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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Gestalten wie dir! Geh und such jemand anderen heim. Ich versuche zu schlafen. Halt mal! Halt mal! Was? Du meine Güte! Bist … bist du das? RICHARD?«
    Die gespenstischen Züge, die sich nur Zentimeter vor seinem Gesicht formten, waren unverkennbar die von Sir Richard Francis Burton.
    »Nein!«, stieß der Dichter hervor. »Du kannst nicht tot sein!«
    Die kaum sichtbaren Lippen seines Freundes bewegten sich. Zwar ertönte kein Laut, doch Swinburne hatte den Eindruck, dass die Mauern der Verteidigung, die Burton in seinem Geist errichtet hatte, plötzlich in sich zusammenfielen, und das Geräusch ihres Einsturzes hörte sich wie eine geflüsterte Stimme an: Hilf mir, Algy!
    »Dir helfen? Dir helfen? Was? Ich … mein Gott !«
    Er stolperte rücklings vom Fenster weg und fiel auf das Bett.
    Die gespenstische Gestalt Burtons hatte sich aufgelöst.
    Eine Weile saß Swinburne mit offenem Mund da, dann sprang er auf, packte seine Kleider und rannte aus dem Zimmer. Donnernd stürmte er die Treppe hinauf und lief ins Arbeitszimmer. »Herbert! Herbert! Wachen Sie auf!«
    »Hä?«
    »Richard steckt in Schwierigkeiten! Wir müssen ihn finden!«
    »Schwierigkeiten? Was für Schwierigkeiten? Woher wissen Sie das?«
    »Ich hatte eine Vision!«
    Der obdachlose Philosoph musterte den jüngeren Mann. »Also wissen Sie, mein Freund, Brandy kann …«
    »Nein, ich bin stocknüchtern, ich schwör’s! Ziehen Sie sich an! Machen Sie schon! Wir müssen los! Wir treffen uns im Hinterhof.«
    Spencer warf die Hände zur Zimmerdecke. »Schon gut, schon gut!«
    Irgendwie gelang es Swinburne, sich gleichzeitig anzuziehen und die Treppe hinunterzueilen. Im Hauptflur ergriff er vom Hutständer eine Leine, setzte den Weg ins Untergeschoss fort und rannte durch die Hintertür hinaus. Der Dichter überquerte den Hof und kauerte sich vor Fidgets Hundehütte.
    »Wach auf, alter Junge«, drängte er das Tier mit leiser Stimme. »Ich weiß, dass wir beide unsere Differenzen haben, aber es gibt Arbeit zu erledigen. Dein Herrchen braucht uns!«
    Ein rasselndes Gähnen ertönte, gefolgt von einer schlurfenden Bewegung. Der Kopf des Bassets kam aus der Hütte hervor. Der Hund starrte den Dichter traurig an.
    »Deine Nase wird gebraucht, Fidget. Warte, lass mich dir die Leine anlegen. Braver Hund.«
    Swinburne befestigte den Lederriemen am Halsband des Hundes, dann stand er auf und sagte: »Komm, es ist endlich an der Zeit, etwas zu unternehmen!«
    Fidget sprang auf des Dichters Knöchel zu und biss hinein.
    »Aua! Du Fiesling! Hör auf damit! Wir haben keine Zeit für Spielchen.«
    Spencer trat in seinem sackartigen Mantel und mit seiner Mütze auf dem Kopf aus dem Haus.
    »Nehmen Sie dieses kleine Monster!«, rief Swinburne schrill.
    »Wohin gehen wir, junger Freund?«, fragte der Philosoph und ergriff Fidgets Leine.
    »In die Gallows Tree Lane.«
    »Es ist nach Mitternacht in der Nacht einer offenen Rebellion! Wie sollen wir’s denn ins verflixte Clerkenwell schaffen? War es nicht schon schwierig genug, sich aus der Fleet Street bis hierher durchzuschlagen?«
    »Folgen Sie mir – und halten Sie den Köter von meinen Fußgelenken fern!«
    Swinburne ging in den hinteren Bereich des Hofs, öffnete die Garagentür und trat in den Verschlag. »Wir nehmen die hier«, sagte er, als Herbert hinter ihm auftauchte.
    »Rotorstühle? Ich kann keinen verdammten Rotorstuhl lenken!«
    »Doch, können Sie. Es ist ganz einfach. Keine Sorge, ich zeige Ihnen, wie es geht. Ist alles nur eine Frage der Koordination, und das bedeutet, wenn ich es kann, dann kann es jeder.«
    »Und was ist mit dem Hund?«
    »Fidget wird auf Ihrem Schoß sitzen.«
    »Oh, hol mich der Teufel!«
    Swinburne öffnete das Haupttor und zog die Maschinen hinaus. Ungeachtet seiner Proteste lauschte Spencer den Anweisungen des Dichters ohne Schwierigkeiten und war rasch mit den Grundsätzen des Fliegens vertraut. Nur an Erfahrung mangelte es ihm − noch.
    »Mit Schwänen hab ich kein Problem«, murrte er. »Die werden fürs Fliegen geboren. Aber sich in einem Klotz aus Metall und Holz in die Lüfte erheben? Das ist schlichtweg grotesk! Wie zum Geier fliegen diese Dinger überhaupt?«
    Grinsend nickte Swinburne. »Ich habe beim ersten Mal genauso empfunden. Wissen Sie, es liegt an der Formby-Kohle. Die erzeugt so viel Energie, dass sogar diese plumpen Gerätschaften in die Luft aufsteigen können. Allerdings sollte ich Sie warnen, Herbert. Es besteht die Gefahr, dass unsere Feinde einen Defekt

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