Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Finger zur Decke. »Besorgen Sie mir eine Fähre. Ich habe keine Zeit für Mittelsmänner oder Diplomaten.«
Bestürzt sah der Gildenvertreter ihn an. Chatt blieb reglos, genauso wie Stilgar. In der anhaltenden Stille kicherte die kleine Marie. Olar schluckte einmal und dann noch einmal. »Wie Ihr befehlt, Herr.«
Normalerweise redete die Gilde sich damit heraus, dass niemand Kontakt zu ihren Navigatoren aufnehmen durfte, weil die Sicherheit der Heighliner wichtiger als alles andere war. Nur bestimmte Sprecher konnten im Namen der Gilde Antworten geben. Doch diesmal nicht. Obwohl viele Navigatoren so weit entwickelt waren, dass sie Schwierigkeiten hatten, sich mit primitiven Menschen zu verständigen, wusste Paul, dass sie zweifellos verstehen würden, was er zu sagen hatte. Olar würde ihn an Bord bringen.
Ohne weitere Verzögerung marschierte Paul aus seinem Thronsaal und bedeutete dem Gildenvertreter mit einer Handbewegung, ihn zu begleiten. »Stilgar, du kommst ebenfalls mit. Dies ist eine militärische Angelegenheit. Ich brauche vielleicht dein Wissen und deinen Rat.«
Olar war die Sorte Abgesandter, die Paul bevorzugte: Obwohl der Mann voller Fragen war und seine Miene größte Beunruhigung zum Ausdruck brachte, war er schlau genug, nicht jeden Gedanken zu äußern, der ihm in den Sinn kam. Andere, geschwätzigere Diplomaten hätten um genauere Erläuterungen gebeten und nach Ausreden und Rechtfertigungen gesucht, worin auch immer das Problem bestand.
Doch die Gildenleute wussten sehr genau, was sie getan hatten. Sie hatten wissentlich blutrünstigen Rebellen geholfen und damit einen abscheulichen Angriff auf die Welt ermöglicht, die viele Jahre lang Pauls Zuhause gewesen war. Als Olar gesehen hatte, in welcher Stimmung Muad'dib war, hatte er richtig geschlussfolgert, dass er keine Antworten erhalten würde und dass Fragen das Ganze nur schlimmer machen würden.
Als die Fähre schließlich den Heighliner erreicht und angedockt hatte, wurde ein Steg ausgefahren, damit Paul auf die Decks des riesigen Raumschiffs hinaustreten konnte. Am Ende des Stegs standen Sicherheitswächter der Gilde, die Schusswaffen trugen und ihm den Weg versperrten.
Stilgar blaffte: »Tretet beiseite und legt in Gegenwart Muad'dibs eure Waffen ab!«
Ein weiterer Gildenvertreter, der ebenfalls ein graues Gewand trug, stand wie ein Schatten hinter den Sicherheitsleuten. »Vergebung, Herr. Aus Sicherheitsgründen gehört es zu den Richtlinien der Raumgilde, dass kein Außenseiter einen Navigator an Bord eines Heighliners stören darf. Alle Angelegenheiten müssen dem zuständigen Beamten vorgetragen werden. Als höchstrangiger Gildenvertreter an Bord dieses Schiffes nehme ich mich der Sorgen des Imperators gerne an.«
»Dann können Sie uns begleiten, denn ich werde mit dem Navigator sprechen.«
»Herr, vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt ...«, setzte der Mann an. Die Sicherheitsleute rührten sich immer noch nicht vom Fleck.
»Dieses Schiff gehört mir, genauso wie alle Gildenschiffe«, erwiderte Paul. »Weisen Sie Ihre Wachen an, sofort beiseitezutreten, und sagen sie Ihrem Navigator, dass er meine Ankunft erwarten soll, es sei denn, er möchte den Rest seines Lebens damit verbringen, die noch vorhandenen Gewürzdämpfe in seinem Tank zu atmen, denn wenn Sie mir trotzen, wird kein Gewürz mehr Arrakis verlassen.«
Olar mischte sich ein. »Es handelt sich um ein außergewöhnliches Anliegen, doch Imperator Muad'dib stellt so selten Forderungen an uns. Ich schlage vor, dass wir uns anhören, was er zu sagen hat.«
Der Gildenbeamte, der wahrscheinlich einen höheren Rang als Olar hatte, zog eine finstere Miene, doch er bedeutete den Sicherheitswächtern, zur Seite zu treten. Paul ging zwischen ihnen hindurch, und Stilgar folgte ihm auf dem Fuß. Die Gildenleute führten sie aufs Navigationsdeck.
Der Navigator war ein exotisches Geschöpf. Er befand sich in einem Tank mit orangefarbenem Gas, und trotz der Versiegelung roch es intensiv nach Melange. Die dichten Schwaden verbargen einen Teil der Deformationen des Wesens – die irgendwie mit seiner höheren mentalen Entwicklungsstufe in Zusammenhang standen –, doch durch das dicke Plaz sah Paul einen wippenden, übergroßen Kopf auf einem lappigen, stockdünnen Hals. Er war noch nie von Angesicht zu Angesicht einem Steuermann begegnet, aber er hatte jetzt keine Zeit zum Gaffen.
»Beric«, sagte Olar. »Unser Imperator Muad'dib wünscht ...«
Paul unterbrach
Weitere Kostenlose Bücher