Der Wuestenplanet - Paul Atreides
beigebracht hatte, damit er sich unterhalten konnte, während er gleichzeitig mit all seinen Fähigkeiten weiterkämpfte. Diese Angewohnheit hatte seine Lehrer immer wieder verstört, und Paul gab ihr lediglich nach, um die Wirkung zu beobachten, die sie auf den alten Mentaten hatte. »Sag mir, wie mein Großvater gestorben ist, Thufir.«
»Bei einem Stierkampf. Ein salusanischer Stier hat ihn getötet.«
Paul schlug zu und duckte sich. Eine der Schneidkanten des Meks hätte ihm beinahe die linke Schulter aufgeschlitzt. »Du würdest einen schlechten Jongleur-Künstler abgeben. Deine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler lassen sehr zu wünschen übrig.«
Thufir sah ihm weiter zu und erzählte schließlich mehr. »Der Alte Herzog Paulus starb durch Verrat, und deine Großmutter war dazu gezwungen, bei den Einsamen Schwestern den Schleier aufzunehmen.«
In Pauls Gedanken fügten sich die Teile ineinander. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, die genauen Daten zu vergleichen. Den Geschichten und Gerüchten um Burg Caladan zufolge hatte Lady Helena sich aus Kummer in das Festungskloster zurückgezogen. Das war eine erschreckende neue Information. »War sie für die Intrige verantwortlich?«
»Das kann ich nicht sagen ... aber sie ist nach wie vor im Exil. Duncan war damals nicht mehr als ein Stallgehilfe. Selbst er schien für eine Weile in diese Intrige verwickelt zu sein.«
»Duncan?« Paul übersah beinahe einen Vorstoß des Mek und trat beiseite, so dass der Schild den Hauptteil des Schlags abfing, da sein künstlicher Gegner zu schnell zustieß. »Duncan soll mit dem Tod meines Großvaters zu tun gehabt haben? Aber er trägt das Schwert des alten Herzogs.«
»Man hat ihn von allen Vorwürfen freigesprochen.« Thufir beendete die Kampfübung und schaltete den Mek ab. »Das reicht, wenn du darauf bestehst, weiterzuplappern. Du kannst so tun, als könntest du beides gleichzeitig tun, aber ich habe deine Fehler gesehen, die tödlich hätten sein können, wenn ich nicht hier gewesen wäre. Wir werden diese Fehler sorgfältig aufarbeiten, junger Herr. Fürs Erste kannst du dich waschen, umziehen und darauf vorbereiten, unsere Gäste zu empfangen. Die ersten Angehörigen der Ecazi-Hochzeitsgesellschaft treffen heute Nachmittag ein.«
26
Politiker und Raubtiere gehen nach verstörend ähnlichen Prinzipien vor.
Herzog Paulus Atreides in einem Brief an seine Frau Helena
Mehrere Wochen, nachdem Baron Harkonnen von Grumman abgereist war, wo man gewisse Pläne in Bewegung gesetzt hatte, verlor der Graf jeden Grund, sich zu mäßigen.
Hiih Resser stand mit einem Dutzend Angehöriger des Moritani-Hofs dicht gedrängt im Krankenzimmer des sterbenden Jungen. Graf Moritani sprach mit einer Stimme wie reißendes Papier zu allen Anwesenden. »Der Suk-Arzt sagt, dass mein Sohn bald seinen letzten Atemzug tun wird. Es ist nur noch eine Frage von Tagen, wenn nicht weniger. Hätten wir doch nur das Mittel zu seiner Heilung!« Moritanis brüchiges Flüstern trieb Resser eine Klinge des Kummers ins Herz.
Wolfram lag auf seinem Bett und stank nach Melange und Semuta-Rauch, der von der klagenden, atonalen Musik begleitet wurde, ob sie nun für die Trancewirkung nötig war oder nicht. Der Junge konnte seinen Vater längst nicht mehr hören.
Einige der Anwesenden schluchzten leise, doch Resser konnte nicht sagen, ob ihre Tränen echt waren. Bei genauerem Hinsehen gelangte er zu der Überzeugung, dass diese unbeholfenen Zurschaustellungen von Mitgefühl vor allem Versuche waren, in der Gunst des Herrschers von Grumman aufzusteigen.
Dr. Terbali, der mit seiner Arbeit beschäftigt war, nahm Justierungen an Wolframs intervenösen Schläuchen vor, während der Graf sich von der anderen Seite mit zerzaustem Haar über seinen Sohn beugte, ihm die eingefallene Wange küsste und leise zu ihm sprach. Der bedauernswerte Junge antwortete nicht, sondern starrte mit leerem Blick vor sich hin und regte nur dann und wann einen Muskel oder blinzelte mit einem rot geäderten Auge.
Der kranke Junge glitt so leise in den Tod hinüber, dass selbst Moritani es mehrere Sekunden lang nicht bemerkte, obwohl er die schlaffe Hand des Jungen hielt. Dann stieß er als verspätete Reaktion einen tierhaften Laut aus, der halb Wehklage, halb Gebrüll war.
Dr. Terbali richtete sich von der Bettkante auf, nachdem er die Biowerte überprüft hatte. »Es tut mir leid, Mylord.«
Hundro Moritani wischte mit einem Arm über ein Tablett mit
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