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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kotka hatte sie den Vorschlag für die Fahrtroute fertig. Helsinki, Häme, Turku, Pori, Savo und Karjala hatten sie abgeklappert, als Nächstes mussten sie nach Österbotten, Mittelfinnland, Kainuu, Kuusamo und Lappland fahren. Zumindest die ernstesten Fälle fänden noch im Bus Platz. Der Oberst fragte sich im Stillen, was das Ganze sollte. Man sammelte die schwie­ rigsten Patienten in einen Luxusbus ein, um abzusi­ chern, dass sie sich nicht allein etwas antaten. Aber die Fahrt führte nach Norden, der Aufschub wäre nur von kurzer Dauer. Nun, egal, man saß im selben Boot oder Bus.
    Nachmittags gegen fünfzehn Uhr traf die Gruppe in Kotka ein. Jari Kosunens Beerdigung sollte zwei Stun-den später beginnen. Korpela parkte den Bus vor dem Restaurant Ilves. Dort wollten sie Mittag essen. Der Oberst fuhr mit Helena Puusaari in seinem Wagen zu Kosunens Wohnung. Erwartungsgemäß war niemand zu Hause, die Mutter befand sich ja in der Nervenklinik und der Sohn in der Leichenhalle. Auf der Rückfahrt suchte Helena Puusaari einen Blumenladen auf. Dann fuhr die ganze Gruppe mit dem Bus zum Friedhof. Weil Jaris Kranz an Emmis Grab niedergelegt worden war, hatte Helena Puusaari als Ersatz ein großes Blumenge­ binde gekauft. Die Mitglieder der Gruppe genierten sich ein wenig, als Überraschungsgäste beim Begräbnis aufzutauchen, zumal keiner von ihnen angemessen gekleidet war.
    Jari Kosunens Begräbnis war einfach und ärmlich. Sein Sarg wurde aus der Leichenhalle zum Grab gekarrt, begleitet nur von den notwendigsten Personen: dem Pastor, dem Küster, zwei Trägern. Der Sarg war das billigste Modell, denn die Kommune kam für die Be­ gräbniskosten auf, und mit dem Geld der Steuerzahler wurden nun mal keine luxuriösen Bestattungen finan­ ziert. Kotka hatte wichtigere Ausgaben als das Begräbnis eines Luftfahrtnarren. Der Küster und die beiden Träger, die von Amts wegen teilnahmen, waren schlecht bezahl­ te Angestellte, und sie benahmen sich nicht sehr feier­ lich. Einer der Träger gähnte, und der andere kratzte sich den Rücken, während sie den Karren mit Jaris Sarg zum Grab schoben. Auch am Pastor war gespart wor­ den: Man hatte den jüngsten und beschränktesten Hilfspastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde mit der Aufgabe betraut, einen Mann, der mit Ach und Krach sein Examen geschafft hatte und der in der kirch­ lichen Herrenriege nichts galt.
    Eine Sozialarbeiterin und eine Pflegerin der Nerven­ klinik führten Jaris Mutter zum Grab. Ihre Hinfälligkeit war mitleiderregend, die arme Frau hatte über den plötzlichen Verlust ihres Sohnes den Verstand verloren.
    Als aber draußen vor der Friedhofsmauer Korpelas schmucker Luxusbus vorfuhr und mehr als zwanzig weitere Trauergäste ausstiegen, verlieh das der Beerdi­ gung die notwendige Würde und Farbe. Die Selbstmör­ der stellten sich in Zweierreihen auf und marschierten unter dem Kommando des Obersts zum Grab. Jari Kosunens Sarg stand bereit, in die Erde gebettet zu werden. Jaris Mutter schluchzte über dem Sarg ihres Sohnes, die Sozialarbeiterin hielt ihr ein Taschentuch hin.
    Der Pastor war schon im Begriff, den Segen zu spre­ chen, als die Busreisenden am Grab eintrafen, vorweg der Oberst mit Helena Puusaari, die ein riesiges Blumengebinde trug. Der Pastor eilte der Gruppe entge­ gen, begrüßte den Oberst und fragte ihn, wer die Gäste seien. Der Oberst erklärte, sie seien Freunde des Ver­ storbenen. Seppo Sorjonen behauptete kühn, sie seien eine Abordnung des Nordischen Luftfahrtklubs, betraut mit der ehrenvollen Aufgabe, ihrem Mitglied Jari Kosu­ nen das letzte Geleit zu geben. Jetzt erinnerte sich auch der Pastor daran, dass Luftfahrt das Hobby des Toten gewesen war. Neu war ihm aber, dass sich dieser auf dem Gebiet derartige Verdienste erworben hatte, dass man ihm zu Ehren eine so feierliche Abordnung ent­ sandte.
    Der Oberst und seine Leute stellten sich im Kreis um das Grab. Die Zeremonie konnte beginnen.
    Der Pastor verwünschte im Stillen seine Nachlässig­ keit, er war überhaupt nicht darauf vorbereitet, eine richtige Trauerrede zu halten. Er hatte gedacht, dass der Tote ein gewöhnlicher Arbeiter und stadtbekannter Spinner gewesen sei. Aber er schien bedeutende Bezie­ hungen nach außerhalb gehabt zu haben. Nicht zu jedermanns Grab kamen Dutzende Trauergäste, ange­ führt von einem hochrangigen Stabsoffizier, immerhin einem Oberst. Der Pastor erinnerte sich, dass es gehei­ ßen hatte, Kosunen sei unter ungewöhnlichen

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