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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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fuhr auf dem Außenring an der Stadt vorbei. Dann bog er auf die Autobahn nach Pori ab und stoppte erst in Huittinen, wo er eine halbe Tonne Dieselöl in seinen Bus tankte. Im Café der Tankstelle stärkten sich die Reiseteilnehmer mit Kaffee und belegten Brötchen.
    Abends gegen zehn Uhr erreichte man Pori. Korpela fuhr zu seinem Verkehrsbetrieb auf dem Industriegelän­ de der Stadt, er schwenkte auf den Hof ein und hielt vor dem Depot, in dem sechs weitere Busse seiner Firma standen. Auf dem Hof war kein Mensch zu sehen.
    »Mit all diesen Kisten habe ich mein Brot aus Finn-lands Landstraßen geschrubbt«, sagte Korpela durchs Mikrofon. Damit war der Besuch auch schon beendet. Korpela stieg nicht einmal aus. Er betrachtete eine Weile seine Busse, zuckte die Achseln, lachte freudlos und fuhr wieder auf die Straße.
    In Pori verließ Oberst Kemppainen vorübergehend die Gruppe, er erklärte, dass er kurz bei sich zu Hause in Jyväskylä hineinschauen wolle. Sie vereinbarten, dass sie sich am übernächsten Tag in Kuusamo treffen wür­ den. Helena Puusaari begleitete den Oberst nach Mittel­ finnland.
    Während der Weiterfahrt von Pori fand Seppo Sorjo­ nen in der Selbstmördermappe eine interessante An­ sichtskarte, die von einem gewissen Sakari Piippo aus Närpiö stammte und auf der spielende Nerze zu sehen waren. Mit eckiger Schrift hatte Piippo auf die Rückseite der Nerzkarte seine karge Botschaft geschrieben:
    »Es ist wie verhext, aber was man auch anpackt, nichts gelingt, verdammt noch mal. Meldet euch, wenn es geht. Sakari Piippo, Närpiö.«
    In Närpiö kannte jedermann Sakari Piippo, einen verkrachten Zirkusdirektor. Er wohnte am Rande des Kirchdorfes in einem ziemlich neuen Landhaus. Neben dem Feld befand sich eine große Pelztierfarm. In den Käfigen war kein einziger Nerz oder Fuchs zu sehen. Weiter seitlich stand ein alter Kuhstall und dahinter eine große Dreschscheune. Nichts deutete darauf hin, dass Piippo auf seinem Hof einen Zirkus betrieb.
    Obwohl es schon reichlich spät war, traten Sorjonen und Rellonen ins Haus. Dort fanden sie den Hausherrn vor, einen Mann in mittleren Jahren, bekleidet mit Pullover und Stiefelhosen. Er saß im Schaukelstuhl und las die Zeitung. Seine Miene war ernst, wie es allgemein bei potenziellen Selbstmördern der Fall ist. Sein Äußeres ließ nicht auf einen Zirkusdirektor schließen.
    Nach der gegenseitigen Vorstellung bot Piippo seinen Gästen Kaffee an. Er wusch Tassen aus, wobei er be­ dauernd sagte, dass er kein rechtes Interesse am Sau­ bermachen gehabt habe, seit er vor einiger Zeit allein geblieben sei.
    Sorjonen konnte sich die Frage nicht verkneifen, war-um die Leute im Ort ihn einen Zirkusdirektor nannten. Hatte er vielleicht mal im Zirkus gearbeitet, oder was steckte dahinter?
    Sakari Piippo begann ruhig und gemessen von seinem Leben und seinen Schwierigkeiten zu erzählen. Er war ein gewöhnlicher Pelztierfarmer, hatte Nerze und Füchse gezüchtet. Früher. Vor ein paar Jahren, als das Gewerbe bei den Naturschützern in die Kritik geraten war, hatte er nach neuen Alternativen gesucht. Er gab zu, dass die Lebensbedingungen von Farmtieren nicht rühmlich waren. Die Nerze lebten in engen Käfigen, die Wind und Wetter ausgesetzt waren. Dabei waren sie reizende Geschöpfe, wenn auch sehr wild. Jedenfalls war es ihm jedes Mal sehr unangenehm gewesen, ihnen, den eigenen Schützlingen, das Fell abzuziehen.
    Zu jener Zeit hatte Sakari Piippo mit seiner Frau an einer Gruppenreise der Landwirtschaftsproduzenten nach Amsterdam teilgenommen. Zum Programm hatte auch ein Besuch im städtischen Tierpark gehört. Dort waren kleine Affen zu sehen gewesen, vermutlich Loris oder eine ähnliche Rasse. Die Affen waren etwa so groß wie Nerze gewesen. Piippo hatte festgestellt, dass die Nerze schöner waren als die Affen, die sich lausten. Der Nerz bewegte sich geschmeidig raubtierhaft und hatte ein weiches, glänzendes Fell. Piippo war auf eine großartige Idee gekommen. Wenn die Leute in hellen Scharen herbeiströmten, um die komischen Affen zu betrachten, warum sollten dann nicht Nerze noch mehr Publikum anlocken, zumal sie viel schöner waren.
    Er hatte seine Idee weiterentwickelt und hatte den Tierpark von Ähtäri besucht und das Verhalten der wilden Tiere studiert. Ihm war klar geworden, dass die Nerze als solche, mit ihrem bloßen Wesen, nicht genü­ gend Publikum anlocken würden. Da war mehr erforder­ lich. Wenn man nun den Nerzen verschiedene Kunst­ stücke

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