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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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anfälliger Verstand ist?«
    »Haargenau.«
    »Komisch. Ich habe mich selbst nie als eingeschränkt betrachtet. Eigentlich eher das Gegenteil!«
    »Es geht nicht darum, dass dein Geist oder deine Vorstellungskraft in irgendeiner Weise begrenzt sind, Algy. Es liegt lediglichdaran, dass du nie den Gedanken in Erwägung gezogen hast, etwas anderes zu tun. Du hast dich sogar als mein Assistent angeboten, weil du das Gefühl hattest, die Gefahr, die damit einhergeht, könnte ein Heilmittel gegen deine Langeweile sein und dein Schaffen zu mehr Tiefgang inspirieren.«
    »Was sie getan hat. Also vermutest du, dass die schwarzen Diamanten irgendwie die mentalen Strukturen aufbrechen, die den Geist lenken, was der Grund dafür ist, dass die Arbeiterschaft plötzlich das Gefühl hat, ungerecht behandelt zu werden – weil sie erkennt, dass sie um Alternativen betrogen wird?«
    »Genau. Erinnerst du dich an die Zeile aus dem Gedicht? Verdruss in den Armen erwacht zur Tat . Und was ist mit Edwin Brundleweeds Geschichte, derzufolge er sich am Nachmittag vor dem Raub plötzlich und unerklärlicherweise unzufrieden mit seinem Leben gefühlt hat?«
    »Aber was hat das alles zu bedeuten, Richard? Worin liegt der Sinn?«
    »Nach den heutigen Ereignissen zu urteilen, würde ich sagen, der Sinn liegt im Chaos, vielleicht sogar in einem Aufstand – einem Sturmangriff gegen das Gefüge unserer Gesellschaft. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, das britische Empire wird angegriffen.«
    »Meine Güte! Von einer ausländischen Macht?«
    »Oder von einem angehenden Despoten. Verstehst du jetzt, weshalb wir John Speke wahrscheinlich außer Acht lassen können?«
    Swinburne nickte. »Es sei denn, es sind die Preußen. Du hast doch gesagt, er sei nach Preußen gegangen. Andererseits ist unsere gespenstische Erscheinung Russin.«
    Burton ersuchte Admiral Lord Nelson, ihre Tassen aus der Kaffeekanne aufzufüllen, und sie saßen eine Weile schweigend da.
    »Stehen wir etwa kurz vor einer Revolution?«, flüsterte Swinburne. »Man stelle sich nur vor – ein Schreckensregime könnte über uns kommen, genau, wie es in Frankreich war. Wir könntenunter der Herrschaft eines fürchterlichen Tyrannen wie Napoleon enden!«
    »Oder auch nich’«, murmelte Spencer. »Wär’s denn so schlimm, wenn der arbeitende Mann – und die arbeitende Frau, wie ich hinzufügen möcht’ – ein Mindestmaß an Macht erhielte? Finden Sie nich’, es wär eh dringend an der Zeit dafür?«
    »Vielleicht«, erwiderte Burton, der an Komtesse Sabina und den Traum denken musste, den er nach ihrem Besuch hatte: Ein Übergang vollzieht sich – eine Verschmelzung eines großen Zyklus mit einem anderen . »Aber wollen wir wirklich, dass uns eine solche Veränderung von äußeren Kräften aufgezwungen wird? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es zu unserem Wohl tun.« Er schnippte den Stummel seiner Zigarre in den Kamin, stand auf und ging zurück zum Fenster. »Wir müssen dieser Sache auf den Grund kommen.«
    Sein Blick wanderte über die Straße unten. Zwei Arbeiter verfolgten einen fein gekleideten Herren und verhöhnten ihn unablässig. Ungeachtet dessen herrschte in der Montagu Place eine für diese Uhrzeit ungewöhnliche Ruhe.
    »Um unseren Feldzug gegen den Feind zu stärken, Algy, müssen wir zuerst uns selbst stärken. In der Vergangenheit habe ich der Versuchung widerstanden, aber ich denke, jetzt ist es an der Zeit, dass ich dich hypnotisiere.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Ich möchte versuchen zu verhindern, dass du jedes Mal, wenn der Anspruchsteller in der Nähe ist, zu einem Tichborne-Verfechter wirst. Wenn es mir nicht gelingt, bleibt die einzige andere Möglichkeit, dass du ständig betrunken bist, und das möchte ich tunlichst vermeiden.«
    Swinburne blähte die Wangen und stieß den Atem mit einem Platzlaut aus. »Oh, so schlimm wäre das nicht. Außerdem hast du dich immer geweigert, deinen mentalen Magnetismus bei mir anzuwenden.«
    »Stimmt«, bestätigte Burton. »Ich war besorgt darüber, dass dudurch dein leicht erregbares Gemüt unberechenbar darauf reagieren könntest. Da ich jedoch sehe, dass dich diese Angelegenheit ohnehin unberechenbar macht, scheint mir meine frühere Vorsicht fehl am Platz zu sein. Ich werde eine Sufi-Technik anwenden, um auch meine eigene psychische Verteidigung zu festigen. Danach habe ich eine Aufgabe für dich.«
    »Gut! Was?«
    »Die Verbindung der Tichborne-Affäre zu den Aufrührern interessiert mich. Wir müssen

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