Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Titel: Der Wuestenplanet - Paul Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
berücksichtigte nicht mehr das große Gewebe der Geschichte oder die Aspekte, vor denen seine Visionen ihn gewarnt hatten. Er tötete nur noch.
    Pauls Kampfgeschick war immer noch um Längen besser als das der meisten seiner Krieger, denn er war von den Meistern des Fachs unterrichtet worden, von Duncan Idaho, Thufir Hawat und Gurney Halleck. Von seiner Mutter hatte er Kampfmethoden der Bene Gesserit gelernt, und die Fremen hatten ihn wiederum mit ganz anderen Techniken vertraut gemacht.
    Die Schlacht war für ihn ein langgezogener Augenblick des Wahnsinns, obwohl seine Kameraden ihn irgendwann als Gesegneten sahen, als Fanatiker unter Fanatikern. Als der Kampf schließlich zu Ende war, schauten die Überlebenden voller Ehrfurcht zu ihm, als glaubten sie, er wäre wahrlich von einem heiligen Geist besessen.
    Zwischen den rauchenden Trümmern hörte er eine klagende Stimme rufen: »Muad'dib, rette mich! Muad'dib!« Erschrocken überlegte Paul, ob jemand ihn erkannt hatte, doch dann wurde ihm klar, dass die Verwundeten nur jede Hilfe erflehten, die ihnen in den Sinn kam.
    Kein Wunder, dass der abgehärtete Gurney nur mäßig begeisterte Antworten gab, wenn man ihn bat, immer neue Offensiven anzuführen. Ein Planet nach dem anderen fiel unter dem Ansturm, und nun wurde sich Paul bewusst, wie groß das Opfer tatsächlich war, das er seinem Freund abverlangte. Der freundliche Gurney, der Troubadour-Krieger, der genauso bekannt für sein Geschick mit dem Baliset war wie für seinen Umgang mit einem Schwert. Paul hatte den Mann zum Grafen von Caladan gemacht und ihm anschließend die Möglichkeit verweigert, sich dort niederzulassen und ein eigenes Leben zu führen. Gurney, es tut mir leid. Und du hast dich nie beklagt.
    Soweit Paul wusste, fühlte Stilgar sich noch immer seinen Fremen-Kriegern zugehörig, doch für Gurney würde er eine neue Aufgabe mit einem festen Planetenwohnsitz finden, eine Rolle, die ihm das Gefühl gab, etwas zu leisten, etwas anderes als ... das hier. Er hatte wahrlich Besseres verdient.
    Paul war blutüberströmt, und seine Uniform war zerfetzt, aber er selbst hatte nur oberflächliche Schnitte und Kratzer erlitten. Suk-Ärzte und Lumpensammler durchkämmten das Schlachtfeld, um die Verletzten zu pflegen und die Toten auszunehmen. Er sah Gruppen von Tleilaxu, die verstohlen von einem Gefallenen zum nächsten huschten, wobei sie am längsten bei den tapfersten der toten Kämpfer verweilten. Bislang hatten sich die Tleilaxu einfach nur um die Opfer gekümmert, aber nun schien es, als würden diese Männer Proben nehmen ...
    Nur ein weiterer Schrecken unter vielen.
    Paul hob den Blick seiner Augen, die von der Gewürzabhängigkeit vollständig blau waren, in denen jedoch keine einzige Träne stand. Er sah einen Mann mit kahlgeschorenem Kopf, einen ehemaligen Fremen, der nun ein Priester und ein Mitglied des Qizarats war. Er schien sich im Zustand der Verzückung zu befinden. Er hob die Hände über die Wolken aus Staub und Rauch, um den Schrecken der Schlacht in sich aufzunehmen, der immer noch in der Luft vibrierte. Er sah Paul an, erkannte ihn aber nicht. Mit seinen gehetzt blickenden Augen, seinem blutbefleckten Gesicht und dem Schmutz des Krieges am ganzen Körper hätte es ihn nicht gewundert, wenn nicht einmal Chani ihn wiedererkannt hätte.
    »Du bist von Gott gesegnet und geschützt, damit du dein heiliges Werk fortsetzen kannst«, sagte der Priester zu ihm. Langsam ließ er den Blick über das Schlachtfeld wandern, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Schaut auf Ehknot und erkennt die Unbesiegbarkeit Muad'dibs.«
    Paul schaute, aber er erkannte etwas ganz anderes. Und trotz der voller Überzeugung gesprochenen Worte des Priesters fühlte er sich in diesem Moment alles andere als unbesiegbar.

32
     
    Wer auf den gefährlichen Gewässern des Imperiums navigiert, tut gut daran, die Wahrscheinlichkeit verschiedener Ereignisse zu berechnen, die wichtige Entscheidungen zur Folge haben können. Das ist eine Kunst und keine Wissenschaft, doch die Grundlage ist letztlich ein methodisches Vorgehen und die Wahrung des Gleichgewichts.
    Akoluthenhandbuch der Bene Gesserit
     
     
    Lady Margot Fenring war schon seit einiger Zeit nicht mehr auf der Heimatwelt der Bene Gesserit gewesen, aber sie stellte fest, dass sich hier nichts verändert hatte. Immer noch war der weitläufige Komplex der Mütterschule mit gelben Dachziegeln gedeckt. Die Hauptgebäude waren mehrere Jahrtausende alt. Für die

Weitere Kostenlose Bücher