Der wunderbare Massenselbstmord
grölenden Eishockey mannschaften, die im Biersuff die sauberen Fahrzeuge verdreckten und den Fahrer anpöbelten, gründlich satt. Auch die nach Sankt Petersburg reisenden Kriegsvete ranen, die mit ihrem Gekotze die Sitze verdarben, waren nicht besser. Wenn er manchmal eine Gruppe eines christlichen Vereins im Auto hatte, konnte ihn das auch nicht freuen: Die religiösen Eiferer hatten immer etwas zu klagen, entweder es zog im Bus, oder es war zu heiß. Andauernd musste irgendein alter Kerl pinkeln. Am Schluss der Kaffeepausen musste man ewig auf die letzten alten Weiblein warten und sie mühsam in den Bus hieven. Zum Lohn durfte man sich während der Fahrt stundenlang falsch gesungene Kirchenlieder an hören, dass einem fast der Kopf platzte.
Korpela hatte für sich beschlossen, dass jedenfalls in dieses neue Fahrzeug, Delta Jumbo Star, keine Beulen getreten, dass es nicht wie ein Saustall voll gekotzt und dass in seinen Lüftungsklappen keine Gesangbücher vergessen würden.
»Und ich habe außerdem beschlossen, dass ich nie mehr nach Zeitplan fahre. Leute, was sagt ihr, nehmt ihr diesen Kerl bei euch auf?«
Oberst Kemppainen schüttelte dem Busunternehmer die Hand und hieß ihn in der Gruppe willkommen. Auf das neue Mitglied wurde ein Hurra ausgebracht, so laut, dass die Prachttaucher auf dem morgenstillen Humala järvi erschrocken in den Grundschlamm des Sees hin abschwammen und sich viele Minuten lang nicht wieder an die Oberfläche wagten.
Nach dem Frühstück wurde eine Probefahrt gemacht. Es war etwa sieben Uhr. Man brauste im Höllentempo durch Häme: über Turenki, Hattula, Hauho, Pälkäne und Luopioinen nach Lampi, wo gegessen wurde. Dann war es passenderweise gerade zehn Uhr, und die Alko holhandlung öffnete. Dort wurden zwanzig Flaschen Champagner gekauft, und anschließend ging es zurück zum Humalajärvi, um das Flaggschiff von Korpelas Tempo-Linien zu feiern. Als das Fest auf dem Höhepunkt war, hielt vor dem Grundstück ein schwarzer Personen wagen, dem zwei steif und förmlich wirkende Männer entstiegen. Der Anblick der vielen Leute, die auf der Terrasse und dem Hof fröhlich feierten, irritierte sie. Sie räusperten sich amtlich und fragten nach dem Haus herrn.
Die beiden Ankömmlinge stellten sich Onni Rellonen vor: Es waren der örtliche Kommissar und ein Anwalt aus Helsinki. Letzterer sagte, dass er Direktor Rellonens Konkursverwalter sei. Onni Rellonen wollte den beiden Gästen Champagner anbieten, aber sie waren nicht in Feierstimmung. Sie hatten ein ganz anderes, profaneres Anliegen.
Der Anwalt holte ein Bündel Papiere aus der Tasche und erklärte, dass über Direktor Rellonens Haus am Humalajärvi jetzt ein Verfügungsverbot verhängt würde und dass es, unter obwaltenden Umständen, gleichzeitig beschlagnahmt sei, und zwar aufgrund des Beschlusses des Helsinkier Amtsgerichtes vom 21. März diesen Jah res. Somit habe Direktor Rellonen ihm, dem Anwalt, die Schlüssel auszuhändigen und sich selbst sowie die ganze anwesende Gesellschaft bis 24.00 Uhr desselben Tages vom Grundstück zu entfernen.
Der Kommissar fügte hinzu, dass er bei Zuwiderhand lung die Räumung von Amts wegen befördern werde, notfalls auch mithilfe der ihm unterstellten Polizei.
Onni Rellonen protestierte, er behauptete, dass er ja wohl immerhin noch Eigentümer seines Sommerhauses und Herr auf seinem Grundstück sei. Er drohte damit, sich über das Verhalten des Anwalts und des Kommis sars beim Justizbeauftragten des Reichstags und gege benenfalls sogar beim Präsidenten der Republik zu beschweren. Der Protest nutzte ihm nichts.
Den Anwesenden wurde gestattet, den Kühlschrank des Hauses zu leeren, auch durften sie den Kasten Bier, der zum Kühlen im Brunnen hing, heraufholen. Das in Urjala gekaufte Küchengerät wurde ebenfalls als Eigen-tum von Rellonens Gästen eingestuft. Rellonen durfte seine Hosen und Hemden aus dem Haus holen, ferner Rasierzeug, Seife und das Handtuch aus der Sauna. Das übrige Inventar blieb ihm Haus, und dieses wurde ver siegelt. Rellonen musste den Eindringlingen die Schlüs sel übergeben, und danach wurde er noch aufgefordert, ein Beschlagnahmeprotokoll zu unterschreiben.
Der ganze Akt war kurz und außerordentlich sachlich. Nach Vollzug stiegen der Anwalt und der Kommissar ins Auto und fuhren davon.
Der Anwalt sagte erregt zum Kommissar: »Dort ging es ja hoch her… kein Wunder, dass der
Mann bankrott ist. Bei solchem Treiben würde sogar die
Weitere Kostenlose Bücher