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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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erfüllt von Ängsten und Unsicherheit – und so viel Bedauern. Jetzt sehe ich, dass es nicht genügt, Sie zu töten, denn etwas anderes fürchten Sie noch mehr, und das soll Ihre Strafe sein: Ich werde dafür sorgen, dass Ihre eigenen Schwächen Sie Ihrer Vernunft berauben!«
    Ihre hypnotische Macht verstärkte sich. Sie überwältigte seinen bröckelnden Widerstand. Seine Fähigkeit zu unabhängigen Gedanken wurde samt und sonders zerschlagen. Ein Riss entstand. Burtons feinstofflicher Leib und physischer Körper verloren den Zusammenhalt. Sein Geist begann, sich von seiner realen Existenz abzulösen. Plötzlich veränderte sich sein Blickwinkel, und er stellte fest, dass er außerhalb seines eigenen Körpers schwebte. Er konnte beobachten, wie die Intelligenz aus seinen Augen entwich.
    Und diese widerwillige und recht sonderbare Trennung von seinem Körper verlieh ihm eine vernichtend kleine Chance.

Die Rettung

    Ein unüberwindliches Hindernis für das rasche Vorankommen in Afrika ist der Mangel an Beförderungsmitteln, und da Geschwindigkeit das Hauptziel der Expedition unter meinem Kommando war, sah ich es als meine Pflicht an, diese Schwierigkeit so gut wie möglich zu verringern. Rotorstühle stellten dafür die offensichtliche Lösung dar.
    HENRY MORTON STANLEY
    A lgernon Swinburne war nicht in der Verfassung, ein Verhör durchzuführen. Er hatte mit Charles Doyle getrunken, zuerst im Frog & Squirrel , danach im Ye Olde Cheshire Cheese , und in Herbert Spencers Augen hatte er damit einen weiteren Schritt in die Richtung unternommen, chronischer Alkoholiker zu werden. Der Philosoph hoffte, dass der erbärmliche Zustand, in dem sich Doyle befand, dem jungen Dichter eine Lehre sein würde.
    Der Aufrührer hatte kaum Widerstand geleistet, als sie und Burton ihn überrumpelt hatten. Tatsächlich hatte er, als sie ihm mitteilten, dass die Séance verschoben worden sei – was natürlich gelogen war –, und ihn zum Trinken in die Montagu Place einluden, Erleichterung zum Ausdruck gebracht, sich bei ihnen eingehakt und gerufen: »Geht nur voran! Ich folge euch!«
    Sie waren vorangegangen, nachdem sie in einer komischen Scharade die Jacken und Hüte tauschten, was den bereits betrunkenen Doyle verdutzt und bei Swinburne unkontrollierbare Lachanfälle auslöst hatte.
    Burton brach in Richtung der Gallows Tree Lane auf, währendSwinburne und Spencer mit Doyle der Gray’s Inn Road nach Norden folgten, bevor sie die Euston Road und die Marylebone Road in westliche Richtung einschlugen. Immer noch trieben sich Aufständische herum, aber sie schenkten dem Trio kaum Beachtung, das sich den Weg zwischen Trümmern, Kämpfen und Bränden hindurchbahnte und aus nicht mehr als einem Straßenkind, einem Obdachlosen und einem hoffnungslosen Trunkenbold zu bestehen schien. Zweimal wurden sie von der Polizei angehalten und befragt. Zum Glück kannte Swinburne beide Constables, und als er verstohlen seine Perücke anhob, um das karottenrote Haar darunter zu offenbaren, und Worte der Erklärung flüsterte, ließen sie ihn und seine Gefährten weitergehen.
    Die nächste Hürde erwies sich als Furcht einflößender. Mrs Iris Angell reagierte auf ihr Hämmern an die Vordertür, indem sie öffnete, sich auf die Schwelle stellte, die Hände in die Hüften stemmte und eine stockfinstere Miene aufsetzte: »Wenn Sie glauben, in sturzbetrunkenem Zustand einen Fuß in dieses Haus zu setzen, dann sind Sie noch berauschter, als Sie riechen. Wie oft muss ich mir das noch gefallen lassen, Meister Swinburne?«
    Da Swinburne seinen Auftrag nicht preisgeben konnte, solange sich Doyle neben ihm befand, schmeichelte er, raspelte Süßholz, schwatzte, gurrte, säuselte, entschuldigte sich und flehte regelrecht − jedoch alles vergeblich.
    In der Ferne schlug Big Ben zehn Uhr. Vor seinem geistigen Auge stellte sich der Dichter vor, wie Richard Burton an der Séance teilnahm, und er hüpfte frustriert auf und ab. Dann fiel ihm ein, dass ihm der Agent des Königs und dessen Haushälterin ein Losungswort verraten hatten, das er verwenden sollte, wenn er in Angelegenheiten des Königs handelte.
    »Meine Güte, meine liebe Mrs Angell, das war mir ja völlig entfallen! Abdullah.«
    »Nun, ich hoffe, Sie benutzen dieses Wort nicht unbedacht. Wissen Sie, Sir Richard würde das nicht dulden.«
    »Ich kann Ihnen versichern, Teuerste, dass ich es im vollenWissen um die Konsequenzen verwende, sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, der jedoch, wie ich beteuere,

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