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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Sie lag mit aufgeplatztem Kessel auf der Seite. Dampf schoss zischend aus dem zerfetzten Metall hervor.
    Polizisten und Bahnarbeiter wuselten umher, und kaum hatten Swinburne und Spencer das Gebäude betreten, stürzte auch schon ein Constable auf sie zu, dessen Züge ein wahrhaft enormer Schnurrbart beherrschte.
    »Sofort stehen bleiben! Was haben Sie beide vor?« Neugierig betrachtete er Swinburne. »Moment mal. Habe ich Sie nicht schon mal gesehen? Doch! Jetzt weiß ich’s wieder. Damals, als dieser Messingmann auf dem Trafalgar Square zurückgelassen wurde. Constable Hoare ist mein Name, Sir. Samuel Hoare.«
    »Hallo, Hoare. Wir sind in offizieller Eigenschaft unterwegs. Hier, überzeugen Sie sich.«
    Burtons Assistent zeigte dem uniformierten Beamten die Ausweispapiere. Der untersuchte sie und zog die buschigen Brauen hoch.
    Fidget winselte und zog vehement an seiner Leine. Hoare schüttelte den Kopf.
    »Das ist zu hoch für mich«, sagte er. »Ich versteh kein Wort von dem Geschwafel! Ich rufe meinen Vorgesetzten her, wenn Sie nichts dagegen haben.« Er legte die Hände um den Mund und brüllte in die Dampfwolke hinein: »Commander! Commander!«
    Swinburne atmete vor Erleichterung auf, als sich die dichten Schwaden teilten und die Gestalt Commander Krishnamurthys erschien. Er trug die Uniform der neuen Flugeinsatzgruppe, einen langen braunen Ledermantel und eine flache Offiziersschirmmütze. Um seinen Hals baumelte eine Fliegerbrille.
    »Na so was, na so was, na so was!«, rief der Dichter glücklich. »Krishnamurthy, altes Haus! Mann, Sie habe ich ja seit der Schlacht von Old Ford nicht mehr gesehen! Kommen Sie in all dem Leder vor Hitze nicht um?«
    »Hallo Swinburne, guter Freund!«, begrüßte ihn Krishnamurthy mit einem breiten Grinsen. Er ergriff die Hand des Dichters und schüttelte sie. »Ja, tu ich. Aber so sind nun mal die verflixten Vorschriften. Was um alles in der Welt machen Sie hier, noch dazu um diese nachtschlafende Zeit? Warten Sie mal …« Er sah Spencer an. »Sind Sie nicht Herbert Spencer, der Philosoph? Mein Vetter – Shyamji Bhatti – redet andauernd von Ihnen. In wahren Lobgesängen.«
    »Das ist sehr freundlich von ihm, er ist ein anständiger Bursche«, gab Spencer zurück. »Sie sehen ihm ähnlich.«
    »Weil ich so schneidig und gut aussehe? Verbindlichsten Dank. Also, wie lautet die Geschichte, Swinburne?«
    »Fidgets Nase hat uns hergeführt. Wir folgen Richards Fährte. Er steckt in Schwierigkeiten.«
    Krishnamurthy blickte auf den Basset hinab, der immer noch wie wild an der Leine zog. »Tja, wie’s aussieht, ist hier nicht das Ende der Fährte. Lassen Sie ihn weiterlaufen, mal sehen, wo er uns hinführt. Den Rest können Sie mir unterwegs erzählen. Kommen Sie mit, Constable Hoare!«
    »Ja, Sir«, antwortete der Polizist mit dem Schnurrbart.
    Wie sich herausstellte, führte Fidget sie ganz und gar nicht weit. Die Fährte endete am Rand von Bahnsteig drei.
    »Sie sind in einen Zug gestiegen«, seufzte Krishnamurthy. »Was glauben Sie, wann, Mr Swinburne? Wir haben jetzt kurz nach halb drei, und seit Aufständische vor knapp über einer Stunde etwas auf die Gleise geworfen und diese Lokomotive zum Entgleisen gebracht haben, sind keine Züge mehr angekommen oder abgefahren.«
    »Richard hatte um zehn Uhr eine Verabredung«, erwiderte Swinburne. »Seine … äh … seine … hm … Nachricht hat mich gegen Mitternacht erreicht. Daher vermute ich, der Zug, der mit ihm an Bord von hier weg ist, muss wohl in der Stunde vor dem Unfall losgefahren sein.«
    Krishnamurthy wandte sich seinem Untergebenen zu. »Hoare, laufen Sie los und holen Sie einen Fahrplan. Wir sehen uns die Abfahrtszeiten und Fahrziele der Züge an.«
    Der Constable eilte davon, und während er fort war, schilderte Swinburne dem Commander rasch die Ereignisse, die zu Burtons Bitte um Hilfe geführt hatten.
    »Also hat er Ihnen eine Nachricht zukommen lassen, ja? Dieser einfallsreiche Haudegen! Was war es, ein Sittich?«
    Swinburne räusperte sich. »Äh … ich habe ein Klopfen am Fenster gehört, ja.«
    »Und worum geht es bei diesem Firlefanz mit Séancen? Was haben die Aufrührer vor? Ich erhalte aus dem West End widersinnige Berichte. Einige meiner Kollegen behaupten, dass tote Aufrührer in der Strand herumschlurfen.«
    »Das ist wahr«, meldete sich Spencer zu Wort.
    »Was genau vor sich geht, kann uns hoffentlich Richard sagen, wenn es uns gelingt, ihn aus den Händen seiner Entführer zu befreien«,

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