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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Eichhörn­ chen vorkommen, die unter dem Mangel an Nestbauma­ terial leiden. Die Reißvorrichtung am Helikopter portio­ niert Flechtenbüschel in passender Größe, die dann vom Himmel in die Eichhörnchenwälder schweben. Die vom Nisttrieb befallenen Tiere finden mühelos das vom Him-mel regnende Baumaterial und tragen es zu ihren Nist­ bäumen. Das Projekt läuft ausgezeichnet. In Finnlands Wäldern werden Tausende neuer, warmer Eichhörn­ chennester gebaut, in denen die Weibchen niedliche Junge werfen. Diese wachsen gesund auf und bekom­ men ein dichtes Fell, weil sie ein anständiges Zuhause haben.
    Sorjonen fand, dass es sich bei seinem Märchen um eine abwechslungsreiche und fantasievolle Geschichte über die Verbesserung der Lebensbedingungen von Eichhörnchen handelte. Neben den märchenhaften Elementen wurden den Kindern zahlreiche Informatio­ nen über die moderne Gesellschaft geboten: über Ge­ setzgebung, Tierforschung, die Sowjetunion, Handelspo­ litik, die Eisenbahn, Bankgeschäfte, Helikopter, die Armee, Luftbildkarten und so weiter.
    Seppo Sorjonen hatte das Manuskript zahlreichen Verlegern zur Veröffentlichung angeboten, aber keiner hatte Interesse bekundet.
    26
    Am Morgen erreichten sie die deutsche Grenze. Uula bekam in den ersten Auslandspass seines Lebens den ersten Stempel. Die Zöllner untersuchten das Fahrzeug gründlich. Sie wunderten sich über die trockenen Bir­ kenscheite, die Uula gekauft hatte und von denen noch ein paar Arm voll übrig waren. Auch den Zeltsack taste-ten sie ab und ließen sogar einen Rauschgifthund daran schnüffeln. Schließlich konnte die Gesellschaft weiter­ fahren. Korpela saß am Steuer, er wählte den gerade­ sten Weg in die Schweiz. Er fuhr auf der sechsspurigen Europastraße 45, die ihm von früher vertraut war.
    Auf halbem Weg zwischen Hamburg und Hannover begann es heftig zu regnen. Der Verkehr auf der Auto­ bahn kam ins Stocken. Die Reisenden stellten im Radio einen Lokalsender ein und erfuhren, dass es auf der Autobahn schwere Massenkarambolagen gegeben hatte. Korpela schaltete die Blinker ein und lenkte seinen Bus bei Fallingbostel auf eine Nebenstraße. Er sagte, dass er seine Passagiere nicht auf der Autobahn im strömenden Regen umkommen lassen wolle, und schlug vor, ein Motel zu suchen und auf besseres Reisewetter zu war-ten. Er sei außerdem müde, gemeinsam mit Korvanen sei er in einer Tour von Nordschweden bis nach Deutschland gefahren. Auch die Reisenden fanden, dass es höchste Zeit sei, in anständigen Betten zu schlafen.
    Nach knapp zehn Kilometern erreichten sie die Klein­ stadt Walsrode, an deren Peripherie sie ein Motel fan-den. Die Reisenden rannten durch den Regen in die Eingangshalle. Müde und mit nassen Haaren begannen sie sich einzuschreiben. Im Motel waren gerade so viele Zimmer frei, dass sie für die ganze Gruppe reichten.
    Als die Anonymen Sterblichen eben die Anmeldefor­ mulare ausgefüllt hatten und sich anschickten, die Zimmer zu beziehen, fuhr ein zweiter Bus vor. An die vierzig glatzköpfige junge Männer in Lederjacken dran­ gen in die Halle. Sie waren sturzbetrunken und verlang­ ten lautstark eine Übernachtung. Es stellte sich heraus, dass die unsympathische Horde in Hamburg gewesen war, um ein Fußballspiel ihres Münchener Heimatver­ eins gegen die dortige Fußballmannschaft zu verfolgen. Die eigenen Leute hatten in Hamburg verloren. Das ärgerte die Burschen immer noch. Den ganzen Tag lang hatten sie Bier getrunken, und jetzt waren sie voll bis oben hin.
    Die beiden Besitzer des Motels, ein altes Ehepaar, versuchten zu erklären, dass nichts mehr frei sei. Gera-de eben sei eine finnische Touristengruppe eingetroffen, der man die letzten freien Zimmer gegeben habe. Es half nichts. Die Ankömmlinge erklärten frech, dass sie keine Lust hätten, in diesem Wetter bis nach München zu fahren. Die Autobahn sei völlig verstopft. Sie erinnerten daran, dass sie bereits früher in diesem Motel übernach­ tet hatten. Eigentlich seien sie Stammgäste. Und in ihrer jetzigen Stimmung sollten ihnen Ausländer lieber nicht die Zimmer vor der Nase wegschnappen. Sie seien im­ merhin Deutsche, Großdeutsche außerdem.
    Die Besitzer erinnerten sich gut, dass die Rowdys schon einmal in ihrem Motel übernachtet hatten. Sie hatten alles kurz und klein geschlagen. Aber jetzt würde es nicht dazu kommen, das ganze Haus war ausge­ bucht.
    Die Hooligans holten ihre Taschen aus dem Bus. Ei­ nige blieben in der Halle und

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