Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)
ich ihn auch als Fechtpartner ausbilden?«
»Gewiss«, antwortete Bhatti. »Allerdings werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass er ein zu schneller Gegner ist.«
Burton zog die Augenbrauen hoch.
»Übrigens«, fügte der Constable hinzu. »Er muss einmal täglich aufgezogen werden, und ich würde vorschlagen, dass Sie ihmeinen Namen geben. Mit einem Namen gestaltet es sich einfacher, Befehle zu erteilen.«
»Ah ja, ich verstehe, was Sie meinen.«
Burton stellte sich vor seinen neuen Kammerdiener und wandte sich an ihn. »Erkennst du meine Stimme?«
Der Messingmann salutierte.
»Dein Name lautet: Admiral Lord Nelson.«
Wieder salutierte der Apparat.
Burtons Gäste lachten.
»Bravo!«, jubelte Swinburne.
Der Agent des Königs drehte sich zu den Polizisten um. »Danke, Detective Inspector Trounce und Constable Bhatti – das ist ein großartiges Geschenk! Und jetzt schlage ich vor, dass wir den Fall des Uhrwerksmannes vom Trafalgar Square abschließen, indem ich meinem Kammerdiener seinen ersten Befehl erteile.«
Trounce nickte ermutigend.
»Admiral Nelson«, sagte Sir Richard Francis Burton im Befehlston. »Servier die Getränke!«
Die Getränke wurden gehorsam serviert.
Später in jener Nacht konnte der Agent des Königs nicht schlafen. Eine Frage quälte ihn. Er sprach sie in die Dunkelheit. »Was mag nur aus den echten Chorsteinen geworden sein?«
Die Augen und der Fluch
Meine liebe Mutter,
die Verzögerung, die seit meinem letzten schreiben vom 22. April 1854 eingetreten ist, gestaltet es schwirig, diesen Brief zu beginen. Ich bedaure die Umstende und die sorgen zutiefst, die ich dir dadurch bereitet haben muss, das ich so lange nicht geschriben habe. Aber sie sind meinem Advokaten bekannt, und die vertraulicheren Einzeleiten hebe ich mir nur für dein Ohr auf. Eines sei dir versichert: Obwohl ich unter bescheidenen Umstenden lebe, habe ich nie zugelasen, dass eine Handlung dich oder meine Familie enteert. Ich bin ein armer Mann, nichts schlimmeres. Mr Gibbes hat mir eintringlich nahegelegt, dir einige dinge ins Gedechtnis zu rufen, die nur dir und mir bekannt sein können, um dich von meiner Idenditet zu überzeugen. Ich halte das zwar nicht für nötig, liebe Mutter, trozdem sende ich sie dir, nähmlich das braune mal auf meiner Seite. Und die Kartenhülle in Brighton. Liebe Mutter, ich kann dir versiechern, dass ich dein Versprechen seither gehalten habe. Bitte füge deiner antwort an mich deinen Brief an Mr Gibbes bei, um eine unötige Erkundigung zu vermeiden, da ich nicht möchte, das irgendjemand von meiner Anwesenheit in diesem Land weis. Wenn ich Anspruch auf meinen rechtmäsigen Rang und Namen erhebe und mich daher entschieden habe, zurückzukehren und mich der See erneut zu stellen, muss ich darum ersuchen, mir die dafür erforderlichen Mitel zu senden und einige offene Schulden zu bezahlen. Ich würde auf dem Landweg zurükkehren. Die Reisekosten und andere Ausgaben würden über zwei hundert Pfund betragen, denn ich schlage vor, von Victoria aus zu segeln, nicht von dieser Kolonnie, und von Melbourne aus unter meinem eigenen Namen in See zu stechen. Um mir das zu ermöglichen, liebe Mutter, musst du mir mindestens vier hundert Pfund schicken.
Brief vom Tichborne-Anspruchsteller
*
Es war der erste Montag im April 1862, fünf Wochen nach dem Tod von Sir Charles Babbage.
Ein Zischen, ein Klappern und ein Geräusch, das an einen großen Stopfen erinnerte, der von einem Einmachglas gezogen wird, kündigten die Ankunft eines Kanisters in der Gerätschaft auf Sir Richard Francis Burtons Schreibtisch an.
Fidget hob auf dem Kaminvorleger den Kopf, bellte, winselte und schlief wieder ein.
Das Dienstmädchen, die fünfzehnjährige Elsie Carpenter, stellte den Besen ab, verließ das Arbeitszimmer, rannte die Treppe hinauf, an den Schlafzimmern vorbei, die nächste Treppe hoch und klopfte an die Tür der Bibliothek.
Aus dem Raum dahinter drang exotische Musik.
»Herein!«, rief eine Stimme.
Sie trat ein und knickste.
Burton saß in seine Dschubbe – das weite Gewand, das er auf seiner berühmten Pilgerreise nach Mekka getragen hatte – gehüllt mit untergeschlagenen Beinen inmitten eines Haufens Bücher auf dem Boden. Er hatte sich einen Turban um den Kopf gewickelt und rauchte eine Wasserpfeife. Die Enden seiner Pantoffeln liefen spitz zu. Den gegabelten Bart hatte er sich vor einigen Tagen abrasiert. Nun hatte er einen langen exotischen Schnauzbart, der an beiden Seiten des
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