Der wunderbare Massenselbstmord
Offizierskollegen zu besuchen, von denen allerdings die meisten im Urlaub waren. Kemppainen erfuhr, dass ein gewisser Lauri Heikurai nen, Oberstleutnant, mit dem er seinerzeit gemeinsam die Kadettenschule besucht hatte, an Mittsommer ge storben war. Man vermutete einen Selbstmord: Lassi war ein gnadenloser Säufer gewesen und am Mittsom mertag im Pälkäne »ertrunken«. Mit ihm hatte die finni sche Armee ihren besten Schwimmer verloren.
»So lichten sich die Reihen von uns altgedienten Offi zieren, auch ohne einen Krieg«, stellte man am Kaffee tisch im Generalstab lapidar fest.
Dank seiner Beziehungen besorgte sich Oberst Kemp painen im Depot des Luftabwehrbataillons von Hyrylä ein Mannschaftszelt der Armee samt Zeltofen und pack-te beides in den Kofferraum seines Wagens.
Neben diesen organisatorischen Maßnahmen erkun dete Oberst Kemppainen den Stand der Dinge in Kuusi saari. Er sah sich unauffällig vor der Residenz des Bot schafters von Südjemen um. Die Garagentür war ge schlossen, ebenso das Eisentor vor der Villa. Er rief in der Botschaft an und fragte nach dem Zwischenfall vom Wochenende, wobei er erklärte, dass er Inspektor für Lebensversicherungen in der Pohjola-Versicherungs-gesellschaft sei. Was genau war in jener Nacht eigentlich in der Garage des Botschafters geschehen? Man erklärte ihm, dass irgendwelches Gesindel in die Garage einge drungen war mit der Absicht, das Sportauto der Tochter des Botschafters zu stehlen. Zum Glück waren es unge schickte Tölpel gewesen. Sie hatten das Auto zwar star-ten können, hatten sich aber selbst in der Garage einge schlossen. Eine Person war, als man sie entdeckte, bereits tot gewesen, die anderen hatten flüchten können oder waren ins Krankenhaus gebracht worden, wo ihre Rauchgasvergiftungen behandelt wurden. Kemppainen erklärte, dass die Versicherungsgesellschaft keine weite ren Angaben über den Vorfall benötige, und entschuldig te sich für die Störung, die seine Landsleute verursacht hatten.
In den Zeitungen war nichts von dem Fall erwähnt. So blieb dem Oberst nur die Möglichkeit, bei der Polizei anzurufen, jetzt in der Eigenschaft eines Presseattachés der Botschaft von Südjemen. Er sprach gebrochenes Englisch mit arabischem Akzent, was ihm gut gelang. Der mit der Untersuchung beauftragte Kommissar hielt die Sache im Großen und Ganzen für geklärt.
»Wie Sie wissen, ist ein armer Teufel in der Garage Ih res Botschafters umgekommen… Jari Kalevi Kosunen, geboren 1959 in Kotka… bisher nicht aktenkundig, arbeitslos… die Leiche wurde obduziert, als Todesursa che wurde Rauchgasvergiftung festgestellt. Wir haben mehrere andere Personen, die am Tatort angetroffen wurden, verhört. Einige befanden sich zur Beobachtung im Krankenhaus und einige aus demselben Grund in Polizeigewahrsam.« Der Kommissar erklärte, dass sich jetzt keiner der Beteiligten mehr im Krankenhaus oder im Polizeigewahrsam befand. Er erwähnte nicht, ob sich die fraglichen Personen möglicherweise unerlaubt ent fernt hatten, aber das wusste Oberst Kemppainen ja bereits. Zumindest Feldwebel d. R. Jarmo Korvanen und Ingenieur Jarl Hautala hatten sich genaueren Untersu chungen entzogen, indem sie gleich morgens geflüchtet waren.
Der Oberst dankte dem Kommissar für die korrekt durchgeführten Untersuchungen und wünschte ihm in seinem arabischen Englisch einen schönen Sommer. Erleichtert setzte er sich ins Auto und fuhr nach Häme.
Am Humalajärvi war es der Gruppe in Abwesenheit des Oberst ausgezeichnet gegangen. Das Lager auf dem Hof hatte den letzten Schliff bekommen, und daneben war eine schmucke Laubhütte errichtet worden. Auf dem benachbarten Bauerngehöft hatten die Selbstmör der einen geschlachteten Bullen gekauft, den sie drau ßen vor dem Sommerhaus am Spieß gegrillt hatten. Am Vortag hatten sie zu Farbe und Pinsel gegriffen, und Rellonens Sommerhaus strahlte jetzt von oben bis unten in neuem Anstrich. Sie hatten Brennholz gehackt und im Schuppen gestapelt, und sie hatten halb geleerte Schnapsflaschen, die sich bei den gruppentherapeuti schen Abendsitzungen angesammelt hatten, in den See geworfen.
Sie hatten auch noch mehr getan. Abends hatten sie am Telefon gesessen und im ganzen Land Schicksalsge fährten angerufen, die sich umbringen wollten. Beson ders Sorjonen hatte sich dabei hervorgetan. An Telefon nummern bestand kein Mangel, sie waren den Mappen
zu entnehmen. Fröhlich berichteten die Mitglieder
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