Der Wuestenplanet - Paul Atreides
erzählt ... und den Fehlern, die Ihnen dabei unterlaufen sind.« Er strich sich mit einem Finger über die Unterlippe. »Würde es Imperator Muad'dib nicht sehr interessieren, davon zu erfahren? Ja, davon bin ich fest überzeugt.«
»Hidar Fen Ajidica war als Forscher ein Einzelgänger! Sein Vorhaben war nicht vom Kehl genehmigt!« Ereboams Rechtfertigung klang schwach. Seine milchige Haut wurde noch blasser.
»Hmmm-ahh, ja, ich bin mir sicher, dass Muad'dib Ihnen das glauben würde.«
Lady Margot ergriff den Arm ihres Gatten. »Von der Wahrheit haben Sie nichts zu befürchten, Dr. Ereboam ... wenn es die Wahrheit ist.«
Der albinoide Wissenschaftler schien sich in die Enge getrieben zu fühlen und zupfte an seinem weißen Kinnbart. »Damit haben Sie uns bereits erpresst, und dafür haben wir Ihnen viele Jahre lang Asyl gewährt. Weitere Drohungen sind überflüssig.«
»Ja, ahh-hmmm, unser Schicksal ist unentwirrbar ineinander verwoben.« Ein listiges Grinsen umspielte seine Mundwinkel. »Im Grunde haben wir nichts voneinander zu befürchten ... und wir sollten nur wenige Geheimnisse voreinander haben. Zeigen Sie uns den Verderbungsprozess. Vielleicht können meine Lady und ich dadurch ein paar Techniken lernen, die sich auf die Ausbildung unserer lieben Tochter anwenden lassen.«
Noch vor einigen Monaten hatte Fenring den altruistischen Beteuerungen Ereboams keinen Moment lang geglaubt, als der Forscher vorgeschlagen hatte, Marie dem Verderbungsprozess zu unterziehen. »Er könnte ein bislang unerkanntes Potenzial im weiblichen Kind freisetzen. Müsste es nicht in Ihrem eigenen Interesse liegen, das Mädchen gegen möglichst viele Gefahren zu wappnen?«, hatte Ereboam gefragt. Allein die Existenz von freien und unabhängig agierenden Frauen war den Tleilaxu-Meistern zuwider. Und das Mädchen schien ihnen ein Dorn im Auge zu sein. Nein, Graf Fenring traute ihnen nicht.
»Hmmm«, machte Fenring. »Vielleicht sollten wir zuerst diesen Prozess beobachten.« Als er bemerkte, wie der Tleilaxu-Forscher vor dieser Vorstellung zurückschrak, wurde ihm klar, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. »Ich bestehe darauf.«
Marie blickte mit einem engelgleichen Lächeln auf. »Ich bin nur ein kleines Mädchen, aber ich will lernen.«
Angesichts von Maries optimalen Anlagen und ihrer vorbildlichen Erziehung und Ausbildung zweifelte Fenring nicht daran, dass er und Margot sehr viel mit dem Mädchen erreichen würden. Sie konnte eine Spionin oder eine Assassinin werden, eine Retterin oder kindliche Imperatorin ... viel mehr, als die Bene Gesserit ihr zugestanden hätten.
Das lange weiße Haar des Forschers war zerzaust, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte er lange nicht geschlafen. Trotzdem sprach er mit kraftvoller, fast schon frenetischer Stimme. »Folgen Sie mir, aber erwarten Sie nicht, alle Nuancen zu verstehen. Ich finde, dass es ein ungemein aufregender Prozess ist.«
Ereboam führte sie in einen Laborraum, der zahlreiche Zylinder aus Klarplaz enthielt, die vom Boden bis zur Decke reichten und von Röhren, Gerüsten und Laufstegen in unterschiedlichen Höhen umgeben waren. Im Raum kümmerten sich mürrische Techniker der mittleren Kaste um summende, pulsierende Maschinen, die sie an völlig identisch aussehenden Konsolen bedienten. Acht Männer mit rasierten Schädeln standen neben den Röhren und trugen bescheidene Filmanzüge, die ihre unterschiedlichen körperlichen Eigenschaften nicht ganz verhüllen konnten. Einer von ihnen zitterte, und zwei weitere machten einen ängstlichen Eindruck, während der Rest völlig teilnahmslos wirkte. Fenring glaubte nicht, dass es sich ausschließlich um Gholas handelte, wie bei den Kopien von Piter de Vries, die man eliminiert hatte.
Lady Margot und Marie beobachteten alles wie die Gäste einer Vorstellung von Jongleuren. Der unruhig hin und her huschende Albino war ein Bündel nervöser Energie. »In Kürze werden Sie die chemischen Phasen der Indoktrination miterleben, die nur einen kleinen Teil der Vorbereitungen darstellen, mit denen die Psyche der Versuchspersonen für die eigentliche Rekonfiguration aufgeweicht wird.«
»Wie viel Schaden wird dabei der Originalpersönlichkeit zugefügt?«, fragte Lady Margot.
Der Tleilaxu wirkte beleidigt. »In gewissen Bereichen sind wir Konkurrenten der Schwesternschaft. Sie können nicht von uns erwarten, dass wir alles offenbaren.« Als sie ihn weiterhin anblickte und dadurch sein Unbehagen
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