Der Wuestenplanet - Paul Atreides
zurück ...
Wenig später erhielt Alia die Nachricht, dass Lady Margot Fenring und ihre Tochter auf dem Raumhafen von Arrakeen eingetroffen waren und dass man sie gerade zur Zitadelle Muad'dibs eskortierte. Stilgar und Irulan hatten bereits mit ihr besprochen, wie die Besucher am besten zu empfangen wären.
Lady Margot brachte nicht viel Gefolge mit. Sie kam als einfache Reisende auf einem Heighliner an, der von den Bene-Tleilax-Welten aus über Richese, Junction und eine Reihe uninteressanter Planeten schließlich Arrakis angeflogen hatte. Stilgar führte sie in den Thronsaal, und die Bittsteller machten ihr Platz.
Margot Fenring war wunderschön, und sie war dazu ausgebildet, ihr Erscheinungsbild und ihre persönliche Anziehungskraft einzusetzen, um die Ziele der Schwesternschaft zu erreichen. Doch bei diesem Besuch fragte sich Alia, um wessen Ziele es ging. Ihre eigene Mutter hatte andere Entscheidungen getroffen. War Lady Margot damit zufrieden, eine Spielfigur der Bene Gesserit zu sein? Und wie passte die kleine Marie in ihre Pläne? Zweifellos hatte das Ganze etwas mit Zuchtprogrammen zu tun.
Alia schaute mit strahlendem Lächeln auf sie herab, und ihr Blick traf den des anderen Mädchens. Marie wirkte sehr jung, aber Alia wusste, dass sie selbst auf Fremde den gleichen Eindruck machte.
»Wir treten vor den Thron des Imperators«, sagte die Frau von Graf Fenring und verneigte sich leicht.
Stilgar trat auf das Podium und betätigte sich als Kämmerer. Aus dem Mundwinkel sagte er Alia etwas in Chakobsa, obwohl Margot Fenring die alte Wüstensprache genauso gut verstand wie Alia. »Ich mag weder diese Hexe noch ihre Tochter.«
»Du hast bereits deutlich gemacht, wie du empfindest, Stilgar.« Alia hob die Stimme, um sicherzugehen, dass das Publikum sie hören konnte. »Es wird mir guttun, jemanden in meinem Alter am Hof zu haben. Prinzessin Irulan macht es Sorgen, dass ich mich häufig nicht wie ein Kind verhalte.« Sie trat zu Marie hinab, die ihr gegenüberstand und sie aus strahlenden und höchst intelligenten Augen ansah. Ihre Gesichtszüge waren edel, und ihr Betragen einwandfrei.
»Mein Bruder ist derzeit nicht zu sprechen«, sagte Alia zu Lady Margot. »Wir wissen nicht, wann er zurückkehrt, aber ich freue mich, Sie an unserem Hof willkommen zu heißen. Ich gewähre Ihnen und Ihrer Tochter unseren Schutz.«
»Danke, Hoheitliche Eminenz«, sagte Margot. Es war ein recht überraschender Titel, mit dem man sie anredete, doch Alia widersprach nicht.
Dann wandte Alia ihre Aufmerksamkeit wieder dem kleinen Mädchen zu. »Ich bin sehr erfreut, dass du hier bist, Marie. Wir werden viel Spaß miteinander haben.« Sie zeigte auf die höchste Stufe des Podiums, genau unterhalb ihres Throns. »Komm, setz dich neben mich und schau zu, wie ich eine Mischung aus Fremen- und Atreides-Gerechtigkeit verkünde.«
87
Arrakis! Dort haben Menschen große Gefahren gesehen – und große Gelegenheiten.
Prinzessin Irulan, Eintrag in
Paul vom Wüstenplaneten
Von allen Toden ist dies der schwerste. Dies war der Tod seines Namens, seiner Familienehre, der Tod von allem, was ihm als Mann und Anführer etwas bedeutete. Die Wüste hatte ihn das erkennen lassen.
Paul hatte die Gesichtsmaske seines Destillanzugs zurückgeschoben und saß allein da. Er ließ den Blick seiner blau in blau gefärbten Fremen-Augen über das Dünenmeer schweifen. In den schattigen Winkeln hielt sich noch immer die Nachtkühle, doch mit dem erwachenden Tag würde sie schnell weichen. Er hatte die ganze Nacht lang reglos auf einem flachen Stein gesessen und das reichhaltige Aroma des vom Wind verwehten, pulvrigen Gewürzes in sich aufgenommen. Al-lat, die goldene Sonne, erhob sich gerade über eine Felsklippe, doch er spürte ihre Wärme noch nicht. Tiefe Wüstenkälte hatte sich in seinen Knochen eingenistet – und in seinen Gedanken.
Obwohl sein Körper sich kaum geregt hatte, war sein Geist weit gewandert.
Der Kurs, den er für die Menschheit gewählt hatte, war schwierig. Milliarden Menschen waren bereits in seinem Namen getötet worden – einige davon zu Recht, viele zu Unrecht. Seine Kriegslegionen schwappten in einer gewalttätigen Welle nach der anderen in den Weltraum hinaus und hetzten alle Feinde Muad'dibs, ob sie nun echt oder eingebildet waren. Dass Paul solch schreckliche Gräueltaten in seinem Namen gestattete, hatte eine unauslöschliche Narbe auf seiner Seele hinterlassen. Doch das war der entsetzliche Zweck,
Weitere Kostenlose Bücher