Der Wuestenplanet - Paul Atreides
gesagt. Er musste sein Handeln an seinen eigenen Bedingungen ausrichten, und allmählich hatte ein Plan in seinem Kopf Gestalt angenommen ...
Ihm war klar, wenn die Kämpfer des Djihads seine Züge wiedererkannten, die im Profil auf zahllosen Fahnen oder den neu geprägten Münzen abgebildet waren, würden sie eine schützende Barriere um ihn bilden, die fünfzig Männer dick war. Die Kommandanten würden sich weigern, gegen den Feind vorzurücken, und stattdessen Muad'dib in Sicherheit bringen, in einen Gildenheighliner im Orbit, wo er nicht zu Schaden kommen konnte.
Das war der Grund, warum Paul sich das Haar geschnitten und gefärbt und sich eine benutzte Uniform besorgt hatte, um die geplante Rolle eines gewöhnlichen Soldaten spielen zu können. Außer Chani hatte er niemandem gesagt, wohin er ging, und sich in einer Masse von Rekruten für einen neuen Feldzug gemeldet. Paul hatte sich mit Absicht die Truppe von Jeurat ausgesucht, einem Kommandanten von geringerer Bedeutung, der ihn nicht persönlich kannte. Als neuer Soldat hatte er sich einer flüchtigen Musterung unterziehen und seine Kampffähigkeiten vor einem Fremen-Soldaten demonstrieren müssen, der nicht älter als achtzehn Jahre gewesen sein konnte. Danach hatte sich Pauls Einheit an Bord einer Militärfregatte gedrängt und war vom Wüstenplaneten abgeflogen.
Paul wusste, dass die Menschen, die er zurückließ, toben würden, auch wenn Chani ihnen versicherte, dass er lebte, ohne zu offenbaren, wohin er gegangen war oder was er tat. Außerdem würden sie über die tausend angeblich bedeutsamen Entscheidungen stöhnen, die er treffen sollte. Aber er wollte sie von ihrer Abhängigkeit gegenüber Muad'dib entwöhnen. Wenn sie sich nach Sicherheit sehnten, sollten sie ein Holobild von ihm projizieren und sich davon trösten lassen.
Paul hatte sich zu dieser Unternehmung durchgerungen, weil er befürchtete, ansonsten jegliches Gefühl für den wahren Preis zu verlieren, den er der Menschheit abverlangte.
Nur ein einziges Mal hatte er den Namen des Planeten gehört, auf dem die Soldaten zum Einsatz kommen sollten: Ehknot. Paul war dieser Name nie auf irgendwelchen Sternenkarten aufgefallen, und er fragte sich, warum man ihn als so große Gefahr eingestuft hatte. Er bezweifelte, dass selbst Imperator Shaddam jemals von dieser Welt gehört hatte.
Auf Ehknot wechselten die Kampfschauplätze des Djihads, und Pauls Truppen waren gezwungen, neue Taktiken anzuwenden. Zuvor hatten die wahrlich verzweifelten Rebellen gegen Muad'dib – angestachelt vom Grafen Memnon Thorvald – auf zwei umkämpften Welten rücksichtslos Lasguns eingesetzt und damit auf Krieger gefeuert, die Schilde trugen. Obwohl jeder, der mit einer Lasgun auf einen Schild feuerte, durch den Rückstoßpuls getötet wurde, war die pseudoatomare Detonation, die durch die Wechselwirkung hervorgerufen wurde, so verheerend, dass sie mehrere tausend Djihad-Soldaten auf einen Schlag auslöschte. Die Opferzahlen in diesen Schlachten waren horrend gewesen. Diese Art zu kämpfen war seit Jahrtausenden geächtet und verboten gewesen und hatte im Widerspruch zu allen Regeln der zivilisierten Kriegsführung gestanden. Doch die Rebellen hatten sich über alle Regeln hinweggesetzt. Eines der größten Tabus bei der Austragung von Konflikten war gebrochen worden.
Menschen setzten eine solche Taktik nur dann ein, wenn sie nichts mehr zu verlieren hatten, und Muad'dibs Soldaten hatten daraus gelernt und waren vorsichtiger geworden. Um sich gegen die schockierende Kamikaze-Taktik zu schützen, verzichteten sie auf individuelle Schilde, und hier auf Ehknot kämpften sie auf einem viel primitiveren Niveau. Fremen, die sich noch nie auf Körperschilde verlassen hatten, zogen nun in den Kampf Mann gegen Mann und griffen aus nächster Nähe mit Crysmessern an, während sie über größere Distanzen Projektilwaffen benutzten. Einige der Kommandanten erinnerten sich an den Militärschlag, den die Harkonnens gegen Arrakeen geführt hatten, und setzten sogar große Artilleriekanonen ein, um physische Hindernisse zu beseitigen.
Paul konnte sich kaum noch an seine eigenen Handlungen während der Schlacht erinnern. Sobald das Blutvergießen begonnen hatte, war jegliche Selbstbeherrschung von ihm abgefallen. Ein roter Schleier schob sich vor seine Augen, und er gab sich einer Raserei hin, die berauschender als eine Gewürz-Vision war. Er konzentrierte sich nicht mehr auf den nadeldünnen Pfad in eine sichere Zukunft, er
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