Der Wuestenplanet - Paul Atreides
unfairen Vorteil sichern, aber wir werden keine Taktiken verwenden, die unsere ehrbaren Vorfahren nicht gutgeheißen hätten.«
»Selbst wenn der Graf diese Taktiken zuerst einsetzt?«, fragte Paul.
»Wir folgen unseren eigenen Standards – nicht denen irgendeines anderen.«
Paul beobachtete weiter die Gefechtsvorbereitungen und die von Bord gehenden Soldaten. »Das bedeutet faktisch, dass wir mit einem Handicap kämpfen, obwohl die Atreides- und Ecazi-Kräfte militärisch anscheinend überlegen sind.«
»Ein ethischer Verhaltenskodex ist niemals ein Handicap«, erwiderte Leto. Er wandte sich Duncan zu. »Schalte mich auf den Hauptkanal. Es wird Zeit, die Sache in Gang zu bringen.«
Eine schimmernde Blase erschien vor Leto, und er sprach hinein, so dass seine Worte direkt in die Wohnfestung von Ritka übertragen wurden. »Graf Hundro Moritani, gemäß den Regeln der Kanly und den Gesetzen des Imperiums verlangen wir, dass Sie sofort die Waffen niederlegen und sich ergeben. Wir garantieren Ihnen ein rechtmäßiges juristisches Forum, um sicherzustellen, dass der Gerechtigkeit gedient ist. Andernfalls erwartet Sie eine schnelle und sichere Niederlage.«
Statisches Rauschen kam über den offenen Kanal, dann erschien das Bild von Hiih Resser, dem Schwertmeister des Grafen. Er sah blass, aber entschlossen aus. Ganz offensichtlich war Duncan erschüttert, seinen ehemaligen Freund von der Ginaz-Schule zu erblicken, doch er unterbrach Resser nicht, als dieser sagte: »Graf Moritani weist Ihre Forderung zurück und wirft Ihnen vor, den Assassinenkrieg zu verletzen. Sie machen sich des illegalen militärischen Übergriffs auf einen souveränen Planeten schuldig, eine Handlung, die gemäß der Großen Konvention explizit untersagt ist.«
»Sie zitieren uns gegenüber solche Regeln?«, rief Erzherzog Ecaz über die Funkverbindung mit seinem Kommandoschiff. »Dies ist kein Assassinenkrieg mehr – Sie haben daraus eine offene Feldschlacht gemacht.«
Wie um diese Aussage zu bekräftigen, flog eine Salve grummanischer Projektile aus Abschussvorrichtungen auf sie zu, die unmittelbar außerhalb der schimmernden Schilde von Moritanis Festungsstadt angebracht waren. Da die gelandeten Atreides- und Ecazi-Fregatten ebenfalls mit Schilden ausgestattet waren, prallten die Geschosse ab, ohne Schaden anzurichten, aber ein Schrei der Empörung erhob sich von den Soldaten, die sich auf dem Schlachtfeld aufstellten.
Ressers Bild war verschwunden, sobald die Projektile abgefeuert worden waren. Es war eher eine Trotzgeste als der ernsthafte Versuch, der feindlichen Armee echten Schaden zuzufügen, aber es zeigte auch, wie weit die Grummaner zu gehen bereit waren.
Wutschnaubend und entrüstet befahl Leto seinen Truppen, zur Festungsstadt vorzurücken.
77
Der Versuch, bei einer großen und komplexen Schlacht jede Einzelheit vorauszuplanen, gleicht dem Versuch, den Wind zu kartografieren – man muss mit Chaos, mit Unvorhersehbarem und mit Überraschungen rechnen. Mehr muss man nicht wissen.
Jool Noret, der erste Schwertmeister
Von seiner sicheren Position im Vorgebirge beobachtete Rabban, wie die beeindruckenden und gut organisierten feindlichen Armeen landeten. Die schiere Menge der Fregatten erstaunte ihn. Welch ein Aufwand! Er wusste, wie viel es seinen Onkel gekostet hatte, nur eine einzige Division Harkonnen-Soldaten nach Grumman zu schicken. Die Häuser Atreides und Ecaz hatten ohne Zweifel mindestens zehnmal so viel ausgegeben.
Für Rabban war das ein Hinweis, wie erzürnt Herzog Leto und Erzherzog Armand offenbar über das Hochzeitsmassaker waren. Unwillkürlich musste er lächeln. Zu dumm, dass das Haus Harkonnen nicht gemeinsam mit Graf Moritani öffentlich die Verantwortung auf sich nehmen konnte, aber er begriff, dass es klug von seinem Onkel war, die Schuld nach außen hin allein bei den Grummanern zu belassen.
Der Provokationsversuch war eindeutig geglückt ... obwohl er sich wünschte, Moritanis Pläne besser zu verstehen. Rabban nahm an, dass sein Onkel wusste, was der Graf wirklich beabsichtigte.
Mit dem schwarz gefiederten Helm auf dem Kopf, der ihn als kommandierenden Kriegsherrn der Verteidigungstruppen auswies, saß Rabban aufrecht im Sattel und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen. In ungeduldiger Erwartung einer Gelegenheit zum Kampf ließ er die Muskeln spielen. Den Hauptstoß der ersten Attacke würde er von den Grummanern abfangen lassen. Danach konnte er sich selbst ans Werk
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