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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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blieb am Rande des Weingartens in Reserve. Der Oberst selbst leitete den Kampf von der Hausecke aus, wo auch Mel­ der Lismanki mit einem Arm voll Holzscheite als Ersatz­ waffen Stellung bezog.
    Genau aufs Zeichen stürmte der von Feldwebel Kor­ vanen befehligte Gefechtskopf ins Motel. Die Finnen prügelten mit ihren Birkenscheiten die verdutzten Skin­ heads auf die Körperteile, die der Oberst ihnen genannt hatte. Die Eingangstür hatten sie offen gelassen, und bald stürmte die zweite Gruppe unter Grenzjäger Rää­ seikköinens professioneller Führung herein. Die Ver­ stärkung verursachte Panik in den Reihen des Feindes. Die Burschen fielen in der Halle um wie die Fliegen. Auf ihre Rücken in den Lederjacken klatschten derbe Schlä­ ge. Hilferufe und Flüche in deutscher Sprache hallten durch das Motel. Einige hinkende und mit blauen Flek­ ken übersäte Hooligans sprangen aus den Fenstern. Sie versuchten in Richtung der Weingärten zu fliehen, aber dort liefen sie den finnischen Reservetruppen in die Arme. Korpelas Mannen schlugen unbekümmert mehr als zwanzig Flüchtende zu Boden.
    Als die Feinde merkten, dass die Gegend an den Weingärten zu stark gesichert war, versuchten einige von ihnen, über das Fabrikgelände zu flüchten. Dort wurden sie auch nicht freundlicher empfangen. Die von Helena Puusaari befehligte weibliche Partisanenabtei­ lung prügelte im Schatten der Fabrik mindestens ein halbes Dutzend Teutonen halb tot.
    Die vom Überraschungsangriff geschockten Feinde vermochten keinen organisierten Widerstand zu leisten. Sie hatten keine ausgebildete Führung und keine gemeinsam vereinbarte Taktik. Das Endergebnis des Kampfes stand somit schon von vornherein fest. Die Deutschen wurden bis auf den letzten Mann verprügelt. Blutend und mit Beulen übersät, flüchteten sie sich in ihren Bus, wobei sie sich beim Einsteigen gegenseitig stützten. Das Fahrzeug verschwand im Regen. Das Reisegepäck der Hooligans blieb im Motel zurück. Der Besitzer beschlagnahmte es als Entschädigung für die zerbrochenen Fensterscheiben.
    Vom Kampf in Fahrt gekommen, verlangte Korpela hitzig die Aufnahme der Verfolgungsjagd. Er war sicher, dass er den flüchtenden Feindesbus mit seinem besse­ ren Fahrzeug leicht einholen würde. Man könnte die Klapperkiste in den Straßengraben drängen und auch die letzten Glatzköpfe noch verbläuen, dass sie die Eng­ lein singen hörten, oder sie auch totschlagen, wenn nötig.
    Der Oberst fand jedoch, dass die gesteckten Ziele er­ reicht seien. Er untersagte seiner Gruppe die Verfol­ gungsjagd. Das mochte die deutsche Polizei überneh­ men, vielleicht würde sie sich jetzt für die Sache interes­ sieren.
    Der Oberst inspizierte mit seinen Truppen das Schlachtfeld. Einige Fenster waren zerbrochen, eine Tür aus den Angeln gehoben worden. Der Fußboden in der Halle war stellenweise mit Blut beschmiert. Die materiel-len Schäden waren letzten Endes gering, wenn man die Heftigkeit des Kampfes bedachte. Der Oberst vereinbarte mit dem Besitzerehepaar, dass er die zerbrochenen Fensterscheiben ersetzte, wenn er dafür beim Zimmer­ preis für seine Gruppe 30 Prozent Ermäßigung bekäme. Er hielt es für angemessen, den Zimmerpreis zu senken, da der Hausfrieden in dieser Beherbergungsstätte nicht der beste gewesen war. Man einigte sich auf seinen Vorschlag.
    Es wurde nicht für notwendig erachtet, draußen vor der Tür eine Wache aufzustellen. Später am Abend teilte nämlich die Hannoveraner Polizei mit, dass sie auf der Autobahn einen Bus gestoppt habe, der durch seine unkontrollierte Fahrweise aufgefallen sei. Im Inneren habe man vierzig übel zugerichtete Glatzköpfe vorgefun­ den. Sie seien in Gewahrsam genommen worden, und später werde gegen sie wegen des Krawalls in Walsrode Anklage erhoben. Zeugen brauche man nicht, das Äuße­ re der Burschen beweise, dass sie eine heftige Prügelei hinter sich hatten. Sechs Hooligans habe man ins Kran­ kenhaus gebracht, sie seien vom Alkohol bewusstlos gewesen und hatten Kopfwunden gehabt.
    Die dankbaren Besitzer des Motels bereiteten den siegreichen Kämpfern ein festliches Abendessen zu. Sie holten ein Ferkel aus der Stadt, das sie im Regen hinter dem Haus schlachteten. Der Sturzregen spülte das Blut des Ferkels wie auch das der Hooligans vom Asphalt in den Straßengraben. Das Ferkel wurde im großen Ofen der Motelküche im ganzen Stück gebacken und dann mit einem Apfel im Maul serviert.
    Die Besitzer dankten dem Oberst und

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