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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Mundes herabhing. Durch den neuen Stil wirkte er jünger und in Elsies Augen schneidiger.
    In der Bibliothek hielt sich ein weiterer Mann auf, der in einerEcke hockte und weit weniger attraktiv als ihr Dienstherr war. Der Mann war alt, braun und dürr. Er trug ein weites, weiß und gelb gestreiftes Gewand sowie einen hohen Fes und spielte auf einer Ney  – einer langen arabischen Flöte, deren Klänge sich ergreifend flüssig und melodisch anhörten.
    Burton nickte dem Mann zu, der daraufhin sein Instrument weglegte.
    »Danke, Al-Masloub. Dein Talent strahlt im Verlauf der Jahre immer heller. Nimm dir, was du brauchst, und mögest du gesegnet sein.«
    Der alte Mann stand auf, verneigte sich und murmelte: » Barak Allahu feekem .«
    Er ging zu einem schweren Möbelstück rechts der Tür und öffnete das kleine, mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Kästchen, das darauf stand. Daraus entnahm er einige Münzen, bevor er an Elsie vorbeiging und den Raum verließ.
    »Was ist, Miss Elsie?«, erkundigte sich Burton.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, erwiderte sie und knickste ein zweites Mal. »Tut mir leid, Ihre Musik zu stö-stör-ren, aber in dem Dingsbums ist gerade eine Nachricht eingetroffen.«
    »Danke. Und Sie meinen stören .«
    »Genau, Sir. Stör-ren.«
    Das Dienstmädchen knickste noch einmal, wich rücklings aus dem Zimmer, rannte die Treppe hinunter und griff sich den Besen. Dann stieg sie in das Untergeschoss hinab und betrat die Küche.
    »Alles blitzsauber, Ma’am«, teilte Elsie Mrs Angell mit.
    »Hast du die Bücherregale abgestaubt?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und den Kaminsims?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und den großen, alten afrikanischen Speer?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und hast du die Schwerter poliert?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und die Kissen aufgeschüttelt?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und was ist mit den Türknäufen?«
    »Da kann man sein Gesicht drin sehen, Ma’am.«
    »Braves Mädchen. Nimm dir ein Stück Obstkuchen vom Blech und ruh dich aus. Das hast du dir verdient.«
    »Danke, Ma’am.«
    Elsie griff sich ein Stück Kuchen, legte es auf einen Teller und ließ sich auf einem Hocker nieder.
    »Übrigens, Ma’am, der musikalische Schleich ist gegangen, und der Master hat eine Nachricht in dem Dingsbums bekommen.«
    »Scheich«, berichtigte die Haushälterin. Sie seufzte. »Herrje. Ich bin überzeugt davon, dass diese Gerätschaft nie etwas anderes als Ärger zustellen wird!«
    Sie drehte sich dem Uhrwerkmann zu, der am Tisch stand und Kartoffeln schälte. »Bitte geh zu Sir Richard, Lord Nelson.«
    Der Kammerdiener legte sein Messer hin und salutierte, wischte sich die Finger an einem Tuch ab und stapfte aus der Küche, die Treppe hinauf und ins Arbeitszimmer. Er betrat es, ging zu der Kommode zwischen den Fenstern, stellte sich reglos daneben und wartete auf Befehle.
    Burton saß am Kamin.
    »Hör sich das einer an«, meinte er abwesend. »Von Palmerston.«
    Er las die Mitteilung in seiner Hand:

    Untersuchen Sie den Anspruchsteller auf den Tichborne-Titel.
    Der Agent des Königs seufzte. »Dabei hatte ich gehofft, diesen verdammten Unsinn meiden zu können!«
    Er schaute auf, erblickte seinen Kammerdiener und sagte: »Oh, du bist das. Leg mir meinen Tagesanzug heraus, ja? Ich denke, ich statte dem alten Hasen Trounce einen Besuch ab, um herauszufinden, was er über die Angelegenheit weiß.«
    Eine halbe Stunde später trat Burton aus dem Haus MontaguPlace 14 und schlenderte in Richtung Whitehall los. Er hatte noch kaum drei Schritte zurückgelegt, als ihm eine Stimme zurief: »Hallöchen, Captain! Kerngesund, wie ich seh’!«
    Es war Mr Grub, der Straßenverkäufer, der im Winter Kastanien aus einem Bratentopf und im Sommer Wellhorn- und Strandschnecken und Aal in Aspik aus einem Karren feilbot.
    »Ja, Mr Grub. Es geht mir viel besser, vielen Dank. Wie läuft das Geschäft?«
    »Miserabel!«
    »Wieso das?«
    »Keine Ahnung, Captain. Ich glaub’, es liegt am Standort.«
    »Aber Sie stellen Ihren Karren immer hier auf. Wenn der Standort so schlecht ist, warum ziehen Sie dann nicht weiter?«
    Grub schob sich seine Leinenmütze aus der Stirn. »Weiterziehen? Pah! Kommt gar nich’ infrage! Ich bin seit Jahren hier, und vor mir war mein Vatter hier. Wollen Sie eine Tüte Wellhörner? Erst heut’ Morgen frisch aus der Themse geholt.«
    »Nein danke, Mr Grub. Ich bin unterwegs zu Scotland Yard.«
    Burton fragte sich, wie man etwas aus der Themse als »frisch« einstufen konnte.
    »Tja, Sie sin’ nich’ der

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