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Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Titel: Der Wuestenplanet - Paul Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Tagesstunde auf die Straße hinausginge, würde sich sofort eine Menge um mich scharen, und man würde unablässig von mir fordern: ›Führe uns, Herr! Führe uns!‹ Ist es das, was die Menschheit braucht, die gefährliche Möglichkeit, sich auf einen charismatischen Führer zu verlassen?«
    »Vielleicht brauchst du selbst Führung, Usul«, sagte Chani leise und strich ihm das dunkle Haar hinters Ohr. »Die Führung durch Shai-Hulud. Vielleicht musst du dich daran zurückerinnern, was es bedeutet, ein Fremen zu sein. Geh in die Wüste hinaus, ruf einen Wurm, und mach deinen eigenen Hadsch.«
    Er wandte sich ihr zu und küsste sie auf den Mund. »Wie immer öffnest du mir die Augen. Nur in der Wüste sind die Gedanken eines Mannes still genug, damit er denken kann.« Das war genau das, was sowohl Paul Atreides als auch Imperator Muad'dib brauchten.
     
    Paul ließ Alia als seine Stellvertreterin zurück und übertrug ihr die nötige Befehlsgewalt, um Entscheidungen zu treffen und seine Funktionen bei Hof zu erfüllen, wobei Stilgar als Berater und Beschützer des Mädchens fungierte (nicht, dass sie einen gebraucht hätte). Paul hatte Chani angeboten, sie auf seine Reise mitzunehmen, aber nachdem sie ihm eine ganze Weile ins Gesicht geschaut hatte, lehnte sie ab. »Du brauchst Einsamkeit und Stille, Usul. Du und die Wüste, ihr habt einander eine Menge zu erzählen.«
    Manchmal schlugen ihre Gedanken Pfade ein, die ihm niemals eingefallen wären, als würde ihr Geist einen lebenswichtigen Teil des Gefäßes seines Lebens füllen. Ihre Beziehung ging weit über das hinaus, was zwischen Mann und Frau oder zwischen verwandten Seelen üblich war. Sie lag jenseits solcher Klischees. Die Gefühle, die sie füreinander hegten, überspannten die Äonen menschlicher Existenz.
    Als die Sonne aufging, flog Paul mit einem Thopter über den geborstenen Schildwall, vorbei an den Wassergräben, die die Würmer aus der tiefen Wüste auf Abstand hielten, und landete am Rande der weiten, offenen Wüste. Obwohl er allein und ohne jedes Zeremoniell hatte aufbrechen wollen, folgte ihm schon bald eine Schar Sekretäre, Berater und gaffender Zuschauer. Korba teilte ihm per Funk mit, dass er sie gerufen hatte, um Muad'dib die Ehre zu erweisen, die ihm gebührte.
    Paul beachtete die Menschen nicht. Mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, kehrte er der unerwünschten Menge den Rücken zu, entfernte sich von seinem Thopter und wanderte in die Wüste hinaus, wo er einen Wurm rufen konnte. Er warf einen Blick über die Schulter und stellte verärgert fest, dass hinter ihm acht Thopter und etwa hundert Menschen standen, von denen einige Wüstenkleidung trugen, während andere in die Roben von Qizarat-Priestern gekleidet waren. Mindestens ein Drittel trug noch nicht einmal Destillanzüge.
    Korba müsste es besser wissen. Wann war es so weit gekommen, dass die Leute in die Wüste hinausgingen, als würden sie an einer Parade teilnehmen? Paul hatte das Gefühl, dass der Sand seine Reinheit bereits verloren hatte. Die Fremen waren so sehr von ihren ständigen Siegen im Djihad eingenommen, dass sie gar nicht mehr bemerkten, wie sie ihr Erbe verloren – und damit auch ihre Seelen.
    Paul stellte einen Klopfer auf, zog den Uhrwerkmechanismus auf und stellte das Pendel ein, um das rhythmische dumpfe Pochen auszusenden. Obwohl er genau das schon oft getan hatte, verspürte er dennoch eine gewisse Ehrfurcht. Er war ein Fremdweltler, und doch war er auch ein Wurmreiter, der sich bei den Fremen bewiesen hatte. Er hatte die Harkonnens viele Male überfallen. Doch damals war der Feind, anders als jetzt, klar definiert gewesen, genau wie der Sieg.
    In seinem Djihad hatte Paul immer größere Belohnungen für den ausgesetzt, der Graf Memnon Thorvald zu Fall brachte. Immer wieder flackerte die Rebellion dieses Mannes auf und setzte dabei immer verzweifeltere und unerwartet grausame Taktiken ein, die Paul an den geschlagenen Grafen Hundro Moritani erinnerten. Aber die Fedaykin schienen es zu genießen, dass sie einen hartnäckigen Feind hatten, den sie bekämpfen konnten. Ihr nach außen gerichteter Hass schweißte sie zu einer Einheit zusammen.
    Hinter ihm, bei den Thoptern, applaudierten einige Zuschauer sogar seinem Wurmruf, als wäre diese Routinehandlung eine Vorstellung, die er nur für sie gab. Der Klopfer schlug weiter seinen dumpfen Takt. Paul wartete und lauschte auf das Sandrauschen, das ein gigantischer Wurm verursachte, hielt nach den leichten

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