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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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der Gärtner in seiner Hütte verwahrt.«
    »Das ist außergewöhnlich! Gehe ich recht in der Annahme, dass sie etwa zum selben Zeitpunkt kaputtgingen wie die Uhren?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich schon, ja.«
    Die Männer widmeten die Aufmerksamkeit der Mahlzeit, bis Sir Alfred wenige Minuten später mit einem Stück Pergament zurückkehrte. Er setzte sich und sagte: »Hören Sie sich das an. Es ist seit Generationen in Familienbesitz. Ein Gedicht. Niemand weiß, was es bedeutet.«
    Er begann zu lesen.

    »Höllenfluch so schwarz, klagend unter Tränen,
    Die da weinen in meiner Lady Feld,
    Die Last der Jahre lässt sie stöhnen,
    Ihr verfluchtes Almosen sie hält.

    Ein Fluch umhüllt den and’ren dort,
    Verdruss in den Armen erwacht zur Tat,
    Verbrauche, willst du entdecken den Ort,
    Mit Augen schwärzer als Lady Mabella sie hat.«
    »Beim blauen Federhut meiner Tante Agatha!«, rief Swinburne schrill. »Das ist ja grauenhaft! Entsetzlich holprig! Wer hat es geschrieben? Ein Schwachsinniger?«
    Sir Alfred Tichborne räusperte sich und antwortete: »Laut Familienlegende wurde es von Roger de Tichborne persönlich verfasst. Es wurde von meinem Großvater an meinen Vater weitergegeben, so wie er es an mich weitergegeben hat.« Er reichte Burton das Pergament. »Wie Sie sehen, lässt sich daraus deutlich ableiten, dass Lady Mabella auffallend schwarze Augen hatte.«
    Burton betrachtete das Schriftstück, nickte und sagte: »Kann ich mir das borgen? Ich möchte es gern genauer untersuchen.«
    »Nur zu.«
    »Also wirklich, Richard!«, stieß Swinburne aufgeregt hervor. »Das scheint mir ziemlich …«
    Jäh verstummte er, von einem finsteren Blick seines Freundes zum Schweigen gebracht.
    Burton wandte sich wieder Tichborne zu. »Was ist bei Ihrer zweiten und dritten Sichtung des Gespenstes passiert?«
    »Die zweite folgte drei Nächte später. Ich wurde von dem Klopfen geweckt, das vom oberen Absatz am Kopf der Treppe kam. Ich stieg aus dem Bett und ging los, um nachzusehen. Lady Mabella war da und bewegte sich – schwebend – vom Treppenabsatz die Stufen hinunter. Unterwegs klopfte sie an die Wand. Kaum sah ich sie, drehte sie sich um, durchbohrte mich mit einem Blick dieser furchterregenden Augen und verschwand. Vor zwei Nächten sah ich sie wieder, diesmal in dem Korridor, der vom Hauptsalon zum Billardzimmer führt. Ich war heruntergekommen, um meine Zigarren zu holen. Es war halb vier Uhr morgens.«
    »Eine weitere schlaflose Nacht?«
    »Ja. Davon habe ich jede Menge, seit diese verfluchte Affäre um den Anspruchsteller begonnen hat. Jedenfalls lief ich gerade den Korridor entlang, als sich die Luft vor mir plötzlich verdichtete. Ein Nebel formte sich und nahm die Gestalt von Lady Mabella an. Sie schien in die andere Richtung zu schauen, denn als ich einen Schritt zurückwich, knarrte unter meinen Füßen ein Brett, und der Nebel fuhr herum, sodass mich ihre Augen anstarrten. Sie durchbohrten mich erneut, dann schoss der Geist jäh vorwärtsund umhüllte mich mit einer derartigen Kälte, dass ich an Ort und Stelle die Besinnung verlor. Als ich vielleicht dreißig Minuten später erwachte, kehrte ich in mein Zimmer zurück, brach auf dem Bett zusammen und fiel abermals in Ohnmacht. Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass mein Haar vollkommen weiß geworden war.«
    »Grundgütiger!«, stieß Burton hervor. »Sie meinen, es ist über Nacht weiß geworden?«
    »Jankyn und der Colonel können es bestätigen. Noch vorgestern hatte ich dunkelbraunes Haar.«
    Burton blickte zu Jankyn und Lushington. Beide nickten.
    Eine Weile aßen die Männer schweigend. Die Dienstmädchen hatten sich zurückgezogen, und nur noch Bogle bewegte sich um den Tisch, um die Speisenden mit Wein und Wasser zu versorgen.
    »Darf ich Ihnen eine Frage in anderer Angelegenheit stellen?«, erkundigte sich Burton bei Tichborne.
    »Selbstverständlich, Sir Richard. Jede.«
    »Würden Sie mir etwas über die Familienlegende erzählen – jene, die sich um einen sagenhaften Diamanten rankt?«
    »Meine Güte, woher wissen Sie davon?«
    »Henry Arundell hat es erwähnt. Wie lautet die Geschichte?«
    »Oh, da gibt es nicht viel zu erzählen. Es wird gemunkelt, mein Großvater hätte einen großen schwarzen Diamanten in Südamerika gefunden. Was blanker Unfug ist.«
    »Aber wie ist die Legende entstanden?«
    »Durch müßigen Klatsch. Als Sir Henry von seinen Reisen zurückkam, stellte er die Spende ein und wurde gewissermaßen

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