Der Wuestenplanet - Paul Atreides
der sein Schicksal war.
Er erinnerte sich daran, wie freudig er als kleiner Junge von Grumman nach Hause zurückgekehrt war, zum Geruch der Meere Caladans und den Schreien der Seevögel, die auf dem Wind trieben. Vor nicht allzu langer Zeit war Paul der stolze Sohn eines Edelmanns gewesen, Erbe der Atreides-Tradition, zum Herzog bestimmt.
Wie konnte ich Caladan nur so leicht vergessen?, fragte er sich. Wie konnte ich dem Volk entsagen, das mein Vater so sehr geliebt hat? Niemand sollte sich für so wichtig halten. Duncan Idaho und Thufir Hawat hätten ihm eine ordentliche Dosis Bescheidenheit verabreicht. Hatte sogar Gurney ihn aufgegeben, indem er sich vom unkontrollierbaren Djihad zurückgezogen hatte, um ein bisschen Frieden auf Caladan zu finden?
Paul fühlte sich wie ein Mann, der über den Rand einer Klippe stürzte und dabei all jene, die er liebte, und all seine Gefolgsleute mitnahm. Er hörte einen rauen, beunruhigenden Vogelschrei. Als er in den sich aufhellenden Himmel hinaufblickte, sah er zwei Aasgeier, die über ihm schwebten, als würden sie ihn interessiert beobachten. Im nächsten Moment flogen sie flügelschlagend weiter. Paul war nicht tot, aber innerlich starb er.
Ein entferntes mechanisches Geräusch störte seine Gedanken, und er sah einen kreisenden Ornithopter im Osten. Der Pilot flog gegen die Sonne, um nicht gesehen zu werden. Zweifellos hatten Muad'dibs Fedaykin seine Position ermittelt und beobachteten ihn, um sicherzugehen, dass ihm nichts zustieß.
Niemand will mich in Ruhe lassen.
Korbas Motive waren durchschaubar und erfrischend verständlich. Der Anführer der Fedaykin hatte Paul benutzt, um seiner eigenen Macht und seiner eigenen Religion Vorschub zu leisten ... doch Paul hatte im Gegenzug Korba ausgenutzt, wie auch andere, die versuchten, persönliche Macht aus der neuen Ordnung zu ziehen. Indem er das Feuer des heiligen Krieges anfachte, hatte der göttliche Imperator versucht, die Umgangsformen des alten Imperiums zu beseitigen und eine Zukunft vorzubereiten, in der es keine Kriege mehr geben würde. Doch im Laufe der menschlichen Geschichte hatten bereits viele andere die gleiche Rechtfertigung vorgebracht ...
Als Paul diesen entsetzlichen, aber notwendigen Kurs eingeschlagen hatte, war ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass er dabei unmöglich eine reine Heldengestalt bleiben konnte. Noch nie hatte irgendjemand ein solches Ausmaß an absoluter Macht gehabt. Es war unvermeidlich, dass man ihn hasste, insbesondere, wenn er das tat, was seine Vorahnungen von ihm verlangten.
Er hatte bereits einen Wendepunkt in den über das Imperium verstreuten Buschfeuern der Rebellion gesehen. Immer wieder flackerten sie auf, wie sehr seine Soldaten sich auch bemühten, sie zu löschen. Widerstand war zu erwarten gewesen, und obwohl Memnon Thorvald sich nicht als besonders fähig oder erfolgreich erwies, erinnerte er doch unentwegt daran, dass nicht alle den Sand verehrten, auf dem Muad'dib wandelte. Solange Muad'dib herrschte, würde es immer wieder Mordversuche und Verschwörungen geben, und eines Tages würden die Feuer der Rebellion sein eigenes Licht überstrahlen. Das Haus Atreides würde auf einem Scheiterhaufen brennen.
Und auf der Asche würde die Geschichte schließlich von den Überlebenden geschrieben werden, und ganz gleich, wie viele Bände Irulan über den Imperator Paul Muad'dib hinterließ, man würde ihn als Ungeheuer schmähen ... bis jemand Schlimmeres kam. War das sein wahres Vermächtnis? Er stieß einen schweren, verzweifelten Seufzer aus. Chani wusste, wie sehr ihn dieser Gedanke schmerzte. Solange wenigstens einige begriffen, warum Muad'dib seine Taten begangen hatte, war nicht alles verloren.
Jetzt, wo er allein war, dachte Paul darüber nach, in die Wüste hinauszugehen und einfach zu verschwinden. Er war durchaus dazu fähig, den Fedaykin für unbegrenzte Zeit aus dem Weg zu gehen. Aber den Gedanken, Chani zu verlassen, sie nie wiederzusehen, ertrug er nicht. Diesen Weg konnte er nicht einschlagen.
Das Sonnenlicht erwärmte den Gewürzsand um ihn herum und ließ den herben Zimtgeruch in seine Gedanken sickern und sein Bewusstsein erweitern. Zahlreiche Zukünfte wurden sichtbar und verschwammen wieder. Seine Vorahnungen begleiteten ihn ständig, zuweilen als Flüstern, dann wieder als lauter Schrei. Paul sah zahllose gewundene Pfade, die alle durch die kleinste Handlung eingeschlagen werden konnten.
Vor seinem inneren Auge sah er marschierende Armeen in
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