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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Weizenfelder.«
    Er wandte sich an den Arzt. »Mein lieber Jankyn, Lady Mabella hat verlangt, dass ich eine jährliche Spende an die Armen dieser Gemeinde leiste. Ich habe zugestimmt. Die gute Frau wird nun die Menge festlegen, indem sie das Land umschreitet, dessen Erträge sie als angemessen für den Zweck erachtet.«
    Jankyn, der sich bei der Ankunft der Herrin erhoben hatte, ließ sich entsetzt zurück auf die Bank fallen.
    »Sie kann kaum gehen, Herr!«, stieß er empört hervor.
    De Tichborne schenkte ihm keine Beachtung, zündete die Fackel an und streckte sie seiner Gemahlin entgegen.
    Eine knochige Hand ergriff die flackernde Fackel. Unergründliche schwarze Augen begegneten einem Moment lang de Tichbornes Blick. Ein zahnloser Mund murmelte: »Lasst mich los.«
    Die Pflegerinnen traten zurück.
    Lady Mabella wankte kurz. Dann drehte sie sich mit knackenden Gelenken um und humpelte zum Rand des Feldes.
    Der Junker lachte boshaft und trank von seinem Wein. Er setzte sich wieder.
    Sprachlos, hilflos beobachtete Medikus Jankyn, wie die Greisinauf die Knie sank und zu kriechen begann, sich mit einer Hand abstützte, während sie mit der anderen die Fackel hielt.
    »Seht ihr, Meister Medikus«, meinte de Tichborne kichernd. »Wir haben diese Nacht eine wahrhaft feine Unterhaltung, was? Habt Ihr Lust auf eine Wette? Ich schätze, dass sie den Anteil auf vielleicht einen halben Sack Getreide festlegen kann, eh’ der Teufel sie an seine Brust holt.«
    »Ich kann dem nicht beiwohnen!«, rief Jankyn. Er setzte dazu an, sich zu erheben, doch de Tichbornes Hand umklammerte kräftig seinen Arm.
    »Halt! Gott ist mein Zeuge, wenn Ihr geht, durchbohre ich Euch mit meinem Schwert!«
    Jankyn sank zurück. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über die Stirn.
    Die alte Frau kroch weiter.
    Und weiter.
    Und weiter.
    Junker Roger de Tichborne fühlte sich zunehmend unbehaglicher, als seine Gemahlin die Grenze des langen Feldes vor ihm überquerte und zum nächsten gelangte, sich am fernen Ende die abschüssige Seite entlangarbeitete und wieder auf ihn zuhielt. Im orangen Schein der Fackel konnte er sehen, dass ihre Knie bluteten und ihr Tränen über das Gesicht liefen.
    »Verflucht! Woher stammt die Kraft des liederlichen Weibs?«, murmelte er. »Gewiss vom Teufel höchstpersönlich! Diese vermaledeite Hexe!«
    »Bei den Heiligen, Herr«, sagte der Arzt mit leicht lallender Stimme. »Wie viele Morgen hat Lady Mabella umschlossen?«
    »Wenn sie zu uns zurückkehrt, bevor die Fackel erlischt, fast dreiundzwanzig!«
    Zoll um Zoll kroch die Sterbende die restliche qualvolle Länge zum Rain, bis sie sich schließlich über den Fahrweg schleppte und vor de Tichbornes Füßen zusammenbrach. Die Fackel knisterte, flackerte und erlosch.
    Der Junker stürzte die Neige des Weins die Kehle hinab, dann warf er die Flasche wild beiseite.
    Er starrte auf die Frau hinab. Seine Lippen zogen sich von den Zähnen zurück. »Untersucht sie!«
    Der Arzt kauerte sich hin und drehte Lady Mabella auf den Rücken herum. Ihre Augen wanderten willkürlich hin und her, dann hefteten sie sich auf ihren Ehemann. Ihre Lippen bewegten sich.
    »Was?«, fauchte de Tichborne. »Spricht sie etwa?«
    »Aye, Herr. Sie ersucht Euch näherzukommen.«
    Der Adelige schnaubte zwar, dennoch kauerte er sich hin und beugte sein Ohr zu ihrem Mund.
    Die Greisin flüsterte: »Zwei Weizenfelder, Gemahl. Zwei Felder.«
    Ihr Ehemann zischte fuchsteufelswild: »Denkst du, ich halte mein Wort für eine Schlampe und Hexerin? Faulige Totenbeschwörerin! Drache! Fuchtel! Zwei Weizenfelder für die Armen? Niemals! Gar nichts bekommen sie von mir!«
    »Dann höre meine letzten Worte, oh Gemahl«, flüsterte Lady Mabella. »Aus tiefstem Herzen verfluche ich dich und die deinen, und dieser Fluch soll für alle Zeiten fortbestehen. Fällt die zugeteilte Spende auch nur ein einziges Jahr aus, so sollen diesem Hause sieben Söhne geboren werden, und kein einziger wird einen männlichen Nachkommen zeugen. Sieben Töchter sollen folgen, und der Name de Tichborne wird für alle Zeit verloren sein. Und das Haus selbst soll verfallen, bis von deiner Sippe nur noch vom Winde verwehter Staub übrig ist!«
    Damit schloss sie die Augen, und ein Rasseln drang aus ihrer Kehle.
    Der Arzt schaute auf. »Lady Mabella ist tot, Herr.«
    »Und möge sich der Teufel ihre Seele holen!« Der Junker ließ den Blick über die Weizenfelder wandern. »Verflixt und zugenäht! Dreiundzwanzig Morgen,

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