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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ausgesetzt, die sie vermutlich nie erleben sollten, und das verändert sie völlig. Künftige Mechanismen, die in Unterhaltungen zwischen Edward Oxfords Gefährten Henry Beresdorf und Isambard KingdomBrunel angesprochen wurden, werden gemäß unserem derzeitigen Wissensstand entwickelt, was uns eine Flut von Vorrichtungen beschert, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie hätten existieren sollen. Und doch gibt es inmitten all des Chaos und der Wirren etwas, dessen wir uns gewiss sein können: Das Verändern der Zeit kann unmöglich die Naturgesetze verändern. Ich weiß nicht, ob spirituelle Kräfte der Wissenschaft der Physik oder der Wissenschaft der Biologie zuzurechnen sind; ich weiß nur, dass sie real sind. Sie sind der lebende Beweis dafür.«
    Komtesse Sabina begegnete seinem Blick, und er sah in ihren Augen innige Überzeugung, als sie sagte: »Und doch sind sie in der Welt, die hätte sein sollen, nicht real. Sie sind nicht real . Das ist der Schlüssel, Captain Burton, irgendwie fühle ich das.«
    »Der Schlüssel wozu?«
    »Zum … zum Überleben des britischen Empires!«
    *
    Später an jenem Tag stand Burton in einem seiner Arbeitszimmer und rauchte eine Zigarre aus Manila, die den Raum mit ihrem durchdringenden Duft erfüllte. Er starrte mit leerem Blick auf die Straße hinunter, als ein Botensittich auf dem Sims landete. Als der Agent des Königs das Fenster öffnete, bekam er zu hören: »Nachricht vom Dungfresser Detective Inspector William Trounce. Anfang der Nachricht. Habe erfahren, dass Sie wieder auf den Beinen sind, Sie dreckiger Quastenwirbler. Werde Ihnen heute Abend gegen acht einen Besuch abstatten. Ende der Nachricht.«
    Burton kicherte. Dreckiger Quastenwirbler. Das musste er Algy erzählen.
    Das tat er auch, als ihn Swinburne später besuchte, und der Dichter schüttelte sich vor Gelächter, das jäh verstummte, als ihm Fidget, Burtons Basset, in den Knöchel biss.
    »Aua! Verflucht sei dieser verflixte Hund! Warum macht er das andauernd?«, kreischte Swinburne.
    »Das ist seine Art, Zuneigung zu zeigen.«
    »Kannst du ihm nicht beibringen, sie etwas weniger deutlich zum Ausdruck zu bringen?«
    Sie saßen beisammen und plauderten, entspannten sich in der gegenseitigen Gesellschaft und erfreuten sich an ihrer unbeschwerten, wenngleich unwahrscheinlichen Freundschaft. Vermutlich hätte sich in ganz London kein seltsameres Paar finden lassen als der hartgesottene Entdecker mit den groben Zügen und der zierliche, eher verweichlicht wirkende Dichter. Dennoch bestand eine intellektuelle – und vielleicht auch spirituelle – Verbindung zwischen ihnen, die mit ihrer gemeinsamen Vorliebe für die Werke des portugiesischen Dichters Camoens begonnen hatte. Genährt wurde sie vom gemeinsamen Drang herauszufinden, wo ihre eigenen Grenzen lagen, sofern sie denn welche hatten. Und gestärkt wurde ihre besondere Beziehung neuerdings durch die Herausforderungen und Gefahren, denen sie zusammen im Dienste des Königs trotzten.
    Um Schlag acht Uhr hämmerte es an der Eingangstür. Es folgten Schritte auf der Treppe und ein Klopfen an der Tür des Arbeitszimmers.
    »Herein!«, rief Burton.
    Die Tür schwang auf, und Mrs Angell trat über die Schwelle. Nervös stand sie da und wickelte die Hände in ihre Schürze.
    »Detective Inspector T-Trounce und ein junger C-Constable wünschen Sie zu sehen, Sir«, stammelte sie. »Und … und … Der Himmel steh’ mir bei!«
    »Mrs Angell? Geht es Ihnen gut?«
    Trounce betrat hinter ihr den Raum. Constable Bhatti folgte ihm.
    »Hallo, Captain! Hallo, Swinburne!«, rief der Mann von Scotland Yard vergnügt. »Mrs Angell, meine Liebe, machen Sie sich keine Sorgen! Ich verspreche Ihnen, es ist völlig harmlos.«
    »A-aber … Der Herr sei meiner Seele gnädig!«, stotterte die alte Dame. Sie warf die Hände gen Himmel und eilte hinaus.
    »Was ist harmlos?«, wollte Burton wissen.
    »Sie sehen ja wieder ganz wie der Alte aus!«, stellte Trounce fest und überging die Frage. »Aber was soll’s – es könnte schlimmer sein.«
    Swinburne lachte schallend.
    »Kommen Sie herein, meine Herren. Nehmen Sie sich etwas zu trinken und eine Zigarre«, lud Burton die beiden Beamten ein und deutete auf die Karaffe und das Zigarrenkästchen.
    Sie taten, wie ihnen geheißen, zogen sich zwei Lehnsessel herüber und ließen sich beim Agenten des Königs und dem Dichter am Feuer nieder. Fidget streckte sich auf dem Kaminvorleger zu ihren Füßen aus.
    »Wir haben ein Geschenk

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