriegsherrn ernannt. Befolgen Sie meine Befehle, oder sterben Sie durch mein Schwert.« Er zeigte auf das chaotische feindliche Heer zu ihren Füßen. »Ist es nicht offensichtlich? Sehen Sie!«
Widerwillig legte der grummanische Soldat eine Hand an seine Brustplatte und schaute zur Seite.
Rabban bellte ein weiteres Kommando und befahl zweien seiner Harkonnen-Offiziere, zu den Truppen zu stoßen. Gehorsam galoppierten sie auf ihren Pferden davon. Wenige Augenblicke später stieg Kriegsgeheul von der verkleideten Harkonnen-Division und von den grummanischen Kriegern auf, und sie stürmten auf die ausgetrocknete Ebene, die einmal ein flaches Binnenmeer gewesen war.
Die Ecazi-Truppen sahen den Vorstoß und brauchten keine Befehle, um zu wissen, wie sie reagieren mussten. Sie beantworteten den Kriegsschrei, hoben ihre Waffen, um den Feind zu empfangen, und rückten vor.
Rabban blickte kurz zur schildbewehrten Wohnfestung hinauf, im Wissen, dass Moritani interessiert zuschaute und ihn wahrscheinlich zu seiner prompten Entscheidung beglückwünschte. Er führte sein unruhiges Pferd von den Hügeln hinab an den Rand des Schlachtfelds.
Brom folgte ihm. »Wenn Sie auf diesem Kampf bestehen, Kriegsherr, dann sollten wir selbst teilnehmen – als wahre Befehlshaber.«
»Der Meinung bin ich auch.« Gemeinsam mit den fünfzig Moritani-Elitekriegern, die ihnen zugeteilt worden waren, ritten sie an den Rand des ausgetrockneten Sees, bereit, unmittelbar nach dem ersten Zusammenprall zu ihrer Hauptstreitmacht zu stoßen. Der Großteil ihrer Truppen stürmte dem Feind im vollen Galopp über die Ebene hinweg entgegen.
Unter der Erde grollten Explosionen, und der Seeboden sackte ab. Er stürzte ein, als hätten sich zahllose Falltüren geöffnet, nicht nur unter der Ecazi-Armee, sondern auch unter den grummanischen Soldaten, die auf sie zuritten. Rabban traute seinen Augen nicht. »Was zum Teufel geht da vor?«
Ein großes Stück Boden brach ein und gab den Blick auf Hunderte von unterirdischen Tunneln und Schächten frei. Rabban wusste, dass das Haus Moritani unter der Erde Chemikalien und Mineralien abbaute und extrahierte, aber jetzt sah es danach aus, dass jemand die Stützwände der brüchigen Wabenstruktur gesprengt und diese Tunnel damit zum Einsturz gebracht hatte.
Innerhalb eines Augenblicks war über die Hälfte der Moritani- und Harkonnen-Soldaten in den Tod gestürzt, gemeinsam mit ebenso vielen feindlichen Ecazi-Truppen – vom Schlachtfeld selbst verschluckt.
Benommen fragte sich Rabban, was es mit den Explosionen auf sich hatte. Wer konnte das getan haben? In seinem Kopf herrschte Leere. War die ganze Anordnung eine Falle gewesen, die der Graf absichtlich aufgestellt hatte, um den Feind aufs Schlachtfeld zu locken? Plötzlich begriff er die Logik.
Rasend vor Wut, dass Moritani ihm eine so entscheidende Information vorenthalten hatte, drehte er sich zu Brom um, doch er sah nur mörderischen, anklagenden Hass im Gesicht des Kriegers. Brom zog sein Schwert.
»Was?«, sagte Rabban und zeigte auf das eingestürzte Schlachtfeld. »Das kann nur Ihr eigener Graf gewesen sein! Das hat er unseren eigenen Truppen genauso wie dem Feind angetan! Er hätte mich ...«
»Der Graf wusste, was er vorhatte«, sagte Brom. »Er hat Ihnen Anweisungen gegeben. Sie haben sich seinen Befehlen widersetzt.«
Rabban lenkte sein Pferd zurück, doch die grummanischen Soldaten um ihn herum kamen näher.
78
Ich will keine Verbündeten außer mir selbst. Freunde können ebenso gefährlich sein wie Feinde.
Glossu Rabban
Erst nach einer ganzen Weile legte sich das Grollen der Explosionen und das Wogen der Staubwolken. Die Schreie hielten viel länger an. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Paul unverletzt war, versuchte Duncan die Katastrophe zu begreifen,
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