Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
Stimme.
    Sie schaute auf. Die Röte in ihren Zügen hatte in Totenblässe umgeschlagen. »Es war wie ein Nebel, Sir, aber in der Gestalt einer Frau. Sie hat an die Wände geklopft, dann hat sie den Kopf gedreht und mich geradewegs angestarrt.«
    »Konnten Sie ihre Augen sehen?«
    »Ja! Herr Jesus, was waren sie schrecklich! Wie schwarze Kiesel, die in der Wolke schwebten. Sie hat mich ganz boshaft angeschaut, dann ist sie verschwunden. Einfach verflogen, wie Rauch im Wind.«
    »Ja!«, rief Sir Alfred. »Diese Augen! Gott im Himmel, sie sind furchterregend!«
    »Danke, Miss … wie war der Name noch gleich?«, sagte Lushington.
    »Blumens, Sir.«
    »Ah ja, sehr hübscher Name. Erinnert mich an … äh … äh … äh … egal. Nun denn, bitte widme dich wieder deinen Pflichten.«
    Das Mädchen knickste und rannte aus dem Zimmer.
    Swinburne sah Burton an und zog eine Augenbraue hoch.
    Burton zuckte leicht mit den Schultern und wandte sich an Tichborne. »Und Sie, Sir Alfred – haben Sie dasselbe gesehen?«
    »Ja! Seit fast einem Monat höre ich überall im Haus dieses verfluchte Klopfen, immer nachts.«
    »Seit einem Monat? Also hat es etwa um dieselbe Zeit angefangen, als alle Uhren stehen geblieben sind?«
    »Ach ja, richtig, das stimmt. Jedes Mal, wenn ich das Geräusch gehört habe, bin ich losgezogen, um ihm auf den Grund zu gehen, und jedes Mal ist es verstummt, wenn ich ihm näherkam. Bis vor zwei Wochen habe ich nie etwas gesehen. Es war, ich würde sagen, gegen drei Uhr morgens, und ich konnte nicht schlafen, deshalb ging ich nach unten in die Bibliothek, rauchte ein paar Zigarren und las ein wenig. Ich saß in einem der Lehnsessel mit den hohen Rückenlehnen, dem Kamin zugewandt. Wenn man dort sitzt und jemand eintritt, wird man nicht gesehen, allerdings ist es umgekehrt genauso, und jemand trat ein, ohne dass ich es bemerkt hätte.«
    Sir Alfred schauderte, schlang die Arme um sich und starrte auf seinen Teller hinab. Das Essen darauf hatte er noch nicht angerührt. Auch seine Gefährten schenkten ihrer Mahlzeit wenig Beachtung.
    »Ein plötzliches Klopfen von der anderen Seite des Raumes ließ mich vor Schreck beinah aus der Haut fahren. Es war das Geräusch von Knöcheln auf der Holztäfelung der gegenüberliegenden Wand. Klopf-klopf. Klopf-klopf. Immer und immer wieder, die Wand entlang. Ich beugte mich über die Seite des Sessels, schaute hinüber – und sah den Geist.«
    »So, wie ihn Miss Blumens beschrieben hat?«
    »In jeder Hinsicht. Die Erscheinung schwebte die Wand entlang und schlug mit einem erhobenen Arm gegen die Täfelung. Ich beobachtete sie und schäme mich nicht zuzugeben, dass ich vor Angst wie gelähmt war. Vielleicht eine halbe Minute verging, dann hat irgendetwas – ich weiß nicht, was – das Phantom auf meine Anwesenheit aufmerksam gemacht. Plötzlich wirbelte die Geisterfrau herum, und zwei schauerliche Augen, schwärzer als Pech, starrten mich mit solcher Bösartigkeit an, dass ich vor Grauen schrie. Dann verschwand das Wesen, wie das Hausmädchen gesagt hat, als wäre es vom Winde verweht worden.«
    Sir Alfred blickte zum Porträt seines Ahnen empor. »Es war Lady Mabella«, flüsterte er.
    »Wie kommen Sie zu der Annahme?«
    »Die Augen waren die ihren!«
    »Aber Mabella de Tichborne hat vor Hunderten von Jahren gelebt! Woher wissen Sie, wie Ihre Augen ausgesehen haben?«
    Tichborne erhob sich. »Warten Sie«, sagte er. »Ich hole etwas.«
    Damit verließ er den Saal.
    »Was denken Sie?«, wollte Lushington mit leiser Stimme von Burton wissen.
    »Hätte nur Sir Alfred die Erscheinung gesehen, würde ich ihn vielleicht für geistig gestört halten«, antwortete Burton. »Aber wir haben auch die Schilderung des Mädchens. Und das Klopfen haben Sie sogar selbst gehört.«
    »Ich habe gar nichts gehört«, warf Doktor Jankyn ein, »und ich habe einen leichten Schlaf, nicht wahr?«
    »Ich werde heute Nacht wach bleiben«, verkündeteSwinburne. »Ich will dieses rätselhafte Phantom mit eigenen Augen sehen.«
    »Auch die Uhren dürfen wir nicht vernachlässigen«, fügte Burton hinzu. »Sie liefern den empirischen Beweis, dass in diesem Haus etwas äußerst Merkwürdiges vor sich geht.«
    »Wenn das so ist, sollten Sie die Liste wohl auch um die Waffenkammer ergänzen«, sagte Lushington mit einem Seufzen.
    »Was? Warum?«
    »Sämtliche Gewehre sind verklemmt. Wofür es keine Erklärung gibt. Die einzigen Schusswaffen auf dem Anwesen, die noch funktionieren, sind jene, die

Weitere Kostenlose Bücher