Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Schwesternschaft war Wallach IX ein Schiff, das in einem gewaltigen und wechselhaften kosmischen Ozean zuverlässig den Kurs hielt.
Während der intensiven Erforschung der menschlichen Natur und Gesellschaft, die die Schwesternschaft betrieb, war sie eine äußerst konservative Organisation geblieben. »Anpassen oder sterben« war eins der grundlegenden Axiome der Bene Gesserit, obwohl die Schwestern vergessen zu haben schienen, wie man es befolgte. Zu dieser Erkenntnis war Margot allmählich gelangt. Sie empfand die Schwesternschaft nicht mehr als überlegene Instanz. Ihr katastrophales Scheitern im Fall Paul Atreides und der nahezu vollständige Verlust ihrer politischen Macht hatte Margot jeglichen Respekt vor den Bene Gesserit genommen.
Zusammen mit ihrem Gatten hatte sie viele Jahre isoliert unter den Tleilaxu gelebt, Marie aufgezogen und einen großen Plan entwickelt. Und nun hatte die Mutter Oberin sie zu sich gerufen und ihr befohlen, ihre Tochter »zur Inspektion« mitzubringen.
Seit ihrer Kindheit war Lady Margot darauf trainiert worden, die Befehle ihrer Vorgesetzten zu befolgen – so auch die Anweisung, dieses Kind zu bekommen –, aber die Schwesternschaft würde möglicherweise nicht die Antworten erhalten, die sie erwartete. Margot war zu ihren eigenen Bedingungen nach Wallach IX gekommen.
Sie hoffte, dass die Schwesternschaft keine weiteren Zuchtpläne mit ihr verfolgen wollte. Ja, Lady Margot sah erheblich jünger aus, als sie an Jahren zählte, und ihre gertenschlanke Schönheit hatte sie durch sorgfältige und regelmäßige Einnahme von Melange und strenge Prana-Bindu-Übungen verstärkt. Mit etwas Glück würde sie ihr verführerisches Aussehen und ihre Fortpflanzungsfähigkeit noch ein paar weitere Jahrzehnte lang behalten ... und Hasimir war so verständnisvoll.
Doch die kleine Marie sollte ihre größte Errungenschaft sein. Das musste die Schwesternschaft einsehen.
Margot hatte dem Kindermädchen Tonia Obregah-Xo befohlen, in Thalidei zurückzubleiben, obwohl die Frau offensichtlich erwartet hatte, sie bis nach Wallach IX zu begleiten. Tonia schickte regelmäßig Berichte an die Mütterschule, wobei sie Verschlüsselungsmethoden benutzte, die Margot nur allzu gut vertraut waren. Einmal hatte Lady Fenring eine Nachricht an die Schwesternschaft abgefangen und heimlich ein eigenes Postskriptum hinzugefügt. Das hatte zu großer Verärgerung unter den Bene Gesserit geführt, und anschließend hatte man die Übermittlungsmethode der Geheimbotschaften geändert, doch Margot hatte ihnen damit nur klarmachen wollen, dass sie eine eigenständige Frau war und nach ihrem eigenen Ermessen entschied.
Trotzdem hatte sie sich einverstanden erklärt, die Reise zu unternehmen und die fünfjährige Marie von den Ehrwürdigen Müttern »inspizieren« zu lassen. Dennoch würde die Schwesternschaft keinen Einfluss auf das Schicksal des Mädchens nehmen. Dazu stand zu viel auf dem Spiel.
Nun saßen sie auf einer Gartenbank, Lady Margot und Graf Fenring und dazwischen Marie. Sie warteten. Und warteten. Die Schwestern trieben ein offenkundiges und kindisches Spiel mit ihnen. Hinter ihnen erhob sich eine stilisierte Statue aus schwarzem Quarz. Sie stellte eine kniende Frau dar, Raquella Berto-Anirul, die Gründerin der uralten Schule. Dicke Regenwolken hingen über den Gebäuden, und es war kühl, aber nicht unangenehm kalt. Die Hofmauern schützten sie vor dem Wind.
Endlich näherte sich die Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam mit einer Gruppe von fünf Schwestern. Ihr stechender Blick war auf die kleine Marie gerichtet.
Lady Margot erhob sich. »Ich habe wie gewünscht meine Tochter mitgebracht, Ehrwürdige Mutter.« Eine aufgesagte Begrüßung.
Mohiam betrachtete Graf Fenring mit gerunzelter Stirn. »Wir gestatten es Männern nicht oft, das Gelände der Mütterschule zu betreten.«
»Eure Gastfreundschaft wurde, ahh, zur Kenntnis genommen.« Er lächelte und ließ seine schützende Hand auf der Schulter des kleinen Mädchens ruhen. Den Bene Gesserit war sehr wohl bewusst, dass Graf Fenring selber ein tödlicher Assassine und Meisterspion war, weshalb es für Lady Margot keinen Zweifel daran gab, dass die Anwesenheit ihres Gatten an diesem Ort große Bestürzung innerhalb des Ordens auslöste.
Hasimir war ein gescheiterter Kwisatz Haderach, ein genetischer Eunuch und eine Sackgasse, in die ein früheres jahrtausendelanges Zuchtprogramm geführt hatte. Doch Paul Atreides, der wirkliche Kwisatz
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