Der Wuestenplanet - Paul Atreides
sie mit ihrem Ehemann unterwegs war, wurde Margot ganz anders behandelt. Man nahm ihre Gegenwart widerwillig hin oder hieß sie gar willkommen. Doch wenn sie ohne ihn das Haus verließ, schienen die Tleilaxu über ihr schamloses Verhalten empört zu sein. Diesmal war es ihr egal. Sollten sie empört sein. Sie konnte die unangenehmen Nadelstiche, die ihre widerwilligen Gastgeber ihr versetzt hatten, inzwischen nicht mehr zählen. Inzwischen verabscheute Margot die bigotten Männer aus der oberen Kaste, doch als fähige Bene Gesserit hatte sie auch gelernt, ihre wahren Gefühle zu verbergen.
Das flachsblonde Mädchen blickte zu Margot auf und schaute dann aus dem niedrigen getönten Fenster zu seiner Linken, ohne etwas von den Sorgen seiner Mutter zu ahnen. Margots Tochter trug, genau wie Margot selbst, ein langes schwarzes Kleid, doch sie hatte blassblaue statt graugrüner Augen. Feyds Farbe, erinnerte sich Margot, obwohl ihr Blick nicht so mürrisch ist wie seiner.
Der na-Baron der Harkonnens war ein brauchbarer Liebhaber gewesen, jedoch nicht so geschickt, wie man hätte erwarten sollen, wenn man seine Bandbreite an Freudenmädchen in Betracht zog. Im Licht späterer Ereignisse war klargeworden, dass Feyd auch kein so geschickter Kämpfer gewesen war, wie er von sich geglaubt hatte. Dennoch hatte Margot seinen Samen in sich aufgenommen und sich gestattet, eine Tochter von ihm zu empfangen, wie die Schwesternschaft ihr befohlen hatte. Ein perfektes Wesen war aus den Generationen hervorgegangen, in denen die Bene Gesserit den menschlichen Genbestand langsam in eine Richtung gedrängt hatten. Ja, die kleine Marie war tatsächlich etwas Besonderes.
Seit die Fenrings vor einem Jahr auf Tleilax eingetroffen waren, hatte Lady Margot den Kontakt zur Schwesternschaft nicht abreißen lassen und Geheimbotschaften ausgetauscht, die in Form von Briefen oder in Gegenstände eingebettet per Kurier von hier nach Wallach IX und zurück gebracht wurden. Sie zweifelte nicht daran, dass das Kindermädchen Obregah-Xo ebenfalls Geheimberichte abschickte.
Obwohl die Mutter Oberin ein persönliches Interesse an dieser Tochter Feyd-Rauthas hegte, verfolgte Margot eigene Pläne. Sie hatte nicht vor, das Mädchen zu einer Schachfigur im Spiel der Bene Gesserit werden zu lassen. Angefangen mit der Ankunft Muad'dibs – eines Kwisatz Haderach, den die Schwesternschaft nicht kontrollieren konnte – und seiner Schwester Alia, der Abscheulichkeit, hatte Margot Fenring nach und nach das Vertrauen in die allzu komplizierten und viel zu selten erfolgreichen Intrigen der Bene Gesserit verloren.
Sie und Hasimir hatten viel zu viele andere Ideen.
Lady Margot lächelte ihrer Tochter zu. Das Kind verfügte über einen aufgeweckten und wissbegierigen Verstand, und es lernte schnell. Dank der Ausbildung durch ihre Mutter, Graf Fenring und Obregah-Xo hatte das Mädchen bereits Bene-Gesserit-Techniken gemeistert, für die es eigentlich noch viel zu jung war.
Das Fahrzeug fuhr an einem geschäftigen Marktplatz voller Zelte und Stände vorbei, der sich bis zum Hafen erstreckte und auf dem Nahrung und Alltagsbedarf verkauft wurden. »Fahrer, halt an. Wir möchten uns auf dem Markt umsehen.«
»Das ist verboten«, gab der Fahrer unwirsch zurück, was Lady Margot umso mehr in ihrem Entschluss bestärkte.
»Wir steigen hier trotzdem aus und gehen ein Stück zu Fuß.«
»Ich bin lediglich dazu befugt, Sie durch die Stadt zu fahren.«
Margot hatte genug von der Geheimniskrämerei und den Verboten der Tleilaxu. Sie sprach nun mit der ganzen Macht der Stimme. »Sie werden das Fahrzeug anhalten und tun, was ich Ihnen sage.«
Der Fahrer zuckte unwillkürlich zusammen und fuhr den Wagen dann zur nächsten Ansammlung von Marktständen.
»Sie warten hier auf uns, während wir uns die Waren der Verkäufer ansehen.«
Obwohl der Fahrer zitternd und fast bewegungsunfähig dasaß, fummelte er an einem kleinen Fach neben seinem Sitz herum. Vor Anstrengung schwitzend, aber beharrlich, holte er eine kleine schwarze Kugel hervor, die er sich in die Handfläche drückte. Daraufhin schien sie zu zwei schwarzen Tüchern auszuknospen, eines groß und eines klein. »Sie müssen sich bedecken. Sie beide. Kleiden Sie sich als Mann und Junge.«
Erstaunt, dass der Fahrer noch die Kraft zu eigenständigem Denken hatte, während er unter dem Einfluss der Stimme stand, nahm Margot die Tücher entgegen und wickelte sich schnell eines davon um den Kopf, wie sie es bei
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