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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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die Identität ihres neuen Anführers in Erfahrung bringen. Ich möchte, dass du dich umhörst.«
    »Ich rede mit meinen Libertin-Freunden. Allerdings muss ich schon sagen, Aufrührer und Tichborne, das scheint mir ein Widerspruch zu sein, oder? Wenn unser mysteriöser Gegner darauf aus ist, die Arbeiterschaft aufzuwiegeln, warum sollte er dafür ausgerechnet die Aufrührer einsetzen, den Inbegriff des sorglosen Lebemannes?«
    »Genau das dachte ich mir auch.«
    Plötzlich erstarrte Swinburne und sah seinen Freund mit verwirrter Miene an. »Der Geist«, sagte er. »Der beim Kantor. Hast du ihn gesehen?«
    »Klar und deutlich.«
    »Einen Moment lang schien er sich zu verfestigen und nahm das Aussehen eines großen bärtigen Mannes an. Und ich schwöre, er hat außerdem eine Drahtgestellbrille getragen. Der springende Punkt ist: Ich habe das Gefühl, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben.«
    »Du hast die Erscheinung als echte Person erkannt?«
    »Ja. Diese Dampfschwade hat jemandem geähnelt, dessen Weg ich irgendwann gekreuzt habe, aber mir fällt beim besten Willen nicht ein, wem. Der Name ›Boyle‹ oder ›Foyle‹ kommt mir dabei in den Sinn.«
    »Denk weiter darüber nach, Algy – es könnte wichtig sein.«
    Spencer fuhr sich mit einer Hand über den kahlen Schädel und fragte: »Kann ich irgendwas tun, um zu helfen, Boss?«
    »Danke, Herbert, das können Sie tatsächlich. Ihre Immunität und Ihr – verzeihen Sie, wenn ich das so sage – etwas anrüchiges Erscheinungsbild ermöglichen es Ihnen, mitten durchs Gewühl zu laufen, ohne behelligt zu werden. Ich möchte, dass Sie auf der Straße die Dinge im Auge behalten, herausfinden, wie verbreitet die Erscheinungen sind und nach Möglichkeit in Erfahrung bringen, wo sie am zahlreichsten auftreten.«
    »Wird gemacht!«
    »Zuerst jedoch möchte ich, dass Sie zu Miss Mayson zurückkehren, um einen Kauf für mich zu tätigen.«
    Burton erklärte ihm ausführlicher, was er wollte, und händigte dem Philosophen die erforderliche Menge an Geld aus.
    Swinburne meldete sich zu Wort. »Es ist Viertel vor acht, Richard. Was hältst du davon, hinüber zum Cannibal Club zu schlendern, um mit Monckton Milnes zu plaudern? In der Regel ist er besser als ich darüber informiert, was die Aufrührer so treiben. Danach kannst du mich hypnotisieren.«
    »Eine hervorragende Idee. Wir nehmen die Hochräder. Ich habe keine Lust, nachts durch die Straßen zu wandern, während die Arbeiterschaft auf dem Kriegspfad ist.«
    Eine halbe Stunde später stieg Herbert Spencer die Stufen des Hauses Montagu Place 14 hinunter und wandte sich auf dem Weg zum ASSL in die Orange Street.
    Indes verließen Burton und Swinburne das Arbeitszimmer und gingen die Treppe hinunter in Mrs Angells Herrschaftsgebiet. Während Swinburne in der Diele wartete, klopfte Burton behutsam an der Tür zum Salon der alten Dame. Von drinnen ertönte eine Stimme. Der Entdecker steckte den Kopf in den Raum hinter der Tür.
    »Ich wollte nur mal nachsehen, wie es Ihnen geht«, sagte Burton. »Ich hoffe, Sie haben sich nicht verausgabt, als Sie für uns gekocht haben. Das war sehr freundlich von Ihnen.«
    »Es geht mir gut, Sir Richard. Nur ein paar blaue Flecken am Oberschenkel, das ist alles. Wie geht es der kleinen Elsie?«
    »Doktor Steinhäuser hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie schläft im Gästezimmer und wird bestimmt nicht vor morgen früh aufwachen. Ich habe eine Nachricht an ihre Eltern geschickt, sie kommen sie bald abholen. Sie brauchen heute Abend nichts mehr zu tun. Ruhen Sie sich einfach aus, meine Liebe, und falls Sie irgendetwas wollen, klingeln Sie nach Admiral Lord Nelson.«
    »Gut. Danke.«
    Burton kehrte zu Swinburne zurück, und sie gingen durch die Hintertür hinaus zur Garage. Wenig später lenkten sie ihre Hochräder in die Wyndham Mews und brachen zum Leicester Square auf.
    Der Abendhimmel präsentierte sich klar und in zunehmend dunklem Blau. Eine Handvoll Sterne funkelte bereits am nächtlichen Firmament. Es war warm. Eine leichte richtungslose Brise wehte träge durch die Luft. Auf Bodenhöhe wanden sich langsam Dampfschwaden über die Fahrbahn und stiegen vereinzelt wie Schlangen auf, die zum tödlichen Stoß ansetzten. Sie wirbelten vom vorbeiziehenden Verkehr weg und wogten dann zurück in Richtung Hauswände. Auf den Straßen bewegten sich weniger Fahrzeuge als sonst.
    »Wo sind denn alle?«, rief Swinburne über den Lärm des tuckernden Motors seines Hochrads.
    »Ich

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