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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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in der Wildmark bei Utsjoki geschehen war und das ir­ gendein dortiger Lappe verübt hatte. Uula fiel der Schwimmer des Netzes ins Wasser, er erbleichte und räusperte sich irgendwie verdächtig.
    Die beiden Männer fingen Unmengen fetter kleiner Maränen im Inari, sie lagen am Feuer und schauten in den sommerlichen Himmel. Nach einer Woche ging Uula ins Büro des Kommissars, um seinen Pass zu quittieren. Der Kommissar selbst war dem Vernehmen nach gerade dienstlich in der Gegend um Utsjoki unterwegs.
    Nun konnten sich die beiden Männer im Auto des O­ berst nach Haaparanta aufmachen. Im Kofferraum standen zwei Viertelfässer mit gesalzenen kleinen Marä­ nen. Uula schätzte, dass sie gerade dann richtig durch­ gezogen wären, wenn sie die Schweizer Alpen erreichten. Da hätten die Freunde etwas Feines für ihre letzte Mahl­ zeit.
    25
    Bei der Ankunft im Stadthotel von Haaparanta fragte Oberst Kemppainen am Empfang, ob für ihn eine Nach­ richt hinterlassen worden sei. Korpela war jedoch noch nicht mit der Gruppe im Hotel eingetroffen. Dem Oberst kamen düstere Zweifel. Vielleicht lagen die anderen jetzt im öden Sarg eines teuren Touristenbusses auf dem Grund des Eismeeres? Von diesen Zweifeln beherrscht, buchte er ein Zweibettzimmer und bat Uula, die Sachen hinaufzutragen. Am Abend zeigte sich, dass die Befürch­ tungen des Oberst unbegründet gewesen waren. Korpe­ las Bus fuhr vor dem Hotel vor, und die fröhliche Gesell­ schaft strömte in die Eingangshalle. Man feierte ein freudiges Wiedersehen. Die Selbstmörder priesen ihre Urlaubswoche in Norwegen um die Wette. Sie wirkten gesund und ausgeruht, und vom Tod fiel kein Wort. Helena Puusaari umarmte vor aller Augen den Oberst. Onni Rellonen hielt sich im Hintergrund, als der Oberst und Helena Puusaari einen Spaziergang in die Stadt machten. Sie besuchten den bescheidenen Friedhof von Haaparanta. Der unterschied sich von finnischen Fried­ höfen dadurch, dass es auf ihm kein einziges Helden­ grab gab.
    Am folgenden Tag verkaufte der Oberst sein Auto an einen Schwarzhändler aus Tornio. Der Preis war nicht befriedigend, aber da er das Auto nicht mehr brauchte, musste er es auf jeden Fall loswerden.
    In Haaparanta wurden Proviant und andere notwen­ dige Dinge gebunkert. Im örtlichen Warenhaus kauften sie dreiunddreißig Handtücher, dreiunddreißig Kämme und Spiegel, fünfzehn Rasierpinsel, zweihundert Paar Strumpfhosen, siebzig Kilo Kartoffeln, ein Kilo Schuh­ wichse und tausend Würstchen. Der Kapitän zu Lande machte eine Einkaufstour zum Systembolag und kaufte für den eigenen Bedarf hundert Flaschen Schnaps und zwölf Kästen Bier. Der Oberst bezahlte.
    Am Nachmittag wurde die Fahrt nach Süden angetre­ ten. Es hatte angefangen zu regnen, das vertrieb die Touristen von den Straßen, und es herrschte nur schwacher Verkehr, sodass man durch Schweden gut vorankam. Korpela und Feldwebel d. R. Korvanen saßen abwechselnd am Steuer, nachts waren sie bereits in Malmö.
    Während der Fahrt sorgte Seppo Sorjonen für Unter­ haltung. Er rezitierte seine Gedichte durchs Mikrofon und erzählte erbauliche Geschichten. Südlich von Stockholm verriet er, dass er ein Märchenbuch ge­ schrieben habe, für das sich jedoch kein Verleger inter­ essiere, obwohl es vom Thema her interessant und auch sonst in jeder Hinsicht großartig sei, wie er finde.
    Man gestattete Sorjonen, sein Märchen zu erzählen. Im schwedischen Rundfunk lief zu der Zeit hämmernde Rockmusik, die niemand hören wollte, und ein anderer Sender brachte eine Sportreportage.
    Seppo Sorjonen hatte das Märchenbuch zwei Jahre zuvor geschrieben. Er hatte zufällig in der Zeitung einen Artikel gelesen, in dem es um die Lebensbedingungen der Eichhörnchen in Finnland ging. Diese Bedingungen hatten sich in den letzten Jahren verschlechtert. Die gewachsene Anzahl von Aasvögeln ließ den Eichhörn­ chenbestand schrumpfen. Tannenzapfen, die ihnen als Nahrung dienten, gab es weniger als je zuvor. Am schlimmsten war jedoch, dass in den Wäldern keine Bartflechte mehr wuchs, die den Eichhörnchen als lebenswichtiges Material für den Nestbau dient. Der Mangel an Bartflechte war eine Folge der Luftver­ schmutzung. In ganz Südfinnland gab es keine Flechten mehr. Auch in Ostlappland, in der Region Salla, war die Situation wegen der Industrieabgase von der Halbinsel Kola besorgniserregend. Die Eichhörnchen waren beim Nestbau gezwungen, Flocken von den Außenschichten der Wacholderrinde abzunagen. Am

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