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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Polizeibeamte.
    »Ich war gerade unterwegs, um Sie ein wenig auszufragen«, sagte Burton und schüttelte seinem Freund die Hand.
    »Ich will gerade los, um Freddy Blue, dem Pfandleiher, ein wenig auf die Zehen zu treten. Möchten Sie mitkommen?«
    »Gern. Warum? Was hat er gemacht?«
    Sie stiegen die Stufen hinunter und brachen Richtung Trafalgar Square auf.
    »Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er wieder mit Diebesgut hehlt.«
    »Ein Sittich?«
    Trounce schüttelte den Kopf. »Nein, Cock Sperling, das Taschendiebkind. In welchem Zusammenhang wollten Sie meine grauen Zellen bemühen?«
    Sie gingen am Rand des Platzes entlang und betraten die Northumberland Avenue, die vom Verkehr verstopft wurde, da zahlreiche Lieferwagen auf dem Weg in die Innenstadt vom Fluss heraufrollten.
    »Ich habe mich gefragt, was Sie über den verlorenen Tichborne-Sohn wissen.«
    »Nur das, was ich in den Zeitungen gelesen habe.«
    »Das ist alles? Sie meinen, Scotland Yard befasst sich nicht mit der Sache?«
    »Warum sollten wir? Es wurden gegen niemanden irgendwelche Anschuldigungen erhoben. Wieso interessieren Sie sich dafür, Captain?«
    »Um ehrlich zu sein, tue ich das eigentlich gar nicht. Soweit es mich betrifft, empfinde ich die ganze Angelegenheit als reine Sensationsgier der Zeitungen. Leider sieht Pam das anders«, sagte Burton.
    »Palmerston? Warum sollte der Tichborne-Anspruchsteller für den Premierminister von Belang sein?«
    »Wer weiß? Das Gehirn des Mannes ist so unergründlich wie eine dieser Babbage-Apparaturen.«
    Trounce gab einen zustimmenden Laut von sich. »Nebenbei erwähnt«, sagte er, »Sie sollten mal die Männer sehen, die er geschickt hat, um das Babbage abzuholen, das wir in der Nacht des Raubs bei Brundleweed in dem Kloster gefunden haben. Die haben mich an zwei verdammte Leichenbestatter erinnert!«
    »Ah. Das müssen Damien Burke und Gregory Hare gewesen sein. Sie sind seine Handlanger für alle Eventualitäten.«
    »Ich muss schon sagen, ein seltsameres Paar habe ich noch nie gesehen. Und da wir gerade von ›seltsam‹ reden, wie geht’s dem jungen Swinburne?«
    »Er arbeitet an einem neuen Schwung Gedichte. Natürlich vernachlässigt er auch nicht sein Steckenpferd.«
    Trounce schnaubte. Beide Männer wussten, dass Swinburnes »Steckenpferd« regelmäßige Bordellbesuche bedeutete, wo er sich von bereitwilligen Freudenmädchen windelweich schlagen ließ.
    »Der Bursche hat schon einen eigenartigen Geschmack«, murmelte der Ermittler. »Wie es jemand genießen kann, gezüchtigt zu werden, ist mir ein Rätsel. Ich habe das eine oder andere Mal in der Schule unter dem Stock gelitten, und es hat mir kein bisschen gefallen!«
    »Je mehr ich über ihn erfahre«, gab Burton zurück, »desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass Swinburne ein echtes physiologisches Gebrechen hat, das bewirkt, dass er Schmerz als Vergnügen empfindet. Er ist ein faszinierendes Studienobjekt.«
    »Und durch und durch abartig. Wenngleich verdammt mutig, das muss ich ihm lassen. Absolut furchtlos. Hier ist Mr Blues Laden. Wenn Sie nichts dagegen haben, erledige ich das allein. Warten Sie hier auf mich?«
    »Gewiss. Nehmen Sie ihn nicht zu hart in die Mangel.«
    »Nur eine verbale Kopfwäsche, das ist alles, Captain.« Trounce lächelte. Er knackte mit den Knöcheln und verschwand in der Pfandleihe.
    Sir Richard Francis Burton lehnte sich auf seinen Stock und beobachtete den vorbeiziehenden Verkehr. Die Fahrzeuge der Händler wurden vorwiegend von Pferden gezogen. Nicht viele konnten sich ein Dampfross leisten. Die Männer an den Karren waren harte, drahtige Burschen. Die Hemdsärmel hatten sie bis zu den Ellbogen hochgerollt, und Burton konnte die Muskelstränge ihrer Unterarme, die Dicke ihrer Knochen und die ledrige Beschaffenheit ihrer Haut ausmachen. Keiner wies auch nur ein Gramm Fett auf, ebenso wenig ließen sie Überheblichkeit, ja kaum eine Spur von Selbstbewusstsein erkennen. Sie verkörperten das Wesentliche der Existenz – sie schufteten, sie aßen, sie schliefen, sie schufteten erneut, und sie sehnten sich offenbar nie nach etwas anderem. Er bewunderte sie, und auf seltsame Weise beneidete er sie auch.
    Einige Minuten später hörte er Schritte hinter sich und drehte sich um. Detective Inspector Trounce war aus dem Laden gekommen.
    »Er fing an zu brabbeln wie ein Baby, bevor ich mehr als zwei Worte gesagt hatte«, erzählte der Polizist. »Ich gehe davon aus, dass er eine Zeit lang auf dem Pfad der

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