Der Wuestenplanet - Paul Atreides
medizinischen Instrumenten, die scheppernd zu Boden fielen. Er vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte.
Der Graf war ein harter, grausamer Mann, dessen Leidenschaft sich leicht entfachen ließ, und er reagierte schnell mit Gewalt. Resser hatte gesehen, wie sein Herr die Gebote der Moral zu seinem eigenen Vorteil umgangen und dabei falsche Gründe vorgeschoben hatte, um seine Motive zu verbergen. Doch dies war kein vorgetäuschter Kummer. Die Seelenqual über den Tod seines Sohnes war echt.
Das Feuer in Moritanis Augen brannte hell wie die Sterne. Starr vor Schreck fragte sich Resser, ob der Graf den Tod Wolframs als Katalysator benutzen würde, um den Sturm zu entfesseln, den er so lange in seinem Innern zurückgehalten hatte. Das Oberhaupt der Grummaner würde über das Grab seines eigenen Sohns steigen, um das zu erlangen, was er für sein Haus wollte. Jetzt, wo Wolfram nicht mehr war, würde er Unterstützer zusammentrommeln, um den Planeten Ecaz einzunehmen, und irgendwie würde er für einen neuen männlichen Erben sorgen. Oder hatte er sogar noch größere Pläne? Ging es ihm schlicht und einfach darum, Rache zu nehmen?
Diese Frage kann ich nicht beantworten, dachte Resser. Meine Rolle besteht darin, den Befehlen meines Herrn Folge zu leisten, ihm nötigenfalls um den Preis meines Lebens zu gehorchen.
Der Graf, dessen Gefühle sich innerhalb eines Augenblicks wandelten, wandte sich dem Suk-Arzt zu. Tränen strömten ihm übers Gesicht, als er um das Fußende des Krankenbetts stürmte. »Sie kannten das Heilmittel für Wolfram! Ich habe Ihnen befohlen, es mir zu beschaffen.«
»Unmöglich, Mylord! Die Ecazi ...«
Moritani schleuderte den behäbigen Arzt quer durchs Zimmer zwischen die dicht stehenden, gluckenden Zuschauer, doch er war noch nicht fertig. Er zog einen schlanken, gekrümmten Kindjal aus dem fellgefütterten Wams und stakste auf den benommenen Arzt zu, während die anderen davonhasteten und keinerlei Anstalten machten, dem erwählten Opfer zu helfen oder es festzuhalten.
»Ich bin ein Suk – ich genieße Immunität!«
Das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse verzogen, stach Moritani dem Arzt das Messer in die Brust und zog es wieder heraus, schnell wie ein Schlangenbiss. Dann warf er den tödlich Getroffenen beiseite, als wäre er nicht mehr als ein störendes Ärgernis. »Dann heile dich selbst.«
In dem Versuch, seinen Kummer durch Gewalt zu beschwichtigen, stürmte er mit der blutigen Klinge aus dem Totenzimmer seines Sohnes. Er reagierte genauso auf dieses Problem, wie Resser es schon so viele Male zuvor bei ihm gesehen hatte. »Wo sind die anderen? Bringt mir die Schmuggler – jeden einzelnen!« Er wirbelte zu Resser herum. »Schwertmeister, finde sie.«
»Ja, Mylord.«
Innerhalb einer Stunde führte man dem erzürnten, verstörten Grafen elf Drogenschmuggler von Ecaz vor. Hundro Moritani hatte diese Männer dafür bezahlt, sich an den Restriktionen der Ecazi vorbeizustehlen und ihm Esoit-Poay zu beschaffen, ganz gleich, zu welchem Preis. Nach einigen erfolglosen Bemühungen, das Heilmittel durch illegale Kanäle zu erhalten, hatten sie versucht, eine Ladung zu stehlen. Doch jedes Mal waren sie mit leeren Händen zurückgekehrt.
Einen nach dem anderen ließ der Graf die Ecazi-Schmuggler mit den Fußknöcheln an wilde grummanische Hengste binden. In einem grausigen Schauspiel wurden die Männer bis zum Tode über das trockene, steinige Seebett geschleift. Anschließend, als Moritani auf die zerfetzten roten Leiber hinabblickte, blaffte er Resser an: »Ich kann den Anblick von Ecazi nicht mehr ertragen. Entfernen Sie all diese Leichen aus meiner Gegenwart und lassen Sie sie verbrennen.«
Resser tat, wie ihm befohlen wurde, in dem Wissen, dass Moritani wahrscheinlich gerade erst angefangen hatte.
27
Man braucht keine Weitergehenden Erinnerungen, um von der Vergangenheit heimgesucht zu werden.
Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam
Obwohl Herzog Letos Hochzeit in keiner Weise mit Shaddams jüngstem Spektakel zu vergleichen war, würden Landsraads-Familien, die den Häusern Atreides und Ecaz die Ehre erweisen wollten, pflichtschuldig aus dem ganzen Imperium anreisen. Die wichtigsten Besucher würden in Gästegemächern auf Burg Caladan wohnen. Die Herbergswirte von Cala City hatten ihre Zimmer gesäubert und ausgebaut, um sich auf die Flut von Besuchern vorzubereiten.
Zwei Wochen vor dem angesetzten Hochzeitstermin landeten Armand Ecaz und sein Gefolge mit
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