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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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über eure Gesetze. Wir sind die Anarchie. Wir sind das Chaos. Wir sind Individuen. Wir sind die Aufrührer.‹«
    »Hühnerkacke!«, krächzte Pox von Spencers Schulter.
    »Aye, tja, ’s war Ver… Ver-Verschwendung von guter Tinte und Papier. Also hat unsre neue Anführerin …«
    Seine Stimme verstummte mitten im Satz, und sein Blick verschwamm. Das Glas rutschte aus seiner Hand, und Brandy ergoss sich auf seinen Schoß. Er sackte nach vorne.
    »Himmel, Arsch und Zwirn!«, fluchte Swinburne schrill. »Verliert der verdammte Trottel doch ausgerechnet jetzt die Besinnung, wo er zum interessanten Teil kommt!«
    »Ja, und so wie’s aussieht, ist er vorerst nicht mehr zu gebrauchen«, merkte Spencer an. »Der macht die Augen nicht vor morgen früh auf, lassen Sie sich das gesagt sein. Was sollen wir mit ihm tun?«
    »Wir tragen den Tunichtgut nach unten und legen ihn im Gästezimmer auf das Sofa. Ich schlafe im Bett dort. Sie können hier nächtigen, wenn Ihnen ein Lehnsessel nicht zu ungemütlich ist.«
    »Ich hab schon in so vielen verdammten Hauseingängen geschlafen, dass ’n Lehnsessel purer Luxus für mich ist.«
    »Meine Zuckerschnecke«, flüsterte Pox.
    Swinburne erhob sich wankend. Er stampfte mit dem Fuß auf: »Was in Dreiteufelsnamen hat dieser Unsinn über Feen zu bedeuten, Herbert?«
    »Keine Ahnung.«
    Um Mitternacht starrte Algernon Swinburne an die Decke des Gästezimmers und wünschte, er könnte den scharfen Nachgeschmack des Brandys loswerden, der ihm in der Kehle brannte. Er konnte nicht schlafen, und der Raum schien sich langsam zu drehen.
    Swinburne fühlte sich merkwürdig – und es war mehr als bloße Trunkenheit. Schon, seit Burton ihn hypnotisiert hatte, fühlte er sich merkwürdig. In dieser Nacht jedoch empfand er die Merkwürdigkeit als … noch merkwürdiger.
    Rastlos wälzte er sich hin und her.
    Doyle, der auf dem Sofa lag, atmete tief und gleichmäßig, ein Geräusch, das durchaus ein wenig an Wellen erinnerte, die über einen Kieselstrand schwappten.
    Das Haus begann zu flüstern, als sich die Hitze des Tages verflüchtigte. Von den Holzdielen ertönte ein leises Knarren und Ächzen, vom Fenster ein zartes Knacken, als sich der Rahmen zusammenzog, vom Gebälk an der Decke ein kaum vernehmbares Seufzen.
    »Verflixter Lärm«, murmelte Swinburne.
    Aus der Ferne drang das Wummern von Rotoren an sein Ohr, begleitet von gedämpften Warnungen der Polizei.
    »Und ihr könnt auch die Klappe halten!«
    Er überlegte, wie viel Schaden der Aufstand angerichtet haben mochte. Es hatte eine Menge Brandstiftung und Vandalismus gegeben, auch Prügeleien und Morde.
    »London«, zischte er. »Die Bastion der Zivilisation.«
    Er konnte kaum glauben, dass sich die vermeintliche Rückkehreines verschollenen Erben zu einem solchen Chaos entwickelt hatte.
    Sein Blick wanderte zu den zugezogenen Vorhängen des Fensters. »Was war das?« Hatte er da etwas gehört?
    Es ertönte erneut, ein kaum vernehmliches Klopfen.
    »Das ist sicher kein Sittich. Es sei denn, sein Schnabel ist in Wolle gepackt. Großer Gott, was ist bloß mit mir los? Ich fühle mich richtig verstört!«
    Klopf-klopf-klopf.
    »Aufhören!«
    Ihn überkam das grauenhafte Gefühl, dass sich außer Doyle und ihm selbst noch jemand hier aufhielt. Angst jagte es ihm nicht ein – diese Empfindung war Swinburne völlig fremd –, doch es erfüllte ihn unbestreitbar mit Unbehagen, und er wusste, dass er nicht schlafen können würde, ehe er sich damit auseinandersetzte.
    »Wer ist da?«, rief er. »Stehen Sie hinter den Vorhängen? Falls ja, sollte ich Sie wohl warnen, dass ich von billiger Melodramatik nicht allzu viel halte!«
    Klopf-klopf.
    Seufzend schlug er die Decke zurück, setzte sich auf und schob seine Füße in die zu großen arabischen Pantoffeln, die er sich aus Burtons Zimmer geliehen hatte. Er stand auf, ergriff vom Stuhl neben dem Bett einen Morgenrock, streifte ihn über und schlurfte zum Fenster, wo er die Vorhänge aufriss.
    Rauch und Dampf wallten gegen die Scheibe, erhellt von einer Straßenlampe.
    »Hat es denn noch nicht aufgeklart?«, murmelte der Dichter. »Was diese Stadt braucht, ist ein ordentlicher Wind. Du liebes bisschen – was ist das denn?«
    Die Schwaden verdichteten sich und bildeten eine Gestalt.
    Klopf.
    »Ein Geist? Hier? Was um alles in der Welt hat er vor?«
    Er zog den Schieberahmen hoch und lehnte sich aus dem Fenster.
    »Was hat das zu bedeuten? Verschwinde gefälligst! Ich hab die Nase voll von

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