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Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Titel: Der Wuestenplanet - Paul Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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gereist, um den Imperator zu treffen.«
    Alia rührte sich nicht auf ihrem Thron. »Ich spreche für meinen Bruder. Entweder ihr nehmt mit mir vorlieb, oder ihr verzichtet auf euer Ansinnen.«
    Der höherrangige der beiden Botschafter hatte einen langen, dünnen Hals und eine hohe, piepsige Stimme. »Aber wir haben ihm die Treue geschworen. Wir sind loyale Untertanen Seiner Heiligkeit. Es ist unser Recht, ihn zu sehen.«
    Mit einer Handbewegung und einigen knappen Worten schickte Alia die Männer unter schwerer Fremen-Bewachung fort. Trotz ihres Protests eskortierte man sie zu ihrer Fregatte zurück und ließ sie auf den Heighliner bringen. Auf Alias Befehl hin würden sie die lange Reise zurück zu ihrem Planeten antreten, bevor man ihnen gestattete, umzukehren und den Weg aufs Neue anzutreten, diesmal hoffentlich bescheidener. Sie ließ sie von einem grimmigen Fremen-Wachtposten begleiten, um sicherzustellen, dass die beiden tatsächlich nach Hause zurückkehrten und erst auf Alahir von Bord gingen.
    Einige Beobachter im vollen Audienzsaal kicherten über Alias grobe Behandlung der beiden Männer. Andere, die sahen, in welch strenger und kompromissloser Stimmung sie war, schlichen sich fort, ohne ihr Anliegen vorzubringen. Früher einmal hätte Alia diesen Männern vielleicht Wachen hinterhergeschickt, um herauszufinden, was sie gewollt hatten, aber mittlerweile ging sie davon aus, dass ihnen die mangelnde Überzeugungskraft oder Nichtigkeit ihres Ansinnens klargeworden war. Sie wünschte sich, dass sich noch viel mehr Bittsteller auf diese Art verflüchtigten und ihre Probleme selbst lösten – wie es sich auch ihr Bruder wünschte.
    Der nächste Bittsteller war ein müde aussehender Mann, dessen sonnenverbranntes Gesicht von den tiefen Furchen eines schweren Lebens gezeichnet war. Sein ganzer Körper schien eine einzige Schwiele zu sein, und doch trug er seinen Stolz und sein Selbstwertgefühl wie eine Rüstung. Obwohl sein Haar nicht ordentlich geschnitten war, hatte er es zurückgekämmt und zusammengebunden. Seine Gewänder waren ärmlich, aber sorgfältig geflickt – nur Alias scharfes Auge bemerkte die Zeichen der Abnutzung. Er war keineswegs ein nachlässiger Mann.
    Er war der Ankläger, und die zwei Verteidiger sahen sehr viel schludriger aus, obwohl sie feinere Kleidung trugen und ihre Körper mit Ölen und Duftwässern pflegten. Der wettergegerbte Mann trat vor und salutierte wie ein Djihad-Kämpfer, als würde er vor Paul stehen. Das gefiel ihr.
    »Ich habe treu in Muad'dibs Djihad gekämpft«, sagte er. »Ich habe auf fünf Planeten auf dem Schlachtfeld gestanden, unter anderem auf Ehknot. Mein Kommandant hat mich ehrenvoll entlassen und mir eine Pension gegeben. Das Geld hätte für ein Zuhause in Carthag und für die Versorgung meiner Frauen reichen sollen, bis ich mich als Steinmetz etabliert hätte.« Er blickte die beiden Verteidiger finster an. »Aber diese Männer haben mir all mein Geld genommen.«
    »Ja, er hat sein Geld verloren, Herrin Alia – aber daran war nichts Ungerechtes«, rief der dickere der beiden Männer.
    Alia wandte sich dem Ankläger zu und wartete auf mehr Informationen, worauf dieser sagte: »Ich habe mit den beiden gespielt. Beim Tarot-Würfelspiel haben sie mir alles abgenommen.«
    Nun runzelte Alia die Stirn. »Wenn man spielt, riskiert man zu verlieren. So ist das nun mal.«
    »Wenn man spielt, Herrin Alia, kennt man die Regeln und rechnet mit Fairness. Aber diese Männer haben betrogen.«
    »Wir haben nichts Derartiges getan!«, sagte der zweite Verteidiger.
    »Nur, weil du ein Spiel verloren hast, bedeutet das nicht, dass sie betrogen haben.«
    »Sie haben betrogen. Ich schwöre es bei meiner Ehre, bei meinem Leben ... bei meinem Wasser!«
    Alia lehnte sich zurück. »Du sagst, dass diese Männer dich betrogen haben. Sie sagen, dass das nicht der Fall ist. Wie soll ich feststellen, wer von euch Recht hat?« Tatsächlich konnte Alia es sehr wohl feststellen. Selbst ohne ihren Wahrheitssinn hätte sie erkannt, dass die beiden zunehmend nervöser werdenden Verteidiger etwas verbargen, während der Ankläger in seiner Überzeugung und rechtschaffenen Empörung nicht wankte.
    Sie sprang von ihrem Thron und hüpfte wie ein kleines Mädchen die Steinstufen hinab, um die Männer zu verwirren. »Ich werde ein Spiel mit diesen Männern machen. Zeigt mir die Tarot-Würfel, die ihr benutzt habt.« Widerstrebend zogen sie die Würfel hervor, und Alia hockte sich auf den Boden.

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