Der Wuestenplanet - Paul Atreides
ein Herzog sein willst, Paul, musst du lernen, zu kommandieren. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Schlacht als Ganzes und erkenne deinen Platz. Du bist kein gemeiner Soldat.«
»Aber ich bin auch noch kein Herzog, Vater«, hatte Paul geantwortet. »Wie du selbst immer wieder gesagt hast, muss ich lernen, was die Männer durchmachen, bevor ich das Recht habe, Entscheidungen zu treffen, bei denen es um Menschenleben geht. In diesem Kampf geht es mehr um Ehre als um Ruhm oder Eroberung. Ist es nicht das, was das Haus Atreides ausmacht?«
Leto hatte keine andere Wahl gehabt, als mit einem dünnen Lächeln zuzustimmen. »Wenn ich nicht daran glauben würde, hätte ich gar nicht erst in Erwägung gezogen, dich nach Grumman mitzunehmen. Na gut, aber Duncan und Gurney werden dich nicht aus den Augen lassen.«
Paul wusste, dass er in seinem Kampfgeschick kaum einem Soldaten des Hauses Atreides nachstand, und die beiden Männer an seiner Seite verbürgten sich für ihn. Doch er zweifelte nicht daran, dass sein Vater ihn vom Kommandoschiff aus genau im Auge behalten würde.
Jetzt marschierten sie über das jungfräuliche Schlachtfeld und folgten dabei so vielen tiefen Stiefelspuren und befanden sich so weit am Ende der schildbewehrten Truppen, dass Paul kaum damit rechnete, überhaupt noch etwas vom eigentlichen Gefecht mitzubekommen.
Doch als die tobende Front reiterloser Pferde wie eine unerwartete Sturmböe auf das Heer prallte, schien sich die Schlacht plötzlich in einen wirren Tumult zu verwandeln.
Gurney hob sein Schwert in die Luft und brüllte: »Bleibt standhaft!«
Duncan rückte dichter an Paul heran, bereit, sein neues Schwert einzusetzen. »Das ist Irrsinn – rennende Pferde können unsere Schilde nicht durchdringen!«
Paul erkannte schnell, was ihre Feinde tatsächlich beabsichtigten. »Nein, aber sie können unsere Formation zerstören und unser Bewegungsmoment brechen.«
Die ordentlich aufgestellten Schlachtreihen kamen mit einem Mal durcheinander. Hunderte von Hengsten, deren Hufe wie Dolche herabfuhren, rasten in die Soldaten und warfen sie mitsamt ihren Schutzschilden zu Boden. Der Staub, der von der donnernden Stampede aufgewirbelt wurde, verdunkelte die Sicht. Statische Funken zeichneten die Umrisse von Pauls Schild nach.
»Paul, bleib in der Nähe!«, rief Gurney durch den Tumult.
Ein braun-weiß geschecktes Pferd mit wildem Blick bäumte sich vor Paul auf. Der Junge sprang zur Seite, als die scharfen Hufe niederfuhren und von seinem Schild abprallten, ohne etwas zu bewirken. Ein Metalldorn auf der Rüstung des Streitrosses glitt halb durch den Schild, so dass Paul sich wegdrehen musste, um nicht aufgespießt zu werden. Neben ihm versuchte Duncan, die Stellung zu halten.
Weitere Pferde krachten gegen Schilde, und viele Soldaten verfielen beim Anblick der auf sie zugaloppierenden Ungeheuer in Panik. Sie stachen mit ihren Klingen zu, töteten einige Pferde und verwundeten andere. Von den Schnitten rasend gemacht, gingen die Hengste endgültig durch, stießen gegeneinander und verletzten sich zusätzlich mit ihren Kriegsstacheln.
Paul verharrte zusammengekauert, unsicher, wie er gegen eine solche Naturgewalt kämpfen sollte. Einige der Streitrösser durchbrachen tatsächlich die Schilde der Soldaten und töteten sie. Einige Truppenteile riefen nach ihren Befehlshabern und versuchten zusammenzubleiben, doch die gut ausgebildeten Einheiten waren zu einer desorganisierten Masse zerfallen. Nur wenige konnten im allgemeinen Geschrei noch die Rufe ihrer Kommandanten hören.
Die Stampede schien kein Ende zu nehmen, obwohl niemand die durchgegangenen Pferde führte – man hatte sie einfach auf die Truppen der Ecazi und der Atreides gehetzt. Dutzende Hengste starben, bevor die Mauer wilder Pferde an ihnen vorbeigezogen war.
Gurney brüllte aus vollem Hals, um wieder Ordnung herzustellen. »Atreides, Atreides zu mir! In Formation!«
Durch die wogenden Staubwolken, die die Hengste auf der trockenen Ebene aufgewirbelt hatten, konnte Paul kaum etwas sehen. Er hatte das sichere Gefühl, dass das nicht der einzige Trick gewesen war, den Graf Moritani auf sie loslassen wollte.
Von seinem Aussichtspunkt aus beobachtete Rabban das Chaos mit selbstgefälligem Vergnügen. Nachdem Hunderte von gerüsteten Pferden die feindlichen Reihen durchpflügt hatten, waren sie nun in völliger Unordnung. Er wusste, was als Nächstes zu tun war. Ganz sicher hatte ihm der Graf deshalb befohlen zu warten.
Jetzt lag es
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