Der Wuestenplanet - Paul Atreides
der jüngeren Schandtaten, die der Graf an Ginaz und an Ecaz begangen hatte.
Während sie darauf warteten, dass man sie einließ, wurde Paul klar, dass er Shaddam IV. noch nie zuvor so nahe gewesen war. Und er musste sich eingestehen, dass der Padischah-Imperator, umgeben vom Schmuck seines Amtes, ausgesprochen majestätisch und machtvoll aussah. Herrschte er wirklich über eine Million Welten, oder war das eine Übertreibung? Der Imperator wirkte mit sich zufrieden und schien es kaum erwarten zu können, diese »Unannehmlichkeiten« mit dem Haus Moritani zu klären, um möglichst bald nach Kaitain zurückzukehren. Er und seine Gefolgsleute waren offenbar davon überzeugt, dass Streitigkeiten durch die Kraft des Gesetzes gelöst werden konnten, doch diese Annahme traf nur zu, solange alle Parteien sich an die gleichen Regeln hielten.
»Ich glaube nicht, dass diese Sache ein so ordentliches und sauberes Ende nimmt, wie der Imperator erwartet«, sagte Gurney gedämpft. »Der Graf beendet seine Konflikte nicht, indem er ein Stück Papier unterzeichnet.« Nach allem, was er bisher gesehen hatte, konnte Paul ihm nur zustimmen. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend, und er sah die Anspannung im Gesicht seines Vaters.
Als er den Blick über die versammelte Gesellschaft schweifen ließ, fiel Paul die erwartungsvolle Ungeduld auf Seiten vieler Gefolgsleute des Imperators auf. Es handelte sich um unbedeutende Beobachter des Landsraads und Vertreter verschiedener Komitees. Offenbar waren sie voller Bewunderung, wie Shaddam dieses Problem allein durch die Macht seiner Anwesenheit lösen konnte. Die Sardaukar blieben wachsam und hielten ihre schweren Gewehre bereit.
Mit einem rauen Fanfarenstoß der seltsamen grummanischen Hörner schwangen die schweren Torflügel nach innen, und Männer in gelben Livrees führten die Besucher feierlich in den Empfangssaal des Aristokraten. Dort stand Graf Hundro Moritani allein in der Mitte der Halle, gekleidet in dicke Lagen aus Pelz und feinen, bunten Stoffen. Am anderen Ende des Saals blieb sein klobiger Thron bezeichnenderweise leer. Seine Stirn war schweißnass, seine Augen gerötet, und er sah ausgezehrt und gereizt aus.
Shaddam IV. stolzierte mit seinem Gefolge im Schlepptau herein. Abfällig betrachtete er die Halle und runzelte die Stirn, als sein Blick auf den grobschlächtigen Thron und die ausgebleichten Tapeten an den Wänden fiel. »Dieser Ort wird für die Kapitulationszeremonie und meine anschließenden Verfügungen genügen, aber ich habe nicht vor, hier lange zu bleiben.«
Die Atreides-Gesellschaft folgte dem Imperator in den Saal, doch Duncan wurde langsamer, als er den rothaarigen jungen Mann sah, der in Habachtstellung neben dem geschlagenen Grafen stand. »Hallo, Duncan Idaho«, sagte Hiih Resser. »Alter Freund.«
Paul hatte Geschichten über Duncans Kameraden gehört, der auf Ginaz geblieben war, als man alle anderen grummanischen Schüler der Schwertmeisterschule verwiesen hatte. Aufgrund der wiederholten Lektionen seines Vaters verstand Paul die Feinheiten eines Ehrbegriffs, der einen Krieger dazu zwingen konnte, sich an einen Eid zu halten, selbst wenn dieser Eid ihn an einen bösen Mann fesselte.
»Ich wünschte, du wärst mit mir zum Haus Atreides gekommen«, sagte Duncan zu Resser. »Ich würde lieber an deiner Seite kämpfen als gegen dich.«
»Ich hatte diese Wahl nicht«, antwortete Resser.
»Hier wird nicht mehr gekämpft«, unterbrach Shaddam sie bestimmt und ließ sich auf den Thron von Grumman nieder, um die Zeremonie zu leiten. »Ich habe die üblichen Dokumente bereits anfertigen lassen.« Er winkte einen Gefolgsmann heran, der sogleich herbeieilte und ihm eine goldgeränderte Proklamation überreichte.
Der Graf setzte sich in der Nähe des Throns auf einen Stuhl an einem kleinen Schreibtisch. Der Sitzplatz schien für einen Kämmerer oder Schreiber gedacht zu sein, der für Hundro Moritani Dokumente erstellen sollte. Das Oberhaupt von Grumman nahm den untergeordneten Platz ohne Widerrede ein. Resser stand steif hinter seinem Herrn.
»Ich muss Ihre Bedingungen genau studieren, bevor ich ihnen zustimmen kann«, sagte Moritani in leisem, höhnischem Tonfall.
»Das wird nicht nötig sein.« Shaddam beugte sich vor. »Die Bedingungen sind nicht verhandelbar.«
Rhombur schien sich am Elend des besiegten Grafen zu erfreuen. Armand Ecaz, der neben dem Ixianer stand, wirkte zermürbt, als wäre sein Zorn das Einzige gewesen, was ihn
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