Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Haderach, hatte sich als Waffe erwiesen, die mit unvorhersehbaren und katastrophalen Konsequenzen nach hinten losgegangen war. In Anbetracht des erstaunlichen Potenzials von Marie waren Graf Fenring und Lady Margot an diesem Punkt durchaus in der Lage, eine eigene dynastische Planung zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.
Beide Ehepartner hatten zuvor für unfähige Vorgesetzte gearbeitet. Das Scheitern von Shaddam Corrino IV. war dem der Schwesternschaft nicht unähnlich. Durch eine eigenartige und grausame Wendung des Schicksals hatten sich zwei weitreichende und unkluge Vorhaben miteinander vermengt und sich mit furchtbaren Folgen gegenseitig verstärkt. Es würde sehr lange dauern, bis sich die Menschheit von Muad'dib erholt hatte.
Die Ehrwürdige Mutter Mohiam beugte sich vor und wandte ihre Aufmerksamkeit dem jungen Mädchen zu. »Das ist also das Kind.« Die alte Frau fuhr Marie durch das hellblonde Haar. »Wie ich sehe, hast du das hübsche Gesicht deiner Mutter.«
Auch die Ähnlichkeit zu Feyd-Rautha Harkonnen ist ihr nicht entgangen, dachte Margot.
»Und diese milchweiße zarte Haut.« Mohiam rieb mit der Hand über Maries Unterarm. Das Mädchen erduldete es schweigend. »Ganz wie die Mutter.«
Mohiams Hand verschwand kurz in einer Tasche ihres Gewandes, um verstohlen die Haar- und Hautproben zu deponieren, die sie soeben genommen hatte. Das war das ganz normale Prozedere, die ständige Beobachtung und Dokumentation, die Sammlung von Daten für das Zuchtprogramm, die Zuordnung von Namen und Informationen.
»Und wie wird das Kind ausgebildet?«, fragte Mohiam, den Blick auf Margot gerichtet.
»Mit einer Kombination aus meinem Wissen und dem meines Gatten, ergänzt durch Unterricht seitens ihres Bene-Gesserit-Kindermädchens. Tonia hat Euch doch sicher ausführliche Berichte geschickt.«
Mohiam ignorierte diesen kleinen Seitenhieb. »Gut. Wir sind froh, dass Sie das Mädchen hierhergebracht haben, damit die Ausbildung angemessen fortgesetzt werden kann. Selbstverständlich wird sie hierbleiben.«
»Ich fürchte, dass das, ahh, nicht möglich sein wird«, sagte Margots Ehemann mit gepresster Stimme.
Mohiam war schockiert, und die Schwestern an ihrer Seite starrten Fenring entsetzt an. »Diese Entscheidung steht Ihnen nicht zu.«
Mit einem liebreizenden Lächeln sagte Margot: »Wir haben Marie nicht mitgebracht, um sie der Mütterschule zu überlassen. Es geht ihr sehr gut bei uns.«
»Ahh, sehr gut«, setzte Fenring hinzu.
Margot bemerkte die Anspannung um sie herum, sah verstohlene Schatten hinter den Fenstern, Schwestern, die durch die Säulengänge eilten. Während diese fünf Frauen das Mädchen aus nächster Nähe beobachteten, hatten andere den Auftrag erhalten, Graf Fenring und Lady Margot nicht aus den Augen zu lassen. Die unterschwelligsten Reaktionen der drei Besucher wurden aufgezeichnet und detailliert analysiert. Weitere Daten für das Programm. Irgendwo im Hintergrund musste auch die Mutter Oberin lauern.
»Was ist der Grund für diese plötzliche Unnachgiebigkeit? Hat Muad'dib Sie als Verbündete rekrutiert?« Als Mohiam diese Frage stellte, rückten ihre Begleiterinnen wie eine Gruppe schwarzer Vögel näher an sie heran, als wollten sie die alte Frau vor einem Angriff schützen.
Graf Fenring lachte, sagte aber nichts, und die kleine Marie lachte auf ganz ähnliche Weise.
»Wir sind Euch gegenüber keineswegs respektlos, Ehrwürdige Mutter«, sagte Margot. »Meine Familie ist lediglich über Eure Unterstellung amüsiert, wir könnten uns auf die Seite des Mannes geschlagen haben, der Shaddam Corrino gestürzt hat. Euch allen ist bekannt, dass der ehemalige Imperator für Hasimir ein recht enger Freund war.« Nachdem sie einen Blick mit dem Grafen ausgetauscht hat, fügte sie hinzu: »Vielmehr sind wir Eurem Ruf gefolgt, weil wir einen interessanten Vorschlag zu unterbreiten haben.«
Die kleine Marie trällerte: »Der Kopf des Imperiums ist ein Monstrum, und es muss enthauptet werden.«
Die Schwestern reagierten sichtlich erschüttert auf diese kühnen Worte eines Kindes. »Muad'dib ist in der Tat ein Monstrum«, sagte Lady Margot. »Der Kwisatz Haderach, den Ihr hervorgebracht hat, ist völlig außer Kontrolle geraten, und das ist einzig und allein Eure Schuld. Weil Eure Pläne gescheitert sind, fügt er dem Universum nun schweren Schaden zu. Wir müssen Alternativpläne entwickeln, um ihm Einhalt zu gebieten.«
Fenring beugte sich auf der steinernen Bank vor. »Gibt es
Weitere Kostenlose Bücher