Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Schlachtfeld – ein Schlachtfeld des Geistes, ein Schlachtfeld verbitterter Erinnerungen.
Gurney gab dem Würdenträger zu verstehen, dass er verschwinden sollte, und las das Dekret noch einmal. Impulsiv zerknüllte er das Gewürzpapier, um es dann wieder zu glätten. Paul hatte eine persönlichere Notiz hinzufügt: »Du kannst diese Welt heilen, mein treuer Freund. Es werden Jahrtausende vergehen, bis irgendjemand Giedi Primus wieder als schön bezeichnet. Versuche wenigstens, aus der eiternden Wunde eine Narbe zu machen. Tu es für mich, Gurney.«
Seufzend murmelte Gurney: »Ich diene den Atreides.« Und das meinte er ehrlich. Er würde sich seiner Vergangenheit stellen und sein Bestes geben, um die Bewohner von Giedi Primus von den Folgen der generationenlangen Unterdrückung durch die Harkonnens und der erzwungenen Dunkelheit zu befreien. Aber das würde keine leichte Aufgabe sein.
Er besaß bereits eine Grafschaft auf Caladan, während Jessica den Titel einer Herzogin angenommen hatte, und die Menschen, die dort lebten, liebten sie. Er wollte ihr nichts wegnehmen. Aber ... Giedi Primus? Damit tat Paul ihm keinen Gefallen.
Gurney hatte oft davon geträumt, sich nach einem kampferfüllten Leben auf einem wohlverdienten Landsitz mit einer schönen Frau und einem Haus voller wilder Kinder zur Ruhe zu setzen. Doch irgendwie sah es nicht danach aus, dass das seine Zukunft sein würde.
Tu es für mich, Gurney, hatte Paul geschrieben.
Als er auf Giedi Primus eintraf, wurde Gurney Halleck ein bescheidener Heldenempfang bereitet, obwohl das offensichtlich gefügig gemachte Volk nicht recht wusste, was es mit ihm anfangen sollte. Er war der neu ernannte Baron – eine weitere Ehrung, die nur Schmerzen und Unruhe bedeuten konnte. Paul Muad'dib hatte den Planeten von der Knute der Harkonnens befreit, aber die Menschen hier waren nicht einmal dazu fähig, das zu feiern. Sie waren es nicht gewohnt, ihre Herrscher zu lieben. Selbst nachdem man ihnen das Joch von den Schultern genommen hatte, brach niemand in Jubel aus.
Der Anblick der Menge in Harko City erinnerte Gurney an das Ausmaß der Herausforderung, vor der er stand, was ihm ein mulmiges Gefühl gab. Als er die bleichen Gesichter und die schlaffe Haltung der Menschen sah, fiel ihm ein, dass seine Eltern und seine arme Schwester Bheth den gleichen Eindruck auf ihn gemacht hatten. Später war sie vergewaltigt und ermordet worden, ein weiteres von vielen Opfern der grausamen Bestie Rabban.
Gurney wollte versuchen, die Kraft und Leidenschaft aufzubringen, um diesen Menschen wieder Mut zu geben, damit sie ihre Welt verwandelten, sie wieder bepflanzten und ihr neuen Antrieb verliehen. Aber er war sich nicht sicher, ob er es schaffen würde. Wenn er einem gebrochenen Volk einfach nur »Ihr seid jetzt frei!« zurief, schaffte er damit nicht die generationenlangen Schäden aus der Welt. Die Idee war grundsätzlich gut, aber glaubte Paul wirklich, dass das Geschenk der Freiheit und Selbstbestimmung die psychische Verfassung eines gesamten Planeten ändern würde?
Doch genau das war Gurneys neue Aufgabe, und er wollte sie in Angriff nehmen – für Paul.
Mit seinen Männern, die er hauptsächlich von Caladan geholt hatte, ließ sich Gurney in der Stadt Barony nieder, dem ehemaligen Regierungssitz der Harkonnens. Es gab eine Menge zu reparieren und aufzuräumen – in politischer Hinsicht. Das riesige Gebäude bestand aus kahlen Wänden und klobigen Säulen, und die Grundformen waren rechte Winkel und Blöcke ohne sanfte Rundungen. Gurney hatte sofort das Gefühl, nicht hierherzugehören. Selbst die verwüstete Welt Salusa Secundus, wo er eine Zeit lang unter Schmugglern gelebt hatte, war ihm irgendwie reiner vorgekommen. Zumindest hatte es dort nicht nach Harkonnens gestunken.
In dem gigantischen Komplex fühlte er sich unwohl, und irgendwie erwartete er, hinter jeder Ecke auf eine Gefahr zu stoßen. Allerdings musste er tatsächlich damit rechnen, dass die Harkonnens ein paar unangenehme Überraschungen für neue und unerwünschte Bewohner des Hauses hinterlassen hatten.
Er ordnete an, das Gebäude, in dem Baron Harkonnen residiert hatte, gründlich zu durchsuchen. Jeder Raum, jede kleine Kammer wurde aufgeschlossen und überprüft. Die Männer entdeckten zahlreiche Zimmer, die man offenbar zu Folterzwecken genutzt hatte, und Fallen, die nicht zum Schutz von irgendwelchen Wertgegenständen gelegt worden waren. Mehrere versiegelte Gewölbe waren mit Solari-Münzen,
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