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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Brunel … Was?«
    »Ehrlich, Algy, ich habe noch nie einen Dichter getroffen, der sich so unzusammenhängend ausdrückt wie du. Aber um die Frage zu beantworten, die zu stellen dir nicht gelungen ist: Nein, ich glaube nicht, dass der Dampfmann etwas mit dem Tichborne-Fall zu tun hat. Allerdings vermute ich, dass der Unbekannte, der die Diamanten direkt vor seiner mechanischen Nase gestohlen hat, in irgendeiner Verbindung mit dem zurückgekehrten Erben stehen könnte.«
    »Aha! Also gibt es bei der Sippe der Tichbornes einen Tresorknacker.«
    »Unmöglich ist es nicht. Bisher weiß ich allerdings nur Folgendes …« Burton begann, die Legenden über die drei Nāga-Augen zu schildern, bevor er zur Geschichte der Familie Tichborne überging.
    »Ich gehe davon aus«, beendete er seine Ausführungen, »dass Sir Henry das südamerikanische Auge vielleicht gefunden hat, auch wenn Henry Arundell den Gedanken als lächerlich abtut. Und dass jemand aus der Familie oder mit irgendeiner Verbindung zur Familie nunmehr auch die Chorsteine in seinem Besitz haben könnte.«
    »Womit nur noch das afrikanische Auge bleibt«, merkte Swinburne an.
    »So ist es.«
    »Was ich merkwürdig finde.«
    »Merkwürdig?«
    »Durch den Stein ist der Nil entstanden.«
    »Dem Mythos zufolge ja. Worauf willst du hinaus?«
    »Nur darauf, dass Speke und du der Quelle des Flusses nachgejagt haben, dann hat es Henry Stanley getan, und jetzt ist seine Expedition verschwunden.«
    Burton runzelte die Stirn. »Seine Expedition ist verschwunden, weil er so dumm war, mit so etwas« – er klopfte gegen die Seite seines Rotorstuhls – »über die Region zu fliegen! Keine einzige Flugmaschine, die sich in dieses Gebiet gewagt hat, ist je wieder zurückgekommen. Das wusste er, trotzdem ist er geflogen.«
    »Ja, aber das habe ich nicht gemeint.«
    »Was dann?«
    »Komm mit mir ins Haus. Genehmige dir eine Zigarre. Ich will, dass du mir eine Geschichte erzählst.«
    Der Agent des Königs musterte seinen Freund einen Moment lang, dann zuckte er mit den Schultern, nickte, verstaute sein Werkzeug und führte Swinburne aus der Garage.
    Wenige Minuten später saßen sie entspannt im Arbeitszimmer. Burton trank einen Schluck Portwein und fragte: »Was willst du wissen?«
    »Etwas über deine Expedition mit Speke. Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr den Tanganjikasee im März 1858 erreicht. Was ist als Nächstes passiert?«
    »Hauptsächlich bestimmten Krankheiten das Geschehen. Wir hatten gehört, es gäbe am Ostufer des Sees eine Küstenortschaft namens Ujiji, wo wir ein Basislager errichten könnten, aber als wir dort eintrafen, stellten wir fest, dass sie lediglich aus ein paar klapprigen bienenstockartigen Hütten und einem armseligen Markt bestand …«
    *
    Captain Richard Francis Burton war blind. Lieutenant John Hanning Spekes Gesicht war einseitig gelähmt. Beide Männer waren zu schwach, um mehr als einige Schritte zu laufen.
    Zwei Wochen lang ruhten sie sich in einer halb verfallenen Kuppelhütte aus und aßen den gekochten Reis, den ihnen ihr Führer, Sidi Bombay, brachte. Schlaff lagen sie auf ihren Pritschen in der erstickenden Hitze, litten vor sich hin, schliefen, stöhnten, übergaben sich, erlangten und verloren abwechselnd das Bewusstsein.
    »Heilige Maria Muttergottes, ist es das wert, Dick?«, flüsterte Speke.
    »Das muss es sein. Wir sind fast da, ich bin überzeugt davon. Du hast doch gehört, was Bombay mir heute Morgen erzählt hat.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich war vor Fieber von Sinnen!«
    »Die Einheimischen behaupten, dass aus dem See in nördlicher Richtung ein Fluss verläuft. Wenn wir eine Dau auf ihn bekämen, bin ich sicher, wir würden feststellen, dass wir den Nil entlangtreiben, vorbei an den kämpfenden Stämmen, bis nach Kairo.«
    Burton klammerte sich an dieser Überzeugung fest und benutzte sie, um sich langsam aus der Talsohle seines schlechten Gesundheitszustands hochzuziehen. Ärgerlicherweise erholte sich Speke, ein weit weniger getriebener Mann als sein befehlshabender Offizier, trotzdem deutlich schneller. Schon bald ging er während der kurzen Anflüge kühler Morgen- und Abendluft spazieren, badete im See und kaufte auf dem kleinen Markt ein, Glasperlen zum Tauschen über den Arm geschlungen, die Augen von einer Rauchglasbrille geschützt, begleitet von einem Einheimischen, der einen Schirm über ihn hielt.
    Speke war ein seltsamer rastloser, unsicherer Mann, groß und dünn. Er besaß einen langen Bart und

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