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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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um zu verbergen, dass sie zitterten.
    Sie gelangten zu Gang neun in Ebene vier.
    Doktor Monroe stellte Burton eine weitere Pflegerin vor. »Das ist Schwester Camberwick. Sie beaufsichtigt diesen Abschnitt. Schwester, diese Herren kommen vom Ministerium und sind die Inspektoren Cribbins, Faithfull und – chhrroink!  – Skylark.«
    Schwester Camberwick knickste und sagte: »Guten Tag, meine Herren. Ich denke, Sie werden alles zu Ihrer Zufriedenheit vorfinden.«
    Die Überprüfung von Gang neun folgte demselben Muster wie bei den Korridoren davor, bis sich Burton am Ende des Flurs Monroe zuwandte und sagte: »Doktor, mir ist durchaus bewusst, dass wir Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Darf ich den Vorschlag unterbreiten, die Dinge zu beschleunigen?«
    »Selbstverständlich. Das wäre mir sehr recht. Wie ließe sich das bewerkstelligen?«
    »Neben diesem Inspektionsrundgang müssen wir auch Einzelgespräche mit ausgewählten Mitgliedern Ihres Personals führen …«
    »Das war letztes Mal nicht erforderlich!«, fiel Monroe ihm ins Wort. »Ich kann Ihnen versichern, dass die Arbeitsbedingungen hier – chhrroink!  – absolut …«
    Burton hob eine Hand, um den Mann zum Schweigen zu bringen. »Gewiss, gewiss. Ich kann Ihnen versichern, dass es sich lediglich um eine Formalität handelt, allerdings um eine, die beachtet werden muss, damit wir die Unterlagen ausfüllen und Sie in Frieden lassen können.«
    Bismillah! Frieden? Hier? In dieser Hölle?
    Monroe fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, zuckte mit den Schultern und nickte knapp. »Oh, na gut, na gut. Was immer Sie sagen. Wie sollen wir dabei vorgehen?«
    »Ich schlage vor, Sie setzen die Inspektion mit Mr Faithfull und Mr Skylark fort. Ich bleibe indes hier, um mit Schwester Camberwick und ihren Pflegerinnen zu sprechen. Das sollte genügen, um die Auflagen der Inspektion zu erfüllen. Sobald wir fertig sind, kann mich eine Pflegerin zu Ihrem Büro führen. Danach verabschieden uns meine Kollegen und ich, und ich kann Ihnen versprechen, dass wir einen höchst vorteilhaften Bericht verfassen werden. Ich wage vorherzusagen, dass Sie nicht noch einmal von uns belästigt werden.«
    Der Doktor seufzte, lächelte und erlitt eine weitere Gesichtszuckung.
    Wenige Minuten später saß Burton allein mit Schwester Camberwick in einem kleinen Büro. Die Tür war geschlossen, um das Geschrei und die Flüche aus den Zellen zu dämpfen.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee, Mr Cribbins?«
    »Nein danke, Schwester. Bitte setzen Sie sich und entspannen Sie sich. Das ist lediglich ein Routinevorgang, es gibt keinen Grund, nervös zu sein.«
    »Ich bin nicht nervös«, erwiderte sie, nahm Platz und rückteihre Haube zurecht. »Wenn man in einer Irrenanstalt arbeitet, hört man auf, sich nervös zu fühlen.«
    »Das würde ich für einen großen Vorteil halten.«
    »Ist es auch.«
    »Wann haben Sie die Arbeit hier aufgenommen?«
    »Dieses Jahr, Anfang Februar.«
    Sie sah ihm in die Augen, dann senkte sie den Blick.
    »Und davor?«
    Sie blinzelte. »Ich habe im Krimkrieg gedient, und, als der Krieg zu Ende war, in den Armenhäusern.«
    »Im Krimkrieg. Dann müssen Sie großes Leid gesehen haben.«
    Er rückte seinen Stuhl näher zu ihrem und zitierte in tiefem, melodiösem und rhythmischem Tonfall:

    »Seht! In jenem Haus der Pein
    Eilt eine Dame mit Lampe allein
    Durch Düsternis, durch Weh und Jammer,
    Huscht beherzt von Kammer zu Kammer.
    Und langsam, wie in seligem Traum,
    Blicket der Leidende durch den Raum,
    Zu sehen die Schatten ihrer Hände,
    Die da fallen an die Wände.
    Wie ein Portal zu Himmel und Ruh’,
    Kurz geöffnet, alsbald wieder zu,
    Die Vision kam und ging wie Rauch,
    Das strahlende Licht, es war verbraucht.
    Und Englands Annalen, sie geben wieder
    Ihre Worte und ihre Lieder,
    Jenes Licht strahlt weiter vor
    Durch der Vergangenheit breites Tor.
    Eine Dame mit Lampe allein
    In die Geschichte des Landes geht ein.
    Edle Gestalt, sie sucht keinen Ruhm,
    Ein Beispiel für heroisches Frauentum!«
    Schwester Camberwicks Unterlippe zitterte.
    » Santa Filomena von Henry Wadsworth Longfellow«, murmelte Burton. »Sehen Sie mich an, Schwester.«
    Sie tat, wie ihr geheißen. Ihr Blick wich zur Seite, kehrte zurück, begegnete dem seinen.
    Burton begann, kaum merklich vor- und zurückzuwippen.
    »Sie haben gute Arbeit verrichtet.«
    Sie beugte sich vor, um ihn besser zu hören.
    »Und Sie werden weiterhin gute Arbeit verrichten.«
    Sie schien wie gebannt von der

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